Bochumer Biologen der Arbeitsgruppe für vergleichende Endokrinologie (Prof. Dr. Volker Blüm) sind versteckten aber wirkungsvollen Umweltgiften auf der Spur: Xenoöstrogene, chemische Stoffe mit der Wirkung des weiblichen Sexualhormons, stehen in Verdacht, Mensch und Tier zu schädigen. Möglicherweise sind sie mit verantwortlich für erhöhte Raten von Hodenkrebs und Genitalfehlbildungen.
Bochum, 06.12.1999
Nr. 306
RUB-Biologen untersuchen verweiblichte Fische
Versteckte Chemikalien mit östrogener Wirkung
RUBIN 2/99 - Xenoöstrogene: Die große Unbekannte
Bochumer Biologen der Arbeitsgruppe für vergleichende Endokrinologie (Prof. Dr. Volker Blüm) sind versteckten aber wirkungsvollen Umweltgiften auf der Spur: Xenoöstrogene, chemische Stoffe mit der Wirkung des weiblichen Sexualhormons, stehen in Verdacht, Mensch und Tier zu schädigen. Möglicherweise sind sie mit verantwortlich für erhöhte Raten von Hodenkrebs und Genitalfehlbildungen.
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Hohe Dunkelziffer östrogener Stoffe
Manchmal erschließen sich die komplizierten Zusammenhänge der Natur erst durch Zufall: Z. B. zeigten Brustkrebszelllinien eines US-Labors in den 80er Jahren plötzlich erhöhte Wachstumsraten, wenn sie in bestimmten Plastikgefäßen aufbewahrt wurden. Es stellte sich heraus, dass der Hersteller den Gefäßen einen Stoff beigemischt hatte, der östrogene Wirkung hat. Solche Xenoösstrogene kommen z. B. in Pestiziden, PCB's, waschaktiven Substanzen und Kunststoffbestand-teilen vor. Die Dunkelziffer ist beträchtlich: Benennen kann die Stoffe noch niemand, die Forschung steckt hier noch in den Kinderschuhen. Häufig gelangen sie über das Abwasser in die Umwelt.
Verweiblichte Fische lassen auf Xenoöstrogene schließen
Die Bochumer Forscher zäumen nun das Pferd von hinten auf: Anhand der Symp-tome einer Belastung mit Xenoöstrogenen bei Fischen wollen sie auf die Wasserbelastung und die Wirksamkeit der Chemikalien schließen. Sie fingen Brassen aus der recht sauberen Wahntalsperre und zum Vergleich aus dem stark verschmutzten Niederrhein. Sie untersuchten die Fische auf Symptome einer Verweiblichung, z. B. Fehlbildungen der Hoden und Störungen des Hormonsystems. Männliche Fische bilden unter Hormoneinfluss z. B. vermehrt Rezeptoren für das Hormon, die wiederum die Produktion von Dotterproteinen anregen. Bei den Rheinfischen fanden die Wissenschaftler viermal soviel Dotterprotein wie bei den Artgenossen aus der Talsperre. Auch hatten einige von ihnen Eizellen in den Hoden ausgebildet - möglicherweise ein Anzeichen für Xenoöstrogene. Fernziel der Biologen ist es, einmal ein beliebiges Gewässer auf seine Belastung zu überprüfen und die Stoffe auch genau benennen zu können.
Weitere Informationen
Dr. Frank Paris, Fakultät für Biologie der RUB, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-24321, Fax: 0234/32-14-551
Außerdem in RUBIN 2/99
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Ungewöhnlich: Eizellen in Hoden von Rheinfischen
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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