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14.07.2006 15:22

Wie steuert das Gehirn das Wasserlassen? fMRT schaut "live" zu

Stefan Weller Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Bereich Humanmedizin der Universität Göttingen

    Göttinger Wissenschaftler beobachten die Hirnaktivität bei der Kontrolle des Harnlassens: Grundlagen für die Untersuchung von Patienten, veröffentlicht am 15. Juli 2006 in NeuroImage

    (ukg) Harnlassen ist ein zum Teil willkürlicher, vom Gehirn gesteuerter Prozess. Welche Regionen des Gehirns bei dem willentlichen Harnlassen und -zurückhalten aktiv sind, hat eine Göttinger Forschergruppe mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanz-Tomografie (fMRT) "live" beobachtet. Die Untersuchungen an gesunden Frauen mit vollen Harnblasen bieten die Grundlage für genauere Analyse neurologisch erkrankter Personen mit Blasenschwäche. Die Ergebnisse der Abteilung Urologie (Direktor: Prof. Dr. Rolf-Hermann Ringert) am Bereich Humanmedizin der Universität Göttingen und der Forschungsgruppe MR-Forschung in der Neurologie und Psychiatrie (Leiter: Dr. Peter Dechent) des Bereichs Humanmedizin und des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie, Göttingen, erscheinen am 15. Juli 2006 in der Fachzeitschrift NeuroImage. Das Forschungsprojekt wurde im Rahmen des "Niedersächsischen Vorab" von der VolkswagenStiftung gefördert.

    Die Göttinger Wissenschaftler haben die Gehirnaktivität von elf gesunden Frauen bei der willkürlichen Kontrolle ihres Harndrangs untersucht. Hierzu legten sich die Frauen mit voller Harnblase in den Magnetresonanz-Tomografen und erhielten im kurzen Wechsel schriftliche Anweisungen, Harn zu lassen beziehungsweise ihn zurückzuhalten. "Die genauen Kenntnisse über bewusste und unbewusste Vorgänge im Gehirn beim Harnlassen dienen uns jetzt als Grundlage für die Untersuchung von Patienten mit Blasenentleerungsstörungen", sagt Dr. Sandra Seseke aus der Abteilung Urologie des Bereichs Humanmedizin der Universität Göttingen.

    Die auffälligsten Ergebnisse der Göttinger Forscher waren räumlich klar umgrenzte Aktivitäten im "Zentralen Höhlengrau" (PAG) und in der so genannten "Brücke" (Pons). Beide Regionen liegen im Hirnstamm, einem evolutionär sehr alten Teil des Gehirns. "Uns ist es erstmals gelungen, mit der nicht-invasiven fMRT-Methode das komplexe Netzwerk der am Harnlassen beteiligten Hirnregionen, vor allem auch die wichtigen Regionen im Hirnstamm, zu identifizieren", sagt Dr. Jürgen Baudewig aus der Forschungsgruppe MR-Forschung in der Neurologie und Psychiatrie.

    Den Harn erfolgreich zu speichern und das Harnlassen zu steuern, erfordert die filigrane Zusammen-arbeit von unwillkürlich und willkürlich steuerbaren Abläufen im Gehirn und Körper. Das komplexe System kann relativ leicht aus dem Gleichgewicht geraten und zu ungewolltem Harnverlust (Inkontinenz) oder erschwerter Blasenentleerung führen. Allein in Deutschland wird die Zahl der Personen mit Blasenschwäche auf über zehn Millionen geschätzt. Die Dunkelziffer ist hoch, denn viele Betroffene schämen sich ihrer "Schwäche" und vermeiden den Arztbesuch.

    Die Funktionelle Magnetresonanztomografie, abgekürzt fMRT, ist ein nicht-invasives bildgebendes Verfahren mit hoher räumlicher Auflösung. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, die Aktivität der "grauen Zellen" beim Denken, Fühlen oder bei körperlicher Aktivität zu beobachten. Die interdisziplinäre Göttinger Forschungsgruppe "MR-Forschung in der Neurologie und Psychiatrie" untersucht den Aufbau und die Funktionsweise des menschlichen Gehirns mit Hilfe eines modernen Magnetresonanz-Tomografen.

    Weitere Informationen:

    Bereich Humanmedizin - Universität Göttingen
    Abteilung Urologie
    Dr. Sandra Seseke
    E-Mail: srebman@gwdg.de
    Tel. 0551/39 - 6166
    Robert-Koch-Str. 40
    37075 Göttingen

    Forschungsgruppe MR-Forschung in der Neurologie und Psychiatrie
    Dr. Peter Dechent
    E-Mail: pdechen@gwdg.de
    Tel. 0551/39 - 13141
    Robert-Koch-Str. 40
    37075 Göttingen


    Bilder

    Überlagerung der fMRT-Ergebnisse auf gemittelte Hirnschnittbilder aller elf Probandinnen.
    Überlagerung der fMRT-Ergebnisse auf gemittelte Hirnschnittbilder aller elf Probandinnen.
    Foto: ukg/Baudewig
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Überlagerung der fMRT-Ergebnisse auf gemittelte Hirnschnittbilder aller elf Probandinnen.


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