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24.07.2006 09:51

Neanderthaler als "Europäischer Sonderweg"?

Frank Luerweg Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Momentan treffen sich an der Universität Bonn rund 200 Forscher aus Europa, Asien und den USA, um bei dem Kongress "150 Years of Neanderthal Discovery" die neuesten Forschungsergebnisse zum Neanderthaler zu diskutieren. Inzwischen interessieren sich sogar Genetiker für die mehr als 40.000 Jahre alten Fossilien.

    Das klassische Neanderthaler-Skelett, das Arbeiter vor 150 Jahren bei Düsseldorf zu Tage förderten, hat einer ganzen Menschengruppe den Namen gegeben. Früher glaubte man, es handele sich dabei um eine Entwicklungsstufe zum modernen Menschen. Heute sehen Wissenschaftler im Neanderthaler jedoch eine europäische Sonderentwicklung, die wahrscheinlich in einer Sackgasse endete. Der Kongress widmet sich unter anderem dem möglichen Ursprung dieser Menschengruppe. Von großem Interesse werden dabei auch die jüngst entdeckten "Zwerge" von der Insel Flores sein. Denn erst vor dem Hintergrund aller bislang gefundenen Urmenschen-Reste lässt sich die genaue Stellung der Neanderthaler im Stammbaum des Menschen beurteilen.

    Inzwischen weiß die Forschung auch Einiges über die Umweltbedingungen, unter denen der Neanderthaler in Europa gelebt hat. Tier- und Pflanzenreste belegen, dass der "Urmensch" sowohl in warm- als auch in kaltzeitlichen Klimaverhältnissen in Mitteleuropa vorkam. Aus Spurenelementen in den Knochen des Homo neanderthalensis können die Wissenschaftler heute sogar schließen, worin seine hauptsächliche Nahrung bestand. Auskünfte darüber geben auch die vom Neanderthaler gefertigten Gerätschaften aus Stein, von denen bereits eine ganze Reihe gefunden wurden. Aus den archäologischen Spuren versuchen die Forscher zudem, die sozialen Strukturen der Sammler und Jäger zu rekonstruieren.

    Brandaktuell ist die Frage, wie weit sich die Neanderthaler über mehrere hunderttausend Jahre von den anderen Menschengruppen genetisch isoliert hatten. Besonders heiß diskutiert wird dabei das Verhältnis der Neanderthaler zum modernen Menschen, der vor etwa 35.000 Jahren in Europa auftauchte - also gerade zu der Zeit, als der Neanderthaler verschwand. Hat der moderne Mensch zur Ausrottung des Neanderthalers beigetragen? Oder haben sich die beiden Menschengruppen vermischt? Zur Beantwortung dieser Fragen greift die Wissenschaft mehr und mehr auch auf Analysen des genetischen Materials zurück, das in den gefundenen Knochen die Jahrtausende überdauert hat. Ob Mensch und Neanderthaler zwei getrennte Arten bildeten, die sich nicht mischen konnten, ist zur Zeit noch offen.

    Weitere Informationen gibt's unter http://www.neanderthal.uni-bonn.de


    Weitere Informationen:

    http://www.neanderthal.uni-bonn.de - Weitere Infos zum Kongress


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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