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21.12.1999 07:24

Millenium ohne Schrecken

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Kunstgeschichte

    Die Diskussion um Endzeiterwartungen zur Jahrtausendwende scheint mittlerweile verbreiteter zu sein als die tatsächlichen Ängste vor dem Datumswechsel. Manche Wissenschaftler begründen etwaige Untergangsängste mit dem Blick auf die Geschichte: Anzeichen von Endzeiterwartungen soll es schon bei der letzten Jahrtausendwende um das Jahr 1000 gegeben haben. Der Tübinger Kunsthistoriker Prof. Peter Klein ist diesen Spuren nachgegangen.


    Millenium ohne Schrecken

    Kunstwerke zur Apokalypse bezeugen nicht unbedingt Endzeitängste

    In der biblischen Weissagung des Johannes wird der Beginn der Endzeit nicht festgelegt. Die dort genannten "tausend Jahre" beziehen sich auf ein paradiesisches Zwischenreich auf Erden während der Endzeit. Zu den Prophezeiungen der Apokalypse hat der Mönch Beatus in den Jahren 776 bis 784 einen Kommentar verfaßt. Er erwähnt, daß der baldige Untergang der Welt zu erwarten sei. Von diesem Kommentar, dessen Original nicht erhalten ist, wurden vom 8. bis zum 13. Jahrhundert immer wieder reich illustrierte Kopien angefertigt. Diese Beatus-Handschriften dienen heute, kurz vor der Jahrtausendwende, einigen Kunsthistorikern als Nachweis, daß um das Jahr 1000 Endzeitängste umgingen. Prof. Peter Klein vom Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen, der Apokalypse-Darstellungen seit langem erforscht, zeichnet ein anderes Bild der Geschichte.

    Die meisten erhaltenen Beatus-Handschriften, so gibt er zu bedenken, seien in Spanien verfaßt worden. Dort galt aber seit der Spätantike eine andere Jahreszählung als im restlichen Europa, nach der die Jahrtausendwende bereits 962 erfolgte. Dabei seien die meisten erhaltenen Beatus-Handschriften aus dem 10. Jahrhundert erst nach diesem Datum entstanden. Außerdem habe der Begriff Apokalypse zu dieser Zeit nicht Katastrophe oder Endzeit bedeutet, sondern sich auf die ganze Heilsgeschichte, von der Menschwerdung Christi bis zum Ende der Zeiten, bezogen. Der Untergang war nur ein Teilausschnitt aus der Apokalypse. In der Kunst dominierten denn auch positive Darstellungen der in der Apokalypse enthaltenen Gottesvisionen. Eines dieser Motive wird "Maiestas domini" genannt. Es zeigt Christus auf einem Thron, umgeben von den vier Wesen, die die vier Evangelisten symbolisieren. Neben der Darstellung des gekreuzigten Christus ist dies sogar das häufigste Motiv der mittelalterlichen Kunst.

    Einen gewissen Hinweis auf Endzeiterwartungen um das Jahr 1000 lieferte der burgundische Mönch und Zeitgenosse Radulfus Glaber in seiner Chronik. Er mißverstand die Weissagung des Johannes und erwartete den Weltuntergang zur Jahrtausendwende oder im Jahr 1033, tausend Jahre nach dem Tode Christi. Klein zufolge kann diese Schrift jedoch keine weite Verbreitung gefunden haben. Nur in den Klöstern beschäftigte man sich überhaupt mit der Zeitrechnung, das Volk orientierte sich an den Jahreszeiten und Kirchenfesten. Erst viel später, um 1830, griffen Historiker die wenigen Anzeichen von Endzeiterwartungen vom 10. zum 11. Jahrhundert auf und dramatisierten die Geschichte. Die angebliche Krisenzeit sollte eine neue kulturelle Epoche und die französische Kultur überhaupt hervorgebracht haben. Auch die Entstehung der romanischen Baukunst fiel in die ersten Jahrzehnte des neuen Jahrtausends. Doch waren offenbar die angsterfüllten Erfahrungen der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert nachträglich auf das Jahr 1000 projiziert worden.

    Eine kollektive Angst, folgert Klein aus seinen Forschungen, kann die Menschen um das Jahr 1000 nicht befallen haben. Die Mönche, die die Beatus-Handschriften abschrieben und illustrierten, taten dies zu spirituellen und didaktischen Zwecken. Wegen der geringen Abnutzung lasse sich feststellen, daß es meist Pracht-Handschriften waren, die nur selten hervorgeholt wurden. (3250 Zeichen)

    Wenn die Apokalypse keine Katastrophe ist

    Tübinger Kunsthistoriker widerlegt Endzeiterwartungen um das Jahr 1000

    Zum anstehenden Milleniumsbeginn werden offenbar nur recht wenige Menschen von Ängsten vor dem Untergang der Welt geplagt oder zumindest gibt das kaum jemand offen zu. Das Thema fesselt jedoch viele. Daher suchen auch heute noch einige Wissenschaftler bei unseren Vorfahren, die den letzten Jahrtausendwechsel im Jahr 1000 erlebt haben, nach Anzeichen von Endzeiterwartungen. Kunsthistoriker meinen, zum Beispiel bei den illustrierten Beatus-Handschriften, die die biblische Apokalypse kommentieren, fündig geworden zu sein. Der Tübinger Kunsthistoriker Prof. Peter Klein hält dagegen: Er meint, daß in die Quellen aus der Zeit der letzten Jahrtausendwende eher die eigenen Ängste hineininterpretiert wurden.

    Der Mönch Beatus hatte in der Zeit von 776 bis 784 seine Überlegungen zur biblischen Offenbarung des Johannes zu Papier gebracht und die Texte mit zahlreichen Bildern illustrieren lassen. Mit der auch als Apokalypse bezeichnete Weissagung prophezeite Johannes das Ende der Welt zu einem unbestimmten Zeitpunkt. Gleichwohl äußerte Beatus - wenn auch nur mit einem Satz - die Vorstellung, daß der Untergang der Welt im Jahr 800 bevorstehe. Das Original seiner Schrift ist nicht erhalten. Um die Kommentare weiter zu verbreiten, wurden jedoch vom 8. bis zum 13. Jahrhundert, lange vor der Erfindung des Buchdrucks, immer wieder handschriftliche Kopien angefertigt. "Den Text haben die Mönche dabei im allgemeinen nicht verändert und auch die Illustrationen wurden in ihrer hauptsächlichen Struktur und den dargestellten Elementen übernommen, der Stil unterlag allerdings dem Wandel der Zeit", erklärt Klein. Insgesamt sind mehr als zwei Dutzend dieser Abschriften heute noch vorhanden. Vor der Jahrtausendwende entstand zum Beispiel der bekannte Beatus-Kodex von 975 in der Kathedrale von Gerona. Für einige Kunsthistoriker zeigt die große Zahl der Beatus-Kopien aus dem 10. Jahrhundert, daß die Gedanken zum Weltuntergang des Mönches Beatus populär wurden und die Endzeiterwartungen vor dem Jahr 1000 zunahmen.

    "Man muß jedoch beachten, daß in Spanien, wo gleich sieben oder acht der Beatus-Handschriften in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts entstanden, eine andere Zeitrechnung galt. Dem Jahr 1000 entsprach dort das Jahr 962 unserer Zeitrechnung", erklärt der Kunsthistoriker. Die große Zahl der Kopien müßte daher auf die Zeit nach der Jahrtausendwende der spanischen Zeitrechnung datiert werden. Hinzu komme, daß der biblische Begriff der Apokalypse einem Wandel unterlag. Während wir heute das Wort Apokalypse im Sinne von Katastrophe, Weltuntergang oder auch Endzeit verwenden, wurde die Apokalypse von den Christen vom vierten bis 12. Jahrhundert ganz anders interpretiert. Sie stand als Metapher für die Heilsgeschichte von der Menschwerdung Christi bis zum Ende der Zeiten. "Die Endzeit war also in der damaligen Auslegung nur ein kleiner Ausschnitt der Apokalypse", sagt Klein, der sich schon lange wissenschaftlich mit Apokalypse-Darstellungen befaßt. Die Johannes-Apokalypse galt vielmehr in der mittelalterlichen Kunst als zentrale Quelle für Gottes- und Himmelsdarstellungen.

    Neben dem ans Kreuz geschlagenen Christus war die sogenannte "Maiestas domini" das häufigste künstlerische Motiv. "Zahlreiche Darstellungen aus dem Mittelalter zeigen Christus auf einem Thron, umgeben von den vier Wesen, die als Symbole für die vier Evangelisten stehen", erklärt der Wissenschaftler. Die "Wesen" gleichen einem Mensch, Löwe, Stier und Adler. "In der spanischen Kunst von der Westgotenzeit bis zur Romanik besaßen die vier Wesen häufig eine anthropomorphe Gestalt, mit tierischen Köpfen und menschlichen Körpern", so Klein. Die Darstellung der "Maiestas domini" war das Standardbild etwa für die erste Seite von Bibeln und für die Apsiden im Chorbereich von Kirchen. "In der Monumentalkunst zeigte sich die Kirche mit den Gottesvisionen so, wie sie sich darstellen wollte, also keine Bilder des Satans und des Antichristen. Man würde ja heute auch nicht die Bildnisse von Gegnern der Demokratie in den Bundestag hängen", erklärt der Kunsthistoriker. Im frühen Mittelalter wurden zwar auch die negativen Teile der Apokalypse wie Satan und Antichrist dargestellt. Sie finden sich allerdings nicht im Altarbereich der Kirchen, sondern im westlichen Teil der Gebäude.

    Direkte Hinweise auf Endzeiterwartungen vor dem Jahr 1000 sind selten. Sie sind zum Beispiel von dem burgundischen Mönch Radulfus Glaber überliefert. In seiner Chronik findet sich eine längere Aufzählung von Hungersnöten, Bränden und Naturkatastrophen, die er so interpretiert: "Diese Zeichen stimmen mit der Weissagung des Johannes überein, nach welcher der Satan entfesselt werden wird, wenn 1000 (nach der Geburt Christi( erfüllt sind." Als dann das Jahr 1000 doch nicht das Ende der Welt erbrachte, so Klein, wurde 1033, das tausendste Jahr nach Christi Tod, als Datum für den Weltuntergang gefürchtet. Als Vorzeichen sah Glaber wiederum Hungersnöte und Naturkatastrophen: "Man glaube, daß die Ordnung der Elemente und der Jahreszeiten, die von Anbeginn in den vergangenen Jahrhunderten herrschte, für immer ins Chaos zurückgefallen und daß dies das Ende des Menschengeschlechtes sei." Unter seinen Zeitgenossen haben diese düsteren Prophezeiungen keine große Verbreitung gefunden. "Darüber hat sich höchstens das gebildetes Volk, vor allem in den Klöstern Gedanken gemacht. Die Bauern lebten mit den Jahreszeiten und Kirchenfesten, die aktuellen Jahreszahlen haben sie sicherlich nicht gekannt. Kollektive Ängste und Endzeiterwartungen gab es nicht", stellt Klein die Bedeutung dieser historischen Quelle klar.

    Dennoch zeigten die Weissagungen einen - wenn auch späten - Effekt. Um 1830 entstanden, noch im Zusammenhang mit der französischen Revolution, historische Interpretationen, die den Übergang vom 10. zum 11. Jahrhundert dramatisierten. "Aus der angeblichen Krisenzeit sollte eine neue kulturelle Epoche, die französische Kultur überhaupt entstanden sein", erklärt Klein. Auch die Entstehung der romanischen Baukunst fiel in die ersten Jahrzehnte des neuen Jahrtausends. Doch hatten schon Ende des 19. Jahrhunderts Historiker nachgewiesen, daß offenbar die angsterfüllten Erfahrungen bei der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert im Nachhinein auf das Jahr 1000 projiziert wurden. Als Schlagwort für dieses eigenartige Phänomen stehen die "Terreurs de l'an mille" - die Schrecken der Jahrtausendwende.

    "Für die Wissenschaft war das Thema Endzeiterwartungen um das Jahr 1000 eigentlich erledigt, nur in der populären Literatur wurde es gern aufgegriffen", sagt der Kunsthistoriker. Er findet es um so erstaunlicher, daß nun im 20. Jahrhundert das Jahrtausendfieber mit angeblichen Endzeiterwartungen bei einigen Wissenschaftlern wieder kursiert. Obwohl Klein als Kunsthistoriker selbst in die Milleniums-Diskussion eingegriffen hat, glaubt er nicht, daß der Datumswechsel großen Eindruck auf die Menschen machen wird. "Die diesjährige totale Sonnenfinsternis war wahrnehmbar, man mußte sich sogar mit Brillen vor ihr schützen. Was wird dagegen schon am 31. Dezember um Mitternacht passieren?" (7092 Zeichen)

    Nähere Informationen:

    Prof. Peter Klein
    Kunsthistorisches Institut
    Bursagasse 1
    72070 Tübingen
    Tel. 0 70 71/2 97 42 30 oder 0 64 21/3 31 04
    Fax 0 70 71/29 53 04

    Der Pressedienst im Internet: http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/pd/pd.html

    Unter dieser Adresse sind auch Abbildungen einsehbar, die auf Wunsch per e-mail verschickt werden können.

    Die Kirche war dagegen, solche Behauptungen zu verbreiten. In Spanien tauchten Beatus' Handschriften erst nach dem 10. Jahrhundert auf, dann gleich 7 oder 8. Aus der Zeit vor 962 sind nur zwei Handschriften erhalten. (Begründungen Feldzüge??)
    Daß diese Handschriften verstärkt im Zeitraum ...entstanden, führt einige Historiker zu der Hypothese über Endzeiterwartungen um Jahr 1000. Doch, sagt Klein, wurde dabei die Datierung übersehen: Jahr 1000 in unserer Zeitrechnung war 962 in Spanien. Folglich sind die Handschriften nach Jahrtausendwechsel entstanden. Als Beweis wurden (zum Beispiel von Johannes Fried) illustrierte Apokalypsen als Beweis angeführt. Das hat Klein gereizt, diesen Thesen etwas entgegenzusetzen, denn die Apokalypsen sind das große Forschungsthema des Kunsthistorikers. Gegenargumentation: Fried hat die spanischen und nicht-spanischen Apokalypsenkommentare in einem Aufwasch abgehandelt. Dabei war das Jahr 962 in Spanien entsprechend Jahr 1000 woanders in Europa. Fried hatte wellenförmig wiederkehrende Endzeiterwartungen postuliert. Klein: Die gab es tatsächlich, aber

    Sie war dann eine Metapher für die Heilsgeschichte der Menschwerdung Christi bis zum Ende der Zeiten. ... mit dem Wort verbinden, wurde damit die ganze Phase des... bezeichnet. "Die Endzeit war nur ein kleiner Teil dieser so verstandenen Apokalypse. Historisch daher nicht gleichzusetzen", sagt Klein, der sich schon seit langem wissenschaftlich mit ... befaßt. Die Johannes-Apokalypse habe vielmehr als zentrale Quelle für Gottes- und Himmelsdarstellungen gedient

    "Außerdem wurden mit dem Begriff Apokalypse ganz andere Vorstellungen verbunden. Heute im Sinne von Katastrophe, Weltuntergang oder auch Endzeit. Bei Johannes war Apokalypse eine Endzeit-Naherwartung. Die Christen im 4. Jahrhundert konnten damit aber nichts anfangen. Die Apokalypse wurde umgedeutet als zeitlos. Apokalypse war dann eine Metapher für die Heilsgeschichte von der Menschwerdung Christi bis zum Ende der Zeiten. "Die Endzeit also nur ein kleiner Ausschnitt der Apokalypse", sagt Klein.

    Warum hat man die Apokalypse überhaupt gelesen? Weil dort nicht nur Katastrophen, sondern auch Gottesvisionen enthalten waren. Dies waren zentrale Passagen für die Mittelalterliche Kunst. Neben dem Motiv der Kreuzigung Christi: Maiestus domini - Standardbild für Evangeliare, erste Seite der Bibel oder eine Halbkuppel im Chorbereich von Kirchen. "Zahlreiche Darstellungen, bei denen Christus auf einem Thron mit 4 Wesen - Symbolen für die 4 Evangelisten gezeigt werden. Wesen könnnen Menschen, aber auch Löwen, Stiere sein. In der spanischen Kunst Antropomorphen, die tierische Köpfe hatten und menschliche Leiber (seit Westgotenzeit bis hin zur Romanik)
    In der Buchmalerei des frühen Christentums wurde alles illustriert. Dagegen in der Monumentalkunst vor allem Gottesvisionen, wie sich die Kirche darstellen wollte. (Man würde ja heute auch nicht die Gegner der Demokratie als Bildnisse in den Bundestag hängen)

    Struktur: Endzeiterwartungen sind ein spannendes Thema und verschiedene Historiker haben versucht, sie in geschichtlichen Quellen oder auch Kunstwerken nachzuweisen (bzw. eigene Ängste wurden überspielt, indem anderen zur Jahrtausendwende welche unterstellt wurden. (Beispiele nennen). Sie sind auch fündig geworden:.... Doch der Tübinger Kunsthistoriker Prof. Peter Klein bezweifelt, daß die Interpretationen zu halten sind. (Warum allerdings sich die Menschen gegenseitig allerdings Endzeiterwartungen unterstellen....) Die Frage ist: Sagen diese Endzeitserwartungsannahmen mehr über die Menschen zur Zeit der Jahrtausendwende oder über die Historiker aus?
    Widerlegt durch
    1. Probleme Zeitrechnung...
    2. Wahrnehmung Johannes-Apokalypse, sinnwidrige Auslegung (s. S. 4) mit den mal wörtlich, mal nur sinngemäß betrachteten 1000 Jahren
    3. Sicherlich insgesamt Endzeiterwartungen höchstens Gedanken von Gebildeten, nur einzelne Nachweise, oft eher distanziert vorgetragene Gerüchte. Einfaches Volk lebte ohne Jahreszählung -- daher zumindest wohl keine kollektiven Ängste
    4.Kunsthistorischer Aspekt: Johannes-Apokalypse vom frühen Christentum bis ins hohe Mittelalter durchaus kein Katastrophenszenario, sondern vielmehr als Quelle für zentrale Gottes- und Himmelsvorstellungen (neben Kruzifix häufigste Darstellung)

    Fragen klären: Wer genauer war der Mönch Beatus? Wann hat er gelebt? Wie kam er zu der Endzeitbehauptung?
    Warum wurden Schriften wie die von Beatus kopiert? (Klar machen: Das war lange vor der Erfindung der Buchdruckkunst. Das heißt, was Verbreitung finden sollte, mußte mühsam von Hand kopiert werden. Dabei war interessant, wer, was, wann, zu welchem Zweck kopiert hat. Daran lassen sich Intentionen ablesen.)
    (Kopieren hieß wirklich abschreiben, die Beatus-Texte wurden dabei nicht neu interpretiert. Zwar änderten sich die Bilder zum Teil im Stil, aber die Struktur/Elemente wurden nicht neu ges ffen, sondern die Vorlagen als Modelle verwendet. ----Hier setzt auch ein neues Forschungsprojekt der Kunsthistoriker an: inwieweit wurden Exempel übernommen, etabliert oder aufgegeben)

    Nachschlagen: Um das Jahr 1000 entstand eine der bedeutendsten Bilder-Apokalypsen des Mittelalters: Die Bamberger Apokalypse, aus der Reichenauer Malerschule; Bamberg, weil heute dort aufbewahrt wird

    Mönch Radulfus Glaber: Endzeiterwartungen zum Jahr 1000 bzw. 1033. Auf ihn berufen sich verschiedene Historiker in Frankreich, die den Jahrtausendwechsel im Nachhinein dramatisieren. Aus der angeblichen damaligen Krisenzeit sollte eine neue kulturelle Epoche/die französische Kultur überhaupt hervorgegangen sein. Außerdem Entstehung der romanischen Baukunst in den ersten Jahrzehnten des neuen Jahrtausends.
    Verwirrend um Ängste bei Jahrtausendwende: in Zusammenhang mit der Revolution in Frankreich entstanden um 1830 Texte, die den Übergang vom 10. Zum 11. Jahrhundert und die damit verbundenen Ängste dramatisierten. Historiker Jules Michelet: Die eigenen (Angst-)Erfahrungen bei der Wende 18./19. Jahrhundert wurden auf das Jahr 1000 projiziert. (terreur de l'an mille). Die Auffassung, daß es Endzeiterwartungen um die erste Jahrtausendwende nach Christus gegeben hat, wurde Ende des 19. Jahrhunderts widerlegt. "Für die Wissenschaftler, die sich mit diesem Zeitraum beschäftigten, war die These gestorben. Nur in der populären Literatur wurde das Thema gern aufgegriffen", sagt Klein.

    Wenn Gedanken über Endzeiterwartung, dann überhaupt vor allem in Klöstern. Solche Fragen konnten nur die Eliten erörtern/Kleriker.
    "Das breite Volk lebte nach den Jahreszeiten und den Kirchenfesten, die aktuelle Jahreszahl dürfte den Menschen kaum bekannt gewesen sein.
    Jahreswenden wurden überhaupt erst ab dem 16. Jahrhundert interessant

    Ein deutscher Historiker habe die alten Quellen zum Jahr 1000 neu interpretiert und dabei vor allem auf Zwischentöne und Nichtgesagte geachtet. "Er kam zu dem Ergebnis, daß die Menschen bei der Jahrtausendwende von Endzeiterwartungen geplagt wurden, sich dessen aber schämten und schwiegen. Das ist ein gefährliches Argument, das sich nicht widerlegen läßt", meint Klein. Als greifbaren Beweis führte der Historiker die illustrierten Apokalpsen an

    Offenbar sind auch die Wissenschaftler nicht völlig frei vom Jahrtausendfieber. Denn die beiseitegelegte These von den Endzeiterwartungen tauchte gegen Ende dieses Jahrhunderts wieder auf. Historisches Szenarium durch zwei weitere französische Kunsthistoriker vervollständigt, die nun auch die illustrierten Apokalypsen ins Spiel brachten. Emile Male

    Vielleicht der Jubel nicht so groß wie angenommen, aber auch die Ängste nicht. Zugeben wird kaum jemand noch, daß er oder sie Angst vor dem Weltuntergang im Januar 2000 hat. "Die diesjährige Sonnenfinsternis war nicht so abstrakt. Man konnte sie wahrnehmen und sich vor ihr schützen. Dagegen: Was passiert schon am 31. Dezember um Mitternacht?"


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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