idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
02.08.2006 10:24

Neues Förderangebot zur Gesellschaftsforschung

Dr. Christian Jung Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    Die Babyboomer schon im Blick: VolkswagenStiftung startet Ausschreibung "Individuelle und gesellschaftliche Perspektiven des Alterns"

    Das Zusammenwirken von sinkender Geburtenrate und steigender Lebenserwartung führt zu einer Alterung der Gesellschaft. Ein solcher Prozess des demografischen Wandels ist nicht allein in Deutschland, sondern in nahezu allen entwickelten Industrienationen anzutreffen. Die öffentliche Betrachtung des demografischen Wandels hier zu Lande kommt jedoch meist als "Belastungsszenario" daher, das die problematischen Konsequenzen des Alterungsprozesses für die sozialen Sicherungssysteme, die gesundheitliche und pflegerische Versorgung oder für die gesellschaftliche Innovationsdynamik und das Wirtschaftswachstum herausstellt. Dieses Szenario gibt nun allerdings keine Antwort auf die zentrale Frage, wie es gelingen kann, die Produktivkraft einer alternden Gesellschaft so zu erkennen, zu fördern und zu nutzen, dass diese im internationalen Wettbewerb bestehen kann.
    Es geht folglich darum, die Diskussion über die vorhandene demografische Situation zu versachlichen und neue Ansätze aufzuzeigen, die Herausforderungen individuell und gesellschaftlich produktiv anzugehen. Für eine offensive Gestaltung demografischer Herausforderungen tragen auch die Betroffenen selbst, das heißt die älter werdenden Mitglieder einer insgesamt alternden Gesellschaft, eine Mitverantwortung. Daraus erwächst für die Gesellschaft die Aufgabe, die erforderlichen Strukturen bereitzustellen und die (beispielsweise in Abhängigkeit vom Gesundheitszustand) unterschiedlichen Möglichkeiten der älteren Menschen zu berücksichtigen - Menschen, die sich selbst oft gar nicht als alt oder alternd wahrnehmen.
    Vor diesem Hintergrund gibt die VolkswagenStiftung jetzt den Startschuss für eine Ausschreibung zum Thema "Individuelle und gesellschaftliche Perspektiven des Alterns". Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen sich inhaltlich originell und methodisch ausgewiesen beteiligen mit dem Ziel, Entwicklungspotenziale einer alternden Gesellschaft auf individueller und gesellschaftlicher Ebene auszumachen und diese zu fördern - und zwar unter Beteiligung der "Betroffenen". Nähere Informationen gibt ein "Merkblatt für Antragsteller", zu finden auf der Website der Stiftung unter http://www.volkswagenstiftung.de/foerderung/gesellschaft-und-kultur/zukunftsfrag....

    Inhaltlich erstreckt sich die Ausschreibung auf drei Themenfelder:
    1. Flexibilisierung und Diversität in Lebensläufen;
    2. Kontexte des Alterns;
    3. Innovationspotenziale von Alterungsprozessen.

    Themenfeld 1: Flexibilisierung und Diversität in Lebensläufen
    Das Stichwort lautet: Lebenslauf-Betrachtung. Vor allem mit Blick darauf erschließen sich individuelle und gesellschaftliche Potenziale der Entwicklung und Mitverantwortung. In Zukunft werden individuelle Lebensläufe immer weniger Ähnlichkeit mit einer "Normalbiografie" haben. Löst sich damit die Altersphase als standardisierter Lebensabschnitt auf oder differenziert sie sich intern (etwa nach Erwerbsbiografien, individueller Lebenserwartung und Lebensformen)? Welchen Einfluss haben darauf kulturelle Differenzierungen der Bevölkerung, regionale Unterschiede und sozialer Wandel? Gibt es künftig noch deutlich abgrenzbare geschlechtsspezifische Strukturen? Welche Bedeutung kommt jenseits vorgegebener Sozialstrukturen und Rahmenbedingungen individuellen Handlungs- und Verhaltenspotenzialen zu? Welche Anforderungen ergeben sich daraus für individuelles und gesellschaftliches Handeln (zum Beispiel verstärkte Bildungsbemühungen, Investitionen in die eigene Beschäftigungsfähigkeit, Gesundheitsförderung, private Alterssicherung, Förderung der Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Familie/Pflege)? Inwieweit verlaufen Arbeit, Lernen und Privatleben/Familie zunehmend parallel? Erfordert dies integrierte Ansätze aus Beschäftigungs-, Bildungs-, Familien- und Gleichstellungspolitik?

    Themenfeld 2: Kontexte des Alterns
    Verlauf und Gestalt des Alterns hängen von gegebenen (oder fehlenden) Kontexten ab, die auf unterschiedlichen Ebenen angesiedelt, aber miteinander verzahnt sind. Welche räumlichen Kontexte (zum Beispiel Arbeitswelt, Wohnen und öffentliche Räume) sind für die Herausbildung eines "neuen Alterns" maßgeblich? Welche Rolle kommt neuen Technologien in Bezug auf das heutige und künftige Altern zu? Wie wirken sich neue Lebensformen (jenseits der Kleinfamilie) oder das Alleinleben auf die Gestaltung von Altern bis hin zur Hochaltrigkeit aus? Wo stoßen traditionelle Familienmodelle an Grenzen der Belastbarkeit? Welche Unterstützungsstrategien bieten sich an? Des Weiteren: Was stimuliert das Aufgreifen neuer Aufgaben bei Übergängen zwischen verschiedenen Lebensphasen? Lassen sich entsprechende Befunde - auch aus den Neurowissenschaften - mit kulturell-gesellschaftlichen Herausforderungen des Alterns verknüpfen?

    Themenfeld 3: Innovationspotenziale von Alterungsprozessen
    Der demografische Wandel ist eine wichtige Einflussgröße von wirtschaftlicher Entwicklung und Wachstum; die Betrachtung jedoch nur dieser Determinante - zudem noch bezogen auf nur ein Land - greift zu kurz. Wie kann im Kontext globaler Strukturveränderungen die Produktivkraft einer alternden Gesellschaft gefördert werden, um bei steigendem Durchschnittsalter der Bevölkerung und sinkenden Zahlen und Anteilen jüngerer Menschen im internationalen Wettbewerb zu bestehen? Wie lassen sich Arbeitsplätze in Unternehmen und deren Organisation so gestalten, dass frühe Ausstiege aus dem Berufsleben verhindert und die Potenziale von älteren Arbeitnehmern intensiv genutzt werden? Welche Rolle kommt dabei der Fort- und Weiterbildung zu? Welche Lernumwelten sind Erfolg versprechend? Wie kann die Arbeitswelt im Sinne eines gesundheitlichen Präventionsfeldes genutzt werden? Unter welchen Bedingungen entfalten sich die "Marktpotenziale" heutiger und künftiger Älterer? Wie lässt sich bewirken, dass Angebote auch zu Bedürfnissen passen? Wo sollten die Bedürfnisse von Älteren mit denen anderer Altersgruppen besser verbunden werden? Wie lassen sich im Blick darauf Interessen von Nutzern und Entwicklern miteinander vernetzen? Wie hängen Veränderungen auf den Märkten für Güter und Dienstleistungen und dem Arbeitsmarkt zusammen? Was können organisatorische Innovationen zu einer altersfreundlichen Kultur und einem öffentlichen Raum beitragen, in dem ältere Menschen ihre Bedürfnisse artikulieren und ihre Fähigkeiten umsetzen können? In welcher mitverantwortlichen Form lassen sich die Belange älterer Menschen berücksichtigen, die nicht mehr zu eigenständigen Entscheidungen fähig sind?
    Die Stiftung ist besonders interessiert an Vorhaben, die Fragen verschiedener Themenbereiche integrieren, die das "junge Alter" und das mittlere Erwachsenenalter der "Babyboomer" (in Deutschland die Anfang der 1960er Jahre Geborenen) in den Blick nehmen, die die Möglichkeiten von Sekundär- und Metaanalysen nutzen - sowie an solchen Projekten, die ethische und methodische Anforderungen für eine Teilnahme der "Betroffenen" am Forschungsprozess klären.
    Welche Förderformen sind möglich? Die Stiftung unterstützt Forschungsvorhaben durch die Vergabe von Personal- und Sachmitteln - explizit angesprochen sind auch Nachwuchswissenschaftler. Des Weiteren können "Forschungsprofessuren" an deutschen Hochschulen sowie für ausländische Kooperationspartner bewilligt werden. In einem weiteren Modul bewilligt die Stiftung Arbeitstagungen und Sommerschulen mit begrenztem Teilnehmerkreis im In- oder Ausland. Erwünscht ist dabei eine Beteiligung von Vertretern der jeweils relevanten Praxisfelder. Dies meint nicht nur Politik und Verwaltung oder Berufs- und Interessenverbände, sondern ebenso die unmittelbar "Betroffenen" - also nicht-organisierte Angehörige der mittleren und älteren Generation. Damit soll der individuellen Mitverantwortung auch im Forschungsprozess Rechnung getragen werden. Als besondere Förderformen möglich sind darüber hinaus: international und interdisziplinär zusammengesetzte Forschergruppen beziehungsweise Forschungsverbünde sowie die konzeptionelle Entwicklung und wissenschaftliche Begleitung von Modellversuchen zur Beteiligung "Betroffener".
    Aufgefordert sich zu beteiligen sind im Kern vor allem die Fachgebiete Psychologie, Soziologie und Wirtschaftswissenschaften, daneben aber sowohl die Philosophie, Politik- und Rechtswissenschaften als auch die Medizin, Gesundheits- und Pflegewissenschaften.
    -----------------------
    Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter http://www.volkswagenstiftung.de/service/presse.html?datum=20060802

    Kontakt:
    Förderangebot der VolkswagenStiftung
    Dr. Alfred Schmidt
    Telefon: 0511 8381 - 237
    E-Mail: schmidt@volkswagenstiftung.de


    Weitere Informationen:

    http://www.volkswagenstiftung.de/foerderung/gesellschaft-und-kultur/zukunftsfrag... - Informationen zum neuen Angebot und zur übergeordneten Förderinitiative der VolkswagenStiftung "Zukunftsfragen der Gesellschaft"


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Politik, Psychologie, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).