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05.01.2000 10:48

Molekulargenetische Krebs- und Virenforschung in Homburg gefördert

Claudia Brettar Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Die Krebs- und Virenforschung an den Uni-Kliniken in Homburg kann dank neuer Fördermittel weiter ausgebaut werden. Für drei Projekte, die Professor Dr. Eckhardt Meese vom Institut für Humangenetik teils in Zusammenarbeit mit dem Institut für Virologie und teils mit der Abteilung für Pneumologie der Inneren Medizin durchführt, stehen in den nächsten 3 Jahren rund 1,2 Millionen Mark zur Verfügung.
    Zwei Projekte beschäftigen sich mit der genetischen Erforschung des Lungenkarzinoms, ein weiteres betrifft eine Studie zur Evolution von sogenannten humanen endogenen Retroviren. Dabei handelt es sich um Viren, die im Laufe der Evolution in das menschliche Erbgut eingedrungen sind und dabei zu festen Bestandteilen des Genoms wurden.

    Die molekulargenetische Analyse von Lungenkarzinomen stellt einen der Forschungsschwerpunkte der Arbeitsgruppe von Prof. Meese am Institut für Humangenetik dar. Diese Arbeiten werden in Kooperation mit Prof. Dr. Gerhard W. Sybrecht von der Abteilung Pneumologie der Inneren Medizin durchgeführt. Die Deutsche Krebshilfe hat für diese Arbeiten zum zweiten Mal eine umfangreiche Förderung gewährt, durch die in den kommenden Jahren 400.000,-- DM für das Forschungsprojekt zur Verfügung stehen.
    Bei dem Forschungsprojekt geht es um die Identifizierung und Analyse von Genen, die in Lungenkarzinomen "amplifiziert", d.h. in erhöhter Kopiezahl, vorliegen. Solche Vermehrungen der Genkopiezahl finden sich nicht in normalen menschlichen Zellen, sondern ausschließlich in bestimmten Tumoren des Menschen. Da von den insgesamt 60-80.000 Genen des Menschen immer nur sehr wenige von Genvermehrungen betroffen sind, ist es eine der ersten Aufgaben dieses Forschungsfeldes, solche "amplifizierten" Gene zu identifizieren. In den vergangenen Jahren ist es der Arbeitsgruppe von Prof. Meese gelungen, Chromosomenabschnitte in Lungenkarzinomzellen zu identifizieren, die häufig "amplifizierte" Gene tragen. Im Mittelpunkt der weiteren Arbeiten steht die Frage nach den genauen Wirkmechanismen, über welche amplifizierte Gene an der Entstehung von Lungenkarzinomen beteiligt sind.
    Neben einem verbesserten Verständnis der molekularen Ursachen der Entstehung von Lungenkarzinomen, bilden amplifizierte Gene ideale diagnostische Instrumente, die zum einen bei der Differentialdiagnose, zum anderen bei der Früherkennung von Tumoren eingesetzt werden können. Deshalb ist es ein weiteres zentrales Anliegen des Forschungsprojektes, entsprechende molekulare Marker für Lungenkarzinome zu erarbeiten.

    Für eine zweite Studie, die sich ebenfalls mit Lungenkarzinomen befaßt, ist eine Förderung im Normalverfahren durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gewährt worden. Diese Studie, deren Federführung beim Institut für Medizinische Informationsverarbeitung der Ludwig-Maximilians-Universität München liegt wird auch in Kooperation zwischen Meese und Sybrecht durchgeführt. Für Forschungvorhaben der Homburger Wissenschaftler stehen in den nächsten 3 Jahren rund 350.000 DM zur Verfügung.
    Die Studie befaßt sich mit der Suche nach Genen, die das Auftreten von Lungenkarzinomen zu einem frühen Zeitpunkt begünstigen. Bei jungen Lungenkrebspatienten wurden in früheren Untersuchungen eine familiäre Häufung nachgewiesen und man geht deshalb heute davon aus, daß eine Kombination von Rauchen und genetischer Disposition einen frühen Erkrankungszeitpunkt begünstigt. Eine Reihe von Kandidatengenen sind bereits in Zusammenhang mit der Karzerogenese von Lungenkrebs gestellt worden. Um die genetische Disposition für junge Lungenkrebspatienten genauer zu untersuchen, sollen ausgewählte Gene in einer multizentrischen Familienstudie auf ihre Rolle beim frühen Lungenkarzinom untersucht werden.

    Eine weitere Förderung, die durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gewährt wurde, betrifft eine Studie zur Evolution und Bedeutung endogener Retroviren des Menschen. Diese Studie wird von der Arbeitsgruppe von Prof. Meese in Kooperation mit dem Institut für Virologie, vertreten durch Prof. Dr. Nikolaus Müller-Lantzsch und Prof. Dr. Andreas Meyerhans durchgeführt. Die DFG unterstützt das Projekt für zunächst 3 Jahre mit insgesamt rund 430.000 DM.
    Bei endogenen Retroviren handelt es sich um Retroviren, die während der Evolution in das Genom einer Wirtszelle eingebaut worden sind und anschließend als Passagier durch die Generation weitergegeben werden. Während die Existenz solcher endogener Retroviren seit langem gesichert ist, wurde eine biologische Bedeutung, insbesondere für das menschliche Genom, lange Zeit in Zweifel gezogen. Müller-Lantzsch gelang es allerdings kürzlich Belege für eine biologische Funktion der humanen Retroviren zu erarbeiten.
    Vor diesem Hintergrund gewinnt die Frage nach der Evolution der Humanen Endogenen Retroviren an Bedeutung. In der Studie soll untersucht werden, zu welchen Zeitpunkten der Evolution Eintritte endogener Retroviren in die Keimbahn von Primatenspezies stattgefunden haben. Diese Arbeiten haben grundlegende Bedeutung zum Verständnis des Aufbaus des menschlichen Genoms, insbesondere der Bereiche, die keine Gene enthalten und deren Funktion bisher nicht bzw. nur sehr unzureichend verstanden worden ist.


    Weitere Informationen:

    http://www.med-rz.uni-sb.de/med_fak/humangenetik/index.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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