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13.07.2006 09:30

Neue Mitbewohner ohne Aufenthaltsgenehmigung - Internationale Experten präsentieren den Stand der Forschung zum Thema "Biologische Invasionen" auf dem Europäischen Wissenschaftsforum ESOF

Doris Böhme Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ

    München. Eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten geraten immer mehr in den Fokus der Forschung. Das Bundesamt für Naturschutz schätzt den Schaden auf mindestens 100 Millionen Euro pro Jahr allein in Deutschland. Welche Möglichkeiten gibt es, die drastischen Folgen der eingeschleppten Arten für die Land- und Forstwirtschaft oder die Gesundheit der Menschen zu mildern? Weshalb wird eine neue Art zum Problem, zu einer biologischen Invasion? Wissenschaftler aus Spanien, Irland, der Tschechischen Republik, der Schweiz und Deutschland stellen Ihre aktuellen Ergebnisse und Prognosen dazu innerhalb des Europäischen Wissenschaftsforums ESOF vor. Organisiert und geleitet wird die Veranstaltung vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ). Die Biologen dieses Helmholtz-Zentrums untersuchen bereits seit Jahren verschiedene biologische Invasionen - besonders im Bereich der Botanik.
    Die Präsentation wird von der Andrea-von-Braun-Stiftung unterstützt. Sie findet am Dienstag, den 18. Juli 2006, von 08.30 bis 11.15 Uhr im Raum "Galaxis" des Deutschen Museums München statt. ESOF (Euroscience Open Forum) ist die größte Veranstaltung europäischer Wissenschaftler. Sie findet aller zwei Jahre statt. Die Auftaktveranstaltung richtete 2004 Stockholm aus. Zur ESOF 2006 werden in München über 2500 Wissenschaftler, Fachbesucher und Journalisten erwartet. Konferenzsprache ist - wie international üblich - Englisch.

    Von der Zier- zur Problempflanze
    Ursprünglich stammt die Mahonie (Mahonia aquifollum) aus dem Nordwesten der USA. Wegen seiner Farbenpracht wurde der immergrüne Strauch schnell bei den Gärtnern in Europa beliebt. Doch inzwischen beschränkt sich die Pflanze schon lange nicht mehr nur auf die Gärten. Vögel verbreiten den Samen und haben dafür gesorgt, dass dieser Zierstrauch in einigen Teilen Ostdeutschlands bereits die Bodenregionen ganzer Wälder dominiert und die einheimischen Beerensträucher dort verdrängt hat. Die Mahonie ist dabei nur ein Beispiel von vielen, wie der Mensch ungewollt für die Ausbreitung neuer Arten gesorgt hat.

    Mehr als eine Evolutionslotterie?
    Lediglich ein Zehntel aller zugewanderten Arten überlebt in ihrem neuen Siedlungsgebiet. Davon wiederum wird nur ein Zehntel zum Problem. Trotzdem ist es dieses eine Prozent, das ganze Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen kann und massive Schäden verursachen kann. Was sind also die Ursachen, die aus einem normalen Zuwanderer eine aggressive Art machen, die andere Arten verdrängt und den Charakter von Landschaften verändert? Mit dieser Frage beschäftigen sich seit Jahren renommierte Wissenschaftler weltweit. Verschiedene europäische Forschungsprojekte untersuchen dieses Thema. Im Mittelpunkt des EU-Forschungsprojektes GIANT-ALIEN stehen Forschungsarbeiten auf den Gebieten der Taxonomie, Genetik, Populationsbiologie, Ökologie sowie der biologischer Bekämpfung des Riesenbärenklaus (auch Herkulesstaude genannt, Heracleum mantegazzianum). Ziel ist es, eine auf dem Wissen der unterschiedlichen Disziplinen basierende integrierte Management-Strategie für den Neophyten Heracleum mantegazzianum in Europa zu entwickeln. Bei DAISIE werden zum ersten Mal alle bekannten Invasionsarten in den Ländern Europas erfasst. Dabei werden Informationen zu Ökologie und Verbreitung von invasiven Pflanzen und Tieren gesammelt und über eine Internet-Datenbank allen Interessierten zugänglich gemacht. ALARM nimmt vier Bereiche näher unter die Lupe, denen ein Anteil am Rückgang der biologischen Vielfalt zugeschrieben wird: der Klimawandel, der Verlust an Bestäubern wie Bienen, Hummeln und Schmetterlingen, die in der Umwelt vorhandenen Schadstoffe sowie die Invasion gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten. An ALARM sind 54 Partner in 26 Ländern beteiligt. Das Großprojekt wird vom UFZ geleitet.

    Zu Lande, zu Wasser und in der Luft
    Zu den führenden Experten zählen jene fünf Forscher, die auf dem Europäischen Wissenschaftsforum ESOF einen Überblick über die Problematik der biologischen Invasionen geben werden:
    Dr. Stefan Klotz vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ) wird in das Thema einführen: Was sind biologische Invasionen? Wodurch unterscheiden sich die durch den Menschen verursachte Ausbreitungen von Arten von der natürlichen Ausbreitung? Vor allem aber wird er einen Überblick über die Bedeutung biologischer Invasionen auf europäischer Ebene und die damit beschäftigten EU-Forschungsprojekte geben.
    Prof. Petr Pyšek vom Institut für Botanik der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik gibt einen Einblick über die spektakulärsten Invasionen in den unterschiedlichsten Ökosystemen. Sein Interesse gilt den allgemeinen Prinzipien des Einbürgerungsvorganges, deren globale Muster er in über 300 Fällen weltweit analysiert hat. Er konnte nachweisen, dass eine neue Art sich umso besser einbürgern kann je länger sie in einem neuen Gebiet ist und umso weiter sie verbreitet ist.
    Prof. Monste Vilà von der Biologischen Forschungsstation de Doñana des spanischen Nationalen Forschungsrates (EBD)-CSIC in Sevilla wird über Faktoren berichten, die über den Invasionserfolg neuer Arten entscheiden: Störungen, Nährstoffüberflüsse, Ausbreitungsverhalten und Merkmale der betroffenen Ökosysteme.
    Prof. Wolfgang Nentwig vom Zoologischen Institut der Universität Bern in der Schweiz wird europaweite Fälle von Tierinvasionen vorstellen. Gerade im Bereich der Fauna gibt es immer wieder spektakuläre Fälle: Mit dem nordamerikanischen Waschbär als neuen Nachbar leben bereits einige Städte in Deutschland. Die Kastanienminiermotte dagegen ist weniger gern gesehen, weil sie ganze Kastanienalleen in braune unansehnliche Baumreihen verwandelt.
    Dr. Dan Minchin von einer privaten irischen Forschungsorganisation für Meeresorganismen (MOI) zeigt Invasionen in Meeren und im Süßwasser auf. In den letzten Jahren sind erhebliche Veränderungen der Artenzusammensetzung küstennaher Bereiche in der Nähe von Häfen beobachtet worden. Ursache dafür sind blinde Passagiere, die im Ballastwasser der Schiffe eingereist sind. Im Süßwasser ist die Zebramuschel ein prominentes Beispiel für eine Art, die durch ihre schiere Masse Ökosysteme überformen sowie Kanäle, Wasserleitungen, Kühlwasserrohre oder Schiffsschrauben blockieren kann. Dan Minchin wird vorstellen, wie man die Risiken vorhersagen kann und welche Möglichkeiten zur Bekämpfung es gibt.
    Tilo Arnhold

    Weitere Fotos unter
    http://www.ufz.de/index.php?de=640

    EU-Forschungsprojekte:
    ALARM:
    http://www.alarmproject.net/alarm/
    http://www.ufz.de/index.php?de=3748
    GIANT-ALIEN
    http://www.giant-alien.dk/
    http://www.ufz.de/index.php?de=6153
    DAISIE
    http://www.daisie.se/

    BMBF-Forschungsprojekt BIOKONCHIL (Ausbreitung des nordamerikanischen Minks im Süden Chiles und die Konsequenzen für die Vogelwelt auf der Insel Navarino):
    http://www.ufz.de/spb/urb/index.php?de=1894

    Weitere fachliche Informationen:
    Dr. Ingolf Kühn / Dr. Stefan Klotz
    Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ)
    Telefon: 0345-558-5311, -5301
    http://www.ufz.de/index.php?en=821
    http://www.ufz.de/index.php?en=817

    oder über:
    Doris Böhme/ Tilo Arnhold
    UFZ-Pressestelle
    Telefon: 0341-235-2278
    Email: presse@ufz.de

    Das Umweltforschungszentrums Leipzig-Halle (UFZ) erforscht die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt in genutzten und gestörten Landschaften. Die Wissenschaftler entwickeln Konzepte und Verfahren, die helfen sollen, die natürlichen Lebensgrundlagen für nachfolgende Generationen zu sichern. Das UFZ ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, die mit ihren 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2.2 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands ist. Die insgesamt 24.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Helmholtz-Gemeinschaft forschen in den Bereichen Struktur der Materie, Erde und Umwelt, Verkehr und Weltraum, Gesundheit, Energie sowie Schlüsseltechnologien.


    Weitere Informationen:

    http://www.esof2006.org/blog_article.php4?ID=41&what=Article - Details zur Veranstaltung
    http://www.esof2006.org/scientific_session_detail.php4?ID=253 - Details zur Veranstaltung
    http://www.esof2006.org/ - Europäisches Wissenschaftsforum ESOF


    Bilder

    Die Stauden des Riesenbärenklaus (Heracleum mantegazzianum), auch Herkulesstaude genannt, werden bis zu vier Meter hoch und können Verbrennnungen dritten Grades hervorrufen. Die Pflanze kommt ursprünglich aus dem Kaukasus und wurde als Zierpflanze eingeführt. Inzwischen verbreitet sie sich auch in Mitteleuropa so stark, dass bereits über Maßnahmepläne zur Bekämpfung nachgedacht wird. http://www.ufz.de/index.php?de=6153
    Die Stauden des Riesenbärenklaus (Heracleum mantegazzianum), auch Herkulesstaude genannt, werden bis ...
    Foto: Petr Pysek/Institute of Botany, Academy of Sciences, Czech Republik
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    Der nordamerikanische Mink (Mustela vision) wird seit den 30er Jahren in Argentinischen Pelztierfarmen gezüchtet. Einigen Tieren gelang die Flucht nach Chile. Dort bedrohen sie jetzt akut die Vogelwelt auf der südchilenischen Insel Navarino. Dieses Problem wird innerhalb des Forschungsprojektes BIOKONCHIL vom UFZ untersucht. Mehr Infos dazu im UFZ-Film "Invasion der Minke - Neue Exoten auf Navarino".
    Der nordamerikanische Mink (Mustela vision) wird seit den 30er Jahren in Argentinischen Pelztierfarm ...
    Foto: André Künzelmann/UFZ
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Die Stauden des Riesenbärenklaus (Heracleum mantegazzianum), auch Herkulesstaude genannt, werden bis zu vier Meter hoch und können Verbrennnungen dritten Grades hervorrufen. Die Pflanze kommt ursprünglich aus dem Kaukasus und wurde als Zierpflanze eingeführt. Inzwischen verbreitet sie sich auch in Mitteleuropa so stark, dass bereits über Maßnahmepläne zur Bekämpfung nachgedacht wird. http://www.ufz.de/index.php?de=6153


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    Der nordamerikanische Mink (Mustela vision) wird seit den 30er Jahren in Argentinischen Pelztierfarmen gezüchtet. Einigen Tieren gelang die Flucht nach Chile. Dort bedrohen sie jetzt akut die Vogelwelt auf der südchilenischen Insel Navarino. Dieses Problem wird innerhalb des Forschungsprojektes BIOKONCHIL vom UFZ untersucht. Mehr Infos dazu im UFZ-Film "Invasion der Minke - Neue Exoten auf Navarino".


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