Universität Gießen, Magistrat der Stadt und Landesärztekammer laden ein am 21. Juli 2006 um 15.30 Uhr in den Großen Chemischen Hörsaal
Das Umweltforum der Justus-Liebig-Universität, der Magistrat der Stadt Gießen und der Ausschuss Umwelt und Medizin der Landesärztekammer Hessen laden die Öffentlichkeit ein zu einer gemeinsamen Informationsveranstaltung zum Thema "Grüne Gentechnik", die am Freitag, den 21. Juli 2006, ab 15.30 Uhr, im Großen Chemischen Hörsaal (Heinrich-Buff-Ring, 35392 Gießen) stattfindet.
Die Veranstalter haben sich zum Ziel gesetzt, das Thema aus interdisziplinärer Sicht von verschiedenen Seiten auch für interessierte Bürger zu beleuchten. So stehen am Anfang der Veranstaltung grundsätzliche ethische Fragen (Prof. Dr. Stefan Gosepath, Zentrum für Philosophie und Grundlagen der Wissenschaft, Universität Gießen), gefolgt von der Frage nach gesundheitlichen Risiken (Prof. Dr. Thomas Eikmann, Zentrum für Ökologie, Universität Gießen), möglichen Nebenwirkungen (Heike Moldenhauer, BUND, Berlin) und den rechtlichen Rahmenbedingungen (Prof. Dr. Martin Eifert, Fachbereich Rechtswissenschaft, Universität Gießen). Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany (Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel, Karlsruhe) wird die Zukunftsperspektiven der Grünen Gentechnik vorstellen. Abgeschlossen werden die Referate mit einem Beitrag von Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel (Professur für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz, Universität Gießen) zum Freisetzungsversuch von transgener Gerste im Rahmen des Biosicherheitsprogramms der Bundesregierung sowie einem Beitrag von Dr. Markus Fink (VDI, Düsseldorf) zum Stand der Methodenentwicklung zum Monitoring der Verbreitung gentechnisch veränderter Organismen. Im zweiten Teil der Veranstaltung diskutieren die Referenten ihre Positionen im Rahmen einer Podiumsdiskussion. Abschließend ist Gelegenheit zu einer offenen Diskussion mit den Referenten.
Am 5. Juli wurde die transgene Gerste, die Ende April auf dem Versuchsfeld der Universität Gießen im Alten Steinbacher Weg angepflanzt worden war, endgültig geerntet. Ursprünglich war die Ernte erst für August vorgesehen gewesen, doch nach der teilweisen Zerstörung am Pfingstwochenende konnten Teile der wissenschaftlichen Aufgabenstellung nicht mehr erreicht werden. So wurden die Pflanzen vor dem Ausreifen der Ähren geerntet, da Ertragsversuche nicht mehr mit der notwendigen wissenschaftlichen Präzision hätten durchgeführt werden können. Auch sind nach Aussage des Versuchsleiters Prof. Kogel Studien zum Befall der Gerste mit schädlichen Pilzen an Blättern und Ähren wegen der Störung durch das Herausreißen und Verletzen von Pflanzen nicht mehr möglich. Die Hauptziele des Versuchs sind dagegen nicht gefährdet: Die Wurzel- und Bodenuntersuchungen können vorgenommen werden, und die biochemische Gleichwertigkeit von transgener und normaler Gerste kann untersucht werden. Etwa drei Jahre, so die Annahme der Wissenschaftler, wird die Auswertung der Untersuchung dauern.
Bei dem Projekt war erstmals in Deutschland gentechnisch veränderte Gerste im Freiland angebaut worden. Die Forscher interessiert dabei insbesondere die Frage, ob sich neben der erwünschten erhöhten Widerstandsfähigkeit gegenüber pathogenen Schadpilzen auch unerwünschte Eigenschaften zeigen. Dazu werden die Wissenschaftler nun in detaillierten langwierigen Experimenten die geernteten Pflanzen im Labor untersuchen. Dazu werden sie zunächst mikroskopische Verfahren einsetzen, um die Besiedlung der Gerstenwurzeln mit pathogenen und nützlichen Pilzen zu bestimmen. In einem zweiten Versuchsansatz wird danach mit Hilfe molekularbiologischer Verfahren eine quantitative Bestimmung der Pilzbesiedelung von Wurzeln durchgeführt. Am Ende erhoffen sich die Wissenschaftler eine klare Aussage zu der Frage, ob die transgene Gerste neben positiven Eigenschaften bezüglich einer erhöhten Widerstandsfähigkeit, und damit einer erhofften Einsparung von Pflanzenschutzmitteln, auch negative Auswirkungen auf die Umwelt haben.
Auf knapp zehn Quadratmetern Versuchsfläche waren an der Universität Gießen Ende April etwa 5000 Gerstenpflanzen freigesetzt worden. Die Möglichkeit einer Auskreuzung ist im Fall von Gerste - im Unterschied beispielsweise zu Raps und Mais - in einer im Auftrag der EU durchgeführten Studie als äußerst gering eingestuft worden. Militante Gentechnikgegner um einen heimischen Politaktivisten hatten derlei Argumente jedoch nicht davon abgehalten, das Genfeld am Freitag vor Pfingsten nach vorheriger Ankündigung zu stürmen und teilweise zu zerstören.
Kontakt:
Dr. Edwin Weber
Geschäftsführer des IFZ für Umweltsicherung
Heinrich-Buff-Ring 26-32, 35392 Gießen
Tel.: 0641 99-17500
E-Mail: Edwin.Weber@IFZ.uni-giessen.de
http://www.uni-giessen.de/ipaz
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin, Meer / Klima, Politik, Recht, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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