Das europäische Gemeinschaftsprojekt ICOVET hat in seiner zweijährigen Arbeit ein Instrument für den Nachweis von Fähigkeiten entwickelt, die benachteiligte junge Menschen im außerschulischen Bereich, also zum Beispiel in der Familie, im Freundeskreis, in der Freizeit oder während des Ferienjobs erworben haben. Dieses Instrument soll helfen, informell erworbene Kompetenzen zu erkennen und damit sichtbar zu machen sowie gesellschaftlich anzuerkennen - auch und vor allem durch Unternehmen bei ihrer Personalauswahl.
Durch die aktuelle Bildungsdebatte ist auch das informelle Lernen zunehmend in den Blick geraten. Denn Jugendliche lernen nicht nur in der Schule, während ihrer Berufsausbildung oder in anderen formalen Lernsituationen. Jugendliche erwerben ebenso Kompetenzen, wenn sie Verantwortung in ihrer Familie übernehmen, sie sich mit ihren Freunden treffen, Sport treiben, Musik machen oder ehrenamtlich tätig sind: zum Beispiel Teamfähigkeit, Organisation, Flexibilität und Zuverlässigkeit.
Oft ist dies den Jugendlichen selbst gar nicht bewusst. Dies trifft vor allem auf benachteiligte junge Menschen zu, deren Selbstwertgefühl durch schlechte schulische Leistungen beeinträchtigt ist. Durch die Interviews, die mit diesen jungen Menschen im Rahmen des ICOVET-Nachweises geführt werden, werden diese Fähigkeiten sichtbar gemacht und können dann gezielter in der Schule, in der Berufsausbildung, bei der Fort- und Weiterbildung, bei der Arbeit oder auch im Privatleben genutzt werden.
Die LehrerInnen, Ausbilder oder SozialarbeiterInnen wiederum können aufgrund dieser Erkenntnisse ihren Unterricht und die Ausbildung passgenauer auf die Jugendlichen und deren spezielle Fähigkeiten ausrichten. Und letztlich können potenzielle Arbeitgeber über die herkömmlichen Noten in Schulzeugnissen hinaus weiterführende qualifizierte Informationen über die Fähigkeiten der BewerberInnen erhalten.
Das Validierungsinstrument wird in englischer und deutscher Sprache zusammen mit einem Interviewleitfaden und einem Train-the-trainer Modul zum Abschluss des Projekts im Internet zur Verfügung gestellt.
Die Federführung bei diesem Projekt hatte das Deutsche Jugendinstitut. Ulrike Richter vom DJI Halle, die wir auch im "Profil" vorstellen, beschreibt im "Interview" die Entwicklungsarbeit im Team und erste Reaktionen der Jugendlichen auf den ICOVET-Ansatz.
Die Soziologin Magda Balica aus Bukarest hat das Nachweis-Instrument in Rumänien mit Roma-Jugendlichen getestet. Ihr "Blick von außen" macht deutlich, wie wichtig es ist, dass für die Validierung informell erworbener Kompetenzen die Lebensumstände und kulturellen Kontexte der Zielgruppe berücksichtigt und respektiert werden müssen. Über den Stellenwert des informellen Lernens und die möglichen Einsatzbereiche von ICOVET in England berichtet der E-Learning Experte Graham Attwell im seinem "Blick von außen".
Wie immer bietet das Online-Thema Links auf Projekte und Publikationen des DJI zum Thema.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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