UNIVERSITAET TRIER 79/1997 14. April 1997
Theater an der Uni:
,UEber allen Gipfeln ist Ruh"
Trierer Theater spielt die Komoedie von Thomas Bernhard im Auditorium maximum
Zwei Auffuehrungen: jeweils am 29. April und am 06. Mai 1997 um 20.30 Uhr
Mit Thomas Bernhards Komoedie ,UEber allen Gipfeln ist Ruh" wird die erfolgreiche Reihe ,Theater an der Uni" fortgesetzt. Mit diesem grotesk-komischen Theaterstueck sollen Studierende, Bedienstete und auch Buerger aus Stadt und Region ins Auditorium maximum gelockt werden, um diese Auffuehrung, die in der Spielzeit 1996/97 am Theater Trier bereits beim Publikum grosse Anerkennung gefunden hat, im Universitaetsambiente zu erleben. Wie sehr sich ein Besuch hierher lohnt, zeigte die Auffuehrung des ,Vetter aus Dingsda", die im Wintersemester in der Universitaet mit viel Begeisterung vom Publikum aufgenommen wurde. ,UEber allen Gipfeln ist Ruh" ist - nach einem ,Beckett-Abend", ,Ohio Impromptu", ,Der Kuss der Spinnenfrau", ,Hexenbrennen" und ,Der Vetter aus Dingsda" - die fuenfte Produktion im Rahmen der Kooperation von Theater und Universitaet Trier.
Die Auffuehrungen von Bernhards Komoedie finden am 29. April und am 06. Mai 1997 jeweils um 20.30 Uhr im Auditorium maximum in der Universitaet Trier statt. In den Hauptrollen spielen Verena Ryhn und Peter Hoeschler, in weiteren Rollen sind Sandra Schmitz, Stefan Franz und Matthias Oelrich zu sehen. Der durch zahlreiche Inszenierungen bereits bekannte Regisseur Lothar Trautmann setzte in Trier diese bitterboese Komoedie in der Ausstattung von Walter Jahrreiss in Szene. ,Ein deutscher Dichtertag um 1980" ist der Untertitel der wohl brillantesten Komoedie des beruehmten oesterreichischen Autors Thomas Bernhard. Und das nicht ohne Grund. Schliesslich steht mit dem fiktiven Gegenwartschriftsteller Moritz Meister ein typisch deutscher Dichterfuerst aus dem Lande der Dichter und Denker im Mittelpunkt des Werkes. Natuerlich ist jede AEhnlichkeit mit lebenden Personen rein zufaellig, aber dieser Moritz Meister kommt Lesern und Zuschauern doch irgendwie sehr bekannt vor. Herr Meister ist der Prototyp des deutschen Intellektuellen schlechthin und vereinigt alle guten und schlechten Eigenschaften dieser Spezies in sich. Seine von ihm verfasste Tetralogie streift alle literarischen, musikalischen und kuenstlerischen Dimensionen, die nur denkbar sind. Sowohl Moritz Meister als auch sein Protagonist sehen sich in der direkten Nachfolge Goethes, wandern gerne - wie der damalige Bundespraesident Carl Carstens - und lieben die schoenen Kuenste, nicht zuletzt die Oper. Natuerlich leiden die Meisters - die Frau teilt alle Leidenschaften ihres Gatten - besonders am Greuel der deutschen Vergangenheit, wie es sich fuer einen deutschen Intellektuellen der Nachkriegszeit gehoert, und bewohnen nur ungern das schoene Landhaus eines juedischen Emigranten. Schliesslich ist man sich der deutschen Kollektivschuld voll bewusst. Thomas Bernhard nimmt in seiner Komoedie schonungslos die Deutschen und ihren Hang zu Dichtung und Wahrheit auf die Schippe. ,UEber allen Gipfeln ist Ruh" ist darueber hinaus eines von Bernhards leichtesten und unterhaltsamsten Stuecken, das gerade durch seinen fast boulevaresken Stil die Verehrer der neueren deutschen Literatur aufs Glatteis fuehrt, die diese Komoedie eher zu Bernhards schwaecheren Stuecken zaehlen, ohne zu merken, dass sie damit gerade dem Autor auf den Leim gehen. Gerade in diesem Stueck brillieren Wortwitz und Schaerfe des Autors. ,UEber allen Gipfeln ist Ruh" wurde am 25. Juni 1982 waehrend der Ludwigsburger Festspiele mit grossem Erfolg in der Regie von Alfred Kirchner uraufgefuehrt und gehoert seitdem zu den meistgespielten Stuecken des 1989 viel zu frueh verstorbenen streitbaren OEsterreichers.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft
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Deutsch
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