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18.07.2006 09:00

Hydrothermalquellen der Tiefsee: Wissenschaftler plädieren für den Schutz von einzigartigen Ökosystemen

Mona Botros Kommunikation und Medien
Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, Kiel

    InterRidge, ein internationaler Zusammenschluss von Hydrothermalforschern, wird am 18. Juli auf dem EuroScience Open Forum (ESOF) in München eine Verpflichtungserklärung für den verantwortlichen Umgang mit diesen besonderen Bereichen der Tiefsee präsentieren. Prof. Colin Devey vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften in Kiel (IFM-GEOMAR) und Vorsitzender von InterRidge leitet die Sitzung zur zukünftigen Forschung an mittelozeanischen Rücken.

    Hydrothermalquellen befinden sich entlang den vulkanisch aktiven Gebirgskämmen von mittelozeanischen Rücken in allen Weltmeeren. Um das bis zu 400 Grad Celsius heiße Wasser gedeihen exotische Lebensgemeinschaften, die zu den geheimnisvollsten der Erde gehören. Seit ihrer Entdeckung Ende der siebziger Jahre, beflügeln diese Ökosysteme die Phantasie von Forschern und der breiten Öffentlichkeit zugleich. Aktuell stehen sie erneut im Blickpunkt, denn neue Technologien lassen intensivere Forschungsarbeiten zu und sogar einen wirtschaftlich lukrativen Abbau von den dort vorkommenden Erzlagerstätten. Erste Untersuchungen zum Abbau von mineralischen Rohstoffen sind im Südpazifik bereits in Gang.

    "Der Mensch beeinflusst alle Bereiche des Ozeans, von der Antarktis bis zur Arktis und von der Oberfläche bis zu mehreren Kilometern in die Tiefe", sagt Prof. Colin Devey. "Viele Menschen wird jetzt bewusst, dass es genau so wichtig ist, das Meer und seine verborgenen Lebewelten zu schützen, wie die sichtbaren Ökosysteme an Land." Die Lebensbedingungen um diese Quellen herum gehören zu den Extremsten der Erde. Sie werden gespeist von Energie aus dem Erdinneren, dort wo Magma an den mittelozeanischen Rücken aufsteigt. Diese Bergketten auf dem Meeresboden sind mit ihren mehr als 60.000 Kilometern Länge das größte kontinuierliche topographische Merkmal unseres Planeten.

    Das Bestreben, die Tiefsee und ihre besonderen Ökosysteme zu schützen beschäftigt neuerdings nicht nur die Meeresforscher, sondern auch nationale und internationale Behörden, Umweltschutzorganisationen, die Industrie und sogar Tourismusunternehmen. Das Plädoyer von InterRidge wurde von Wissenschaftler der Organisation stellvertretend für die 27 Mitgliedsstaaten verfasst. Die Stellungnahme bietet eine Richtlinie für verantwortliche Vorgehensweisen bei Forschungs- und Erkundungsvorhaben an mittelozeanischen Rücken. Diese Hinweise sind nicht nur von Bedeutung für Forscher, sondern auch für Regierungsbehörden und die so genannten "nicht Regierungsorganisationen" (NGOs).

    Die ESOF-Special Session von InterRidge trägt den Namen: "Das Leben auf den mittelozeanischen Rücken: Mikroorganismen, Management, Bergbau und mehr". Es bietet ein Diskussionsforum für Forscher, Journalisten, Politiker und die breite Öffentlichkeit. Hier werden zum Teil kontroverse Themen wie der Tiefseebergbau zur Sprache kommen. "Wir möchten unsere Vorstellungen über die Forschung und den verantwortungsbewussten Umgang mit der Tiefsee präsentieren. Weitere Erkenntnisse über diese einzigartigen Ökosysteme sind sehr wichtig. Wir als Wissenschaftler möchten dazu einen Beitrag leisten, diese Systeme dauerhaft zu schützen", sagt Colin Devey. Der Geologe und Hydrothermalexperte wird diese Leitlinien auch bei der internationalen Tagung über den Marinen Bergbau (Underwater Mining Institute) am IFM-GEOMAR in Kiel vom 24-26 September präsentieren.

    Bei der ESOF Konferenz wird InterRidge eine Pressekonferenz halten, den IMAX Film "Volcanoes of the Deep Sea" zeigen sowie eine interaktive Erlebnisausstellung präsentieren mit dem Titel "Tiefsee Abenteuer mit trockenen Füßen".

    "Wir als Forscher nehmen eine grundlegende Wende in der öffentlichen Interesse an den Meeren war. Auch der Umgang des Menschen mit diesem größten zusammenhängenden Lebensraum auf unserer Erde steht jetzt viel stärker im Blickpunkt. Es ist an der Zeit, dass Wissenschaftler ihre Aufgabe als Berater stärker wahrnehmen, "sagt Devey. Der Meeresgeologe ist auch Mitglied im Kieler Forschernetzwerk "Ozean der Zukunft". Der Zusammenschluss von Meeres-, Geo- und Wirtschaftswissenschaftler hat sich zum Ziel gesetzt, die Auswirkungen des globalen Klimawandels auf den Ozean zu untersuchen sowie die Chancen und Risiken dieser Veränderungen für den Menschen herauszuarbeiten.


    Weitere Informationen:

    http://InterRidge: www.interridge.org
    http://European Open Science Forum: www.esof2006.org
    http://Leibniz Institute of Marine Sciences (IFM-GEOMAR) in Kiel: www.ifm-geomar.de
    http://Forscher Netzwerk "Ozean der Zukunft" in Kiel: www.ocean-der-zukunft.de
    http://Underwater Mining Institute(Tagung zum Tiefseebergbau) www.underwatermining.org


    Bilder

    Schwarzer Raucher: Hydrothermalquellen der Tiefsee.
    Schwarzer Raucher: Hydrothermalquellen der Tiefsee.
    Richard Lutz, Rutgers University
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    Röhrenwürmer leben in unmittelbarer Nähe des bis zu 400 Grad heißen Wassers.
    Röhrenwürmer leben in unmittelbarer Nähe des bis zu 400 Grad heißen Wassers.
    Richard Lutz, Rutgers University
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Gesellschaft, Informationstechnik, Meer / Klima, Politik, Recht, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Schwarzer Raucher: Hydrothermalquellen der Tiefsee.


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    Röhrenwürmer leben in unmittelbarer Nähe des bis zu 400 Grad heißen Wassers.


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