Bewaffnete Konflikte zeigen weltweit ein und dasselbe Muster: Sie gehen einher mit Fundamentalismen und Nationalismen, die sich in verschiedenen Graden von Gewalt entladen. Diese Unterschiedlichkeit mit Blick auf beide Geschlechter zu thematisieren, hat sich am 28. und 29. Januar der zweitägige Workshop der Marie-Jahoda Gastprofessur für internationale Frauenforschung an der Ruhr-Universität Bochum.
Bochum, 11.01.2000
Nr. 13
Geschlecht, Krieg und Gewalt
Zweitägiger Workshop der RUB-Marie-Jahoda-Gastprofessur
Internationale Experten/innenrunde diskutiert im Euro-Eck
Bewaffnete Konflikte zeigen - wie jetzt im Kampf Russlands mit den Kaukasusrepubliken - weltweit ein und dasselbe Muster: Sie gehen einher mit Fundamentalismen und Nationalismen, die sich in verschiedenen Graden von Gewalt entladen. Diese Unterschiedlichkeit mit Blick auf beide Geschlechter zu thematisieren, hat sich am 28. und 29. Januar der zweitägige Workshop der Marie-Jahoda Gastprofessur für internationale Frauenforschung an der Ruhr-Universität Bochum - jeweils von 10 - 17 Uhr im Euro-Eck (beim Uni-Center, Spechtsweg) - zur Aufgabe gemacht. Zu politisch aktuellen und brisanten Themen diskutieren internationale Wissenschaftler/innen aus Sri Lanka, dem Iran, aus Ruanda, dem ehemaligen Jugoslawien und Deutschland.
Medien eingeladen - bitte anmelden
Der Workshop findet in Kooperation mit den Lehrstühlen für Journalismus und Film- und Fernsehwissenschaft des Netzwerkes Frauenforschung NRW an der RUB statt. Medienvertreter/innen sind herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist bis zum 20. Januar erforderlich. Programm: http://www.ruhr-uni-bochum.de/femsoz/seite31.htm
Distanz vor eigener Geschichte
Den Veranstalterinnen liegen die jüngsten kriegerischen Handlungen mit der deutschen Beteiligung besonders am Herzen. Denn Deutschland habe nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs und einer langen Friedenszeit erstmals wieder aktiv an dem Jugoslawien- und Kosovokrieg teil genommen und sich so von der eigenen Geschichte distanziert. Die Veranstalterinnen sprechen in diesem Zusammenhang auch von einer "Banalisierung der Geschichte".
Vergeschlechtlichte Gewalt
Innerhalb bewaffneter Auseinandersetzungen stellen die Veranstalterinnen eine "Vergeschlechtlichung der Gewalt" fest, die ihren Ausdruck in Rollen findet, wer Krieg vorbereitet, wer im Krieg selbst aktiv ist und wer Frieden stiftet. Frauen, so die diesjährige Gastprofessorin Dr. Mirjana Morokvasic-Müller, sind keine universelle Opfergruppe, doch im Rahmen bewaffneter Auseinandersetzungen werden diese alle in ihren Lebensbereichen "vergewaltigt". Deshalb gehören gerade sie zusammen mit den Alten und Kindern zur größten Gruppe der Flüchtlinge.
Einmalige Zusammensetzung
Der zweitägige Workshop bietet ein international breit gefächertes Forschungs- und Diskussionsspektrum, das in der diesmaligen Zusammensetzung einmalig ist: So referiert Malathi de Alwis aus dem Land der Frauenpremiers und -präsidenten, Sri Lanka, über die Bedingungen und Möglichkeiten weiblicher Politik. Chahla Beski aus dem Iran, die zum Sturz des Schah beitrug, spricht über die Iranische Revolution in Zusammenhang mit islamistischen Projekten und Frauenrechten. Der Anthropologe Jose Kagaba, jetzt Paris, erinnert an den Völkermord in Ruanda. Uta Klein von der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster thematisiert anschließend die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und Palästina.
Sexualisierte Gewalt auch gegen Männer
Ein eher unbekanntes Thema rückt Dubrovka Zarkov aus Nijmegen mit der sexualisierten Gewalt gegen Männer in den Vordergrund. Gabriele Mischkowsi von medica mondiale hat die Kriegsvergewaltigungen in Bosnien-Hercegovina und den dazu statt gefundenen politischen Diskurs in Deutschland untersucht.
Differenzierung erwünscht
Mit der breit angelegten Diskussion um Geschlecht, Krieg und Gewalt erhoffen sich die Gastgeberinnen eine notwendige Differenzierung im Täter/innen oder Opferstatus. Daneben ist aber auch das Zusammenkommen an einem runden Tisch wesentliches Ziel des Workshops.
Zur Person
Die Gastprofessorin Dr. Mirjana Morokvasic-Müller kommt aus der internationalen Migrationsforschung. Sie ist Politikberaterin bei der UNESCO und EU und Dekanin der Arbeitsgruppe "Migration" bei der Internationalen Frauenuniversität (Expo 2000) in Hannover.
Seit '94 Internationale Gastprofessur für Frauenforschung an der RUB
Seit Ende 1994 gibt es an der RUB die Marie-Jahoda-Professur. Sie wird seitdem zweimal jährlich semesterweise vergeben. Die über 90-jährige Namenspatronin Marie Jahoda aus Wien war Professorin für Sozialpsychologie in den USA und Großbritannien und forschte u.a. zu den Themen Arbeitslosigkeit und Vorurteilsstrukturen.
Anmeldung und weitere Infos
Dr. Paula-Irene Villa, Fakultät für Sozialwissenschaft, GC 04/501, Tel.: 0234-32 22986, Fax 3214502, e-mail: Paula.Villa@ruhr-uni-bochum.de, Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/femsoz/seite31.htm
http://www.ruhr-uni-bochum.de/femsoz/seite31.htm
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Psychologie, Recht
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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