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30.06.2006 13:36

KDA-Magazin stellt vor: Pflege-Expertenstandard zur Kontinenzförderung

Klaus Großjohann Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit
Kuratorium Deutsche Altershilfe - Wilhelmine Lübke Stiftung e. V.

    KDA-Magazin stellt vor: Pflege-Expertenstandard zur Kontinenzförderung

    KDA-Magazin stellt vor: Pflege-Expertenstandard zur Kontinenzförderung

    Neue Hoffnung für Betroffene und Pflegende

    Köln (KDA), 30. Juni 2006 - Harninkontinenz, also der ungewollte Verlust von Urin, stellt
    für die Betroffenen eine große Belastung dar und ist ein gesellschaftliches Tabuthema. Dabei
    kann bei allen verschiedenen Formen von Inkontinenz durch gute Beratung, fachlich fundierte
    Interventionen verbunden mit dem richtigen Einsatz von Hilfsmitteln die Lebensqualität
    entscheidend verbessert werden. Nicht selten kann eine Inkontinenz sogar überwunden
    werden. Darauf weist die gerade erschienene Ausgabe 2/2006 von PRO ALTER, dem
    Fachmagazin des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) hin und stellt in diesem
    Zusammenhang den neuen Pflege-Expertenstandard zur Förderung der Kontinenz vor.
    Harninkontinenz ist keineswegs nur ein Problem des Alters, wie viele glauben, heißt es in
    dem 25-seitigen Titelthema "Wer die Kontrolle verliert, hat nicht verloren" von PRO ALTER.
    So sind davon rund 20 bis 30 Prozent der jungen und 30 bis 40 Prozent der Frauen im
    mittleren Lebensalter betroffen. Im fortgeschrittenen Alter haben Menschen beiderlei
    Geschlechts zunehmend ein Kontinenzproblem, so dass unter der Bewohnerschaft von
    Altenpflegeeinrichtungen heute 43 bis 77 Prozent an einer Inkontinenz leiden.

    Belastung sowohl für die Betroffenen als auch für die Pflegenden

    "Viele der davon Betroffenen versuchen, den mit einer Inkontinenz verbundenen
    Kontrollverlust vor anderen zu verbergen", sagt die KDA-Pflegeexpertin und Psychologin
    Christine Sowinski. "Die Angst, 'in die Hose zu machen', bestimmt ihren Alltag. Häufig
    grenzen sie sich von Freunden und Bekannten und sozialen Aktivitäten ab, aus Angst, die
    anderen könnten etwas merken." Nicht selten würden sich die betroffenen Personen auch vor
    sich selbst ekeln und sich nicht mehr als liebenswert empfinden, was sich auch auf ihre
    Sexualität auswirke, erklärt die Diplom-Psychologin in PRO ALTER. Doch auch für
    Pflegende sei der Umgang mit Inkontinenz nicht immer leicht. Zwar würden die meisten dazu
    eine professionelle Haltung entwickeln, doch der Umgang mit Kontinenzproblemen werde
    auch als Belastung erlebt. "Schließlich müssen Pflegende in die intimsten Bereiche anderer
    Menschen eingreifen, ihnen in die Hose fassen und sie im Intimbereich waschen. Viele fühlen
    sich dann schuldig, weil sie deren soziale Grenzen verletzen, auch wenn die Betroffenen
    damit einverstanden sind", so Sowinski weiter. "Hinzu kommt, dass immer noch zu viele
    Pflegefachpersonen zu wenig über Inkontinenz und mögliche Interventionsmaßnahmen
    wissen."

    Beim neuen Expertenstandard stehen Erhaltung und Förderung der Kontinenz im
    Mittelpunkt

    Hier wird der neue und fünfte Nationale Expertenstandard zur Förderung der Harnkontinenz,
    der nach über einjähriger Arbeit von einer zwölfköpfigen Expertenrunde vorgelegt wurde und
    sich an Pflegefachkräfte in Einrichtungen der ambulanten Pflege, der Altenhilfe und der
    stationären Gesundheitsversorgung richtet, Abhilfe leisten, ist sich Sowinskis Kollege, der
    Pflegewissenschaftler Heiko Fillibeck, sicher. "Wird der Standard konsequent in die Praxis
    eingeführt und angewendet, kann das dazu führen, dass Betroffene, ihre Angehörigen und
    beruflich Pflegende verstärkt von einer besseren Lebens- und Arbeitsqualität profitieren." Das
    Besondere dabei: "Der Expertenstandard orientiert sich nicht - wie bisher üblich - vorrangig
    an dem Problem der Inkontinenz, sondern rückt die Erhaltung und Förderung der
    Harnkontinenz in den Vordergrund", erklärt Fillibeck in PRO ALTER. Ziel einer
    fachgerechten Pflege ist es demnach, mit geeigneten pflegerischen Interventionen wie
    individuell geplantem Toilettentraining oder Stärkung der Beckenbodenmuskulatur das
    höchstmögliche Kontinenzprofil - also im Idealfall eine vollständige Kontinenz - zu
    erreichen. "Die Zeiten, in denen eine Pflegefachperson jeglicher Form von Inkontinenz
    unreflektiert mit einer "Einlage" begegnet ist, sollten spätestens mit der Einführung dieses
    neuen Expertenstandards vorbei sein", urteilt Fillibeck, der im KDA als Referent für
    Pflegepraxis tätig ist.

    Auf das richtige Trinkverhalten kommt es an

    Das KDA-Magazin beleuchtet auch die medizinische Sicht des Themas Kontinenzförderung
    und hat dazu den Internisten und Geriater Dr. Mathias Pfisterer vom Heidelberger Bethanien-
    Krankenhaus ausführlich in einem Experten-Interview befragt. Pfisterer verweist dabei unter
    anderem auf die Bedeutung des Toilettentrainings (darunter wird das Aufsuchen der Toilette
    entweder nach Aufforderung oder zu geplanten Zeiten verstanden) und der Beratung.
    Beratung sei beispielsweise dann besonders nötig, wenn Menschen, die an
    Kontinenzproblemen leiden, zu wenig trinken - aus Angst, sonst die Urinproduktion noch
    mehr anzuregen. Das sei aber grundsätzlich falsch, erklärt Pfisterer, denn dadurch könnten
    wieder andere Probleme entstehen. So könnten niedrige Harnmengen Menschen
    beispielsweise für Blasenentzündungen anfälliger machen. "Vielmehr geht es darum, zu
    schauen, was und wann die Betroffenen trinken. Harntreibende Getränke wie zum Beispiel
    Kaffee sollten unter Umständen gemieden werden, weil sie die Symptome bei bestimmten
    Inkontinenzformen verschlimmern können", erklärt der Internist und Geriater. Ebenfalls zu
    klären sei die Frage, wann wie viel getrunken werde. "Wenn nachts zum Beispiel ein Problem
    besteht, empfehlen wir den Betroffenen, nachmittags oder abends nicht so viel zu trinken,
    sondern die Trinkmenge - möglichst zwei bis zweieinhalb Liter - über den Tag zu verteilen",
    so Pfisterer weiter. Er hofft, dass der neue Expertenstandard dazu beiträgt, das Miteinander
    von Ärzten und Pflegenden zu stärken, "denn nur dann kann Menschen mit
    Kontinenzproblemen effektiv geholfen werden".

    Weitere Informationen:
    Kuratorium Deutsche Altershilfe
    Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit
    Ines Jonas
    E-Mail: ines.jonas@kda.de
    Tel.: 0221/931847 - 0

    Weitere Themen der PRO ALTER-Ausgabe 2/2006 sind unter anderem:
    - Mehr Transparenz und Qualität beim Betreuten Wohnen durch neue DIN- Norm
    - Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit
    Demenz
    - Altersbild und Alterserleben im historischen Wandel: Das Mittelalter:
    Älterwerden im Tal
    der Verachtung?
    - Märchen als "Türöffner" zu Menschen mit Demenz
    - Haltegriffe im Sanitärraum und ihre Bedeutung für die Selbstständigkeit

    PRO ALTER ist zu beziehen beim Kuratorium deutsche Altershilfe, An der Pauluskirche 3,
    50677 Köln, Fax 0221/93 18 47-6, E-Mai versand@kda.de. Das Einzelheft kostet 4,80 Euro
    (zuzüglich Versandkosten), das Jahresabonnement 16 Euro (einschließlich Versandkosten).


    Weitere Informationen:

    http://www.kda.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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