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05.07.2006 11:00

Helmholtz-Hochschulnachwuchsgruppe am MDC für Hirnforscher - 1,25 Millionen Euro für fünf Jahre

Barbara Bachtler Kommunikation
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch

    Der Hirnforscher Dr. Jochen Meier von der Charité-Universitätsmedizin Berlin leitet seit Anfang Juli 2006 am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch eine Helmholtz-Hochschulnachwuchsgruppe. Für die kommenden fünf Jahre erhält er für seine Forschungsgruppe "RNA Editing and Hyperexcitability Disorders" insgesamt 1,25 Millionen Euro. Die Hälfte davon kommt aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds des Präsidenten der Helmholtz-Gemeinschaft, die andere Hälfte finanziert das MDC, das Mitglied dieser Forschungsorganisation ist. Dr. Meier untersucht die Informationsverarbeitung im Gehirn und dabei vor allem die so genannte RNA-Editierung im Zusammenhang mit Erkrankungen, bei denen das Zentrale Nervensystem hypererregt ist, wie zum Beispiel bei Epilepsien und Muskelkrämpfen. Für 2006 hat die Helmholtz-Gemeinschaft insgesamt 17 neue Nachwuchsgruppen eingerichtet, davon 15 gemeinsam mit einer Universität.

    Im gesunden Organismus besteht immer eine Balance zwischen der Erregung von Nervenzellen (Neuronen) und ihrer Hemmung. In diesem Zusammenhang nimmt Dr. Meier den so genannten Glyzin-Rezeptor genauer unter die Lupe. Das ist einer der neuronalen Rezeptoren, die dafür sorgen, dass elektrische Impulse im Gehirn gehemmt und damit nicht an die nachgeschaltete Nervenzelle weitergeleitet werden. Ist die Funktionsweise dieser hemmenden Rezeptoren verändert, knallt bei den Betroffenen quasi die Sicherung durch und es kommt zu Hypererregbarkeits-Zuständen. Das ist zum Beispiel der Fall bei einem epileptischen Anfall oder bei Muskelkrämpfen.

    Um herauszufinden, was im Gehirn auf molekularer Ebene schief läuft, untersucht Dr. Meier einen Vorgang, den die Forschung als RNA-Editierung bezeichnet. Dabei werden beim Umschreiben der in den Genen enthaltenen DNA-Textbausteine in RNA auf enzymatischem Weg einzelne Buchstaben durch andere ersetzt. Das Ergebnis ist, dass der in der Sprache der Gene, der DNA, verfasste Ursprungstext nicht mehr deckungsgleich ist mit der RNA, der Sprache, die den Code für die Textbausteine der Proteine enthält. "Mit dieser Maßnahme gelingt es der Zelle, sich über die im Genom vorgeschriebene Information hinwegzusetzen und ihrer eigenen genetischen Textvorgabe durch gezielt gesetzte Änderungen einen völlig anderen Sinn zu geben", erläutert der Biologe dieses Phänomen.

    Die RNA-Editierung ist entwicklungsgeschichtlich sehr alt. Bei Säugetieren und damit auch beim Menschen sind bisher jedoch nur wenige "Redigierstellen" bekannt. Dr. Meier will jetzt nach solchen Stellen im Nervensystem fahnden, um herauszufinden, welche Rolle sie bei den neurologischen Erkrankungen spielen, bei denen die Informationsübertragung im Gehirn gestört ist.

    Dr. Meier wurde am 14. Oktober 1970 in Neustadt an der Weinstraße geboren. Er studierte von 1990 bis 1995 an den Universitäten Mainz, Tübingen und Heidelberg Biologie. Nach seinem Diplom am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg ging er 1996 für vier Jahre an die École Normale Supérieure nach Paris, Frankreich, wo er im Jahre 2000 an der Universität Pierre et Marie Curie promovierte. Während dieser Zeit erhielt er mehrere Stipendien, unter anderem vom Verband der Chemischen Industrie (VCI) und von der NATO. Von 2001-2006 forschte er am Johannes-Müller-Centrum für Physiologie der Charité - Universitätsmedizin Berlin. Neben seinen wissenschaftlichen Aktivitäten war er auch in der Lehre tätig, sowohl im regulären als auch im Reformstudiengang der Medizin und im internationalen Masterstudiengang der molekularen Neurowissenschaften, was die Grundlage für seine Habilitation im Fachbereich Medizin/Physiologie der Humboldt Universität bildete.

    Pressestelle
    Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
    Barbara Bachtler
    Robert-Rössle-Straße 10
    13125 Berlin
    Tel.: 0049/30/94 06 - 38 96
    Fax: 0049/30/94 06 - 38 33
    e-mail: presse@mdc-berlin.de
    http://www.mdc-berlin.de/ueber_das_mdc/presse/index.htm


    Bilder

    Dr. Jochen Meier
    Dr. Jochen Meier
    Photo: David Ausserhofer/Copyright MDC
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Personalia
    Deutsch


     

    Dr. Jochen Meier


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