idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
11.07.2006 14:11

In Brennnesseln lauert eine neue Gefahr für Reben

Stefanie Hahn Pressestelle
Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft

    Überträger-Insekten der Schwarzholzkrankheit erschließen sich neue Wirtspflanzen. Forscher der Biologischen Bundesanstalt (BBA) bitten Winzer, befallene Flächen mit Brennnesselwuchs zu melden

    Bernkastel-Kues (11.07.06) Die Winden-Glasflügelzikade stammt aus Südosteuropa. Das Wärme liebende Insekt ist schon seit Jahren in den Weinbergssteillagen an Mosel und Mittelrhein heimisch. Bei den Winzern hier ist Hyalesthes obsoletus nicht gern gesehen, denn die Zikade ist Überträger für die Schwarzholzkrankheit der Rebe. Wegen des günstigen Mikroklimas waren bisher ausschließlich die Steillagen betroffen. Das ändert sich jedoch. "Wir registrieren seit einigen Jahren neue Ausbrüche in bisher nicht befallenen Regionen", berichtet Dr. Michael Maixner von der der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA).

    Der Leiter des Instituts für Pflanzenschutz in Weinbau in Bernkastel-Kues beobachtet intensiv den Flug der ausgewachsenen Zikaden, der jetzt in vollem Gange ist und knappe sechs Wochen anhält. An seinem Institut sind 1994 Phytoplasmen, das sind Bakterien, als Erreger der Schwarzholzkrankheit entdeckt worden. Die Krankheit wird durch unterschiedliche Typen von Phytoplasmen hervorgerufen. Die BBA-Forscher erkannten, dass die Zikaden die Krankheit von Ackerwildkräutern auf die Reben übertragen. Bisher galt in Deutschland die Ackerwinde als häufigste Infektionsquelle. Nun breitet sich die Winden-Glasflügelzikade aber zunehmend auf Brennnesseln aus. Das führt dazu, dass jetzt ein neuer Schwarzholz-Typ die Reben infiziert.

    Die Wissenschaftler aus Bernkastel sind derzeit in den Weinbergen unterwegs, um Material zu sammeln. "Wir haben festgestellt, dass wieder Brennnesseln an neuen Standorten besiedelt worden sind", berichtet Dr. Maixner. Er bittet die Winzer, von der Schwarzholzkrankheit befallene Rebflächen mit Brennnesseln im Institut zu melden. Durch molekulargenetische Untersuchungen der gefangenen Zikaden kann im Labor der Typ des Krankheitserregers bestimmt werden. "Dort, wo der neuartige Brennnessel-Phytoplasmatyp auftritt, sollten diese Unkräuter in den Rebflächen bekämpft werden", rät Maixner. Die Brennnesseln sollten jedoch keinesfalls vor Mitte August entfernt werden, warnt der BBA-Experte, da sonst die Zikaden auf die Reben überwechseln und das Problem verschärft wird.

    Die Schwarzholzkrankheit ist ein Problem mit europäischer Dimension. Deshalb kooperieren die Wissenschaftler der betroffenen Weinbaugebiete. Gemeinsam mit Kollegen aus Frankreich und Italien erarbeiten die Bernkasteler praxisgerechte Lösungen für den Weinbau. Erst im Juni waren australische Wissenschaftler am Institut, um sich über neueste Erkenntnisse auf dem Gebiet der Phytoplasmen zu informieren. "Die Weinpflanzungen in den Steillagen sind ein ideales Terrain für Versuche. Denn schon jetzt treten hier Rebschutzprobleme auf, die bei fortschreitendem Klimawandel in allen Weinbaulagen zu erwarten sind", erklärt der BBA-Wissenschaftler die Bedeutung der Forschungsarbeiten. Zusammen mit der Universität in Mainz untersuchen sie aktuell, woher die Winden-Glasflügelzikade in die deutschen Weinbaugebiete eingewandert ist.

    Info zur Schwarzholzkrankheit (wiss. Bois noir):
    Gelbe, gerollte Blätter, unverholzte, später schwarze Triebe sowie schrumpfende Trauben sind das Kennzeichen der Schwarzholzkrankheit. Erreger der Krankheit ist ein Bakterium, ein so genanntes Phytoplasma.

    Kontakt:
    Dr. Michael Maixner
    Institut für Pflanzenschutz im Weinbau der BBA
    Brüningstr. 84, 54470 Bernkastel-Kues
    Tel.: 06531 / 971810
    E-Mail: weinbau@bba.de


    Weitere Informationen:

    http://www.bba.bund.de/cln_044/nn_805044/DE/veroeff/popwiss/pdfs/schwarzholzrebe...


    Bilder

    Typische Symptome Schwarzholzkrankheit: verfärbte Blätter, schrumpfende Beeren
    Typische Symptome Schwarzholzkrankheit: verfärbte Blätter, schrumpfende Beeren
    Foto: BBA/Bernkastel-Kues
    None

    Winden-Glasflügelzikade überträgt Krankheit von Wildkräutern auf Reben.
    Winden-Glasflügelzikade überträgt Krankheit von Wildkräutern auf Reben.
    Foto: BBA/Bernkastel-Kues
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Typische Symptome Schwarzholzkrankheit: verfärbte Blätter, schrumpfende Beeren


    Zum Download

    x

    Winden-Glasflügelzikade überträgt Krankheit von Wildkräutern auf Reben.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).