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28.06.2006 10:46

Warum sich die Gelenke entzünden

Dr. Ute Schönfelder Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Forscher der Universität Jena mit Rheuma-Preis der "Stiftung Wolfgang Schulze" geehrt

    Jena (28.06.06) Meist beginnt es in den Finger- oder Zehengelenken. Diese schmerzen plötzlich und schwellen an. Das passiert vor allem nachts. Am Morgen können die Betroffenen die Gelenke manchmal kaum bewegen. "Diese über eine Stunde andauernde 'Morgensteife' ist zusammen mit den Schmerzen und der Leistungsminderung ein typisches Anzeichen für eine beginnende rheumatoide Arthritis", erklärt Dr. Dirk Pohlers, Biochemiker in der Arbeitsgruppe Experimentelle Rheumatologie des Klinikums der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Schätzungen zufolge sind von dieser Krankheit zwischen 0,5 und ein Prozent der Weltbevölkerung betroffen. Allein in Deutschland leiden mindestens 400.000 Patienten an rheumatoider Arthritis.

    Obwohl die Erforschung der Krankheit in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht hat, sind ihre Ursachen noch immer nicht genau geklärt. Im Verlauf der Krankheit entzünden sich nach und nach immer mehr Gelenke. Die Gelenkinnenhaut in den betroffenen Gelenken beginnt unkontrolliert zu wachsen, während gleichzeitig Knorpel und Knochen abgebaut werden. Das führt dazu, dass diese Hartgewebe Schaden nehmen und sich die Gelenke im weiteren Verlauf zunehmend versteifen.

    Dr. Pohlers und seinen Kollegen unter Leitung von Prof. Dr. Raimund W. Kinne ist es jetzt gelungen, eine mögliche Ursache dieser Prozesse aufzuklären. Sie fanden heraus, dass die unlängst entdeckte Variante eines Wachstumsfaktors (PDGF-D) vermehrt in der Gelenkinnenhaut von Patienten mit rheumatoider Arthritis vorkommt. Wie der Name sagt, regt dieser Wachstumsfaktor das Zellwachstum an. "Da wir PDGF-D vor allem in den rheumatisch-entzündeten Gelenken vorfanden, lag der Schluss nahe, dass dieser Faktor zumindest teilweise für das Wachstum der Gelenkinnenhaut verantwortlich sein könnte", so Dirk Pohlers. Die Jenaer Forscher konnten die Richtigkeit dieser Annahme dadurch belegen, dass nach Zugabe des Wachstumsfaktors die Vermehrungsrate der Gelenkzellen deutlich erhöht war. Gleichzeitig fanden Dirk Pohlers und seine Kollegen, dass die Produktion eines Bindegewebe abbauenden Enzyms durch die Gabe von PDGF-D ebenfalls anstieg, was sich mit den Symptomen der Krankheit deckt. Möglicherweise könnte die Ausschaltung dieses Faktors daher den Verlauf der Erkrankung verlangsamen und die Beschwerden in der Folge lindern.

    Für diese wegweisende Arbeit zu den möglichen Ursachen der rheumatoiden Arthritis, die kürzlich auch in dem renommierten Journal "Arthritis & Rheumatism" veröffentlicht wurde, ist Dr. Pohlers mit dem diesjährigen Preis der "Stiftung Wolfgang Schulze" ausgezeichnet worden. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird jährlich an in- und ausländische Wissenschaftler verliehen, die auf dem Gebiet entzündlicher und autoimmuner rheumatischer Erkrankungen forschen. Die "Stiftung Wolfgang Schulze" wird von der Deutschen Rheuma-Liga e. V. verwaltet.

    (Originalarbeit: Pohlers D, Huber R, Ukena B, Kinne RW. Expression of platelet-derived growth factors C and D in the synovial membrane of patients with rheumatoid arthritis and osteoarthritis. Arthritis & Rheumatism 2006; 54(3): 788-94)

    Kontakt:
    Dr. Dirk Pohlers
    Lehrstuhl für Orthopädie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Waldkrankenhaus "Rudolf Elle" gGmbH
    Klosterlausnitzer Str. 81, 07607 Eisenberg
    Tel.: 036691 / 81227
    Fax: 036691 / 81226
    E-Mail: Dirk.Pohlers[at]med.uni-jena.de


    Bilder

    Preisträger Dr. Dirk Pohlers in seinem Labor.
    Preisträger Dr. Dirk Pohlers in seinem Labor.
    Foto: privat
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

    Preisträger Dr. Dirk Pohlers in seinem Labor.


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