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02.08.2006 11:22

Über den Zaun blicken

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Wissenschaftler aus Universität Heidelberg und Industrie informierten sich beim 43. Gesprächskreis Rhein-Neckar über Grundlagenforschung und angewandte Entwicklungen

    Physikalische Grundlagenforschung aus der Hochschule mit eher angewandten Entwicklungen aus der Industrie näher zusammenzubringen, hat sich der "Gesprächskreis Rhein-Neckar" zum Ziel gesetzt. So treffen sich bis zu 200 Wissenschaftler aus dem Rhein-Neckar-Raum zwei Mal jährlich seit 1985, um einen "Blick über den Zaun" zu werfen. Turnusmäßig war dieser Tage das Physikalische Institut der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg der Veranstalter.

    Dabei zeigte Professor Werner Aeschbach-Hertig vom Institut für Umweltphysik der Ruperto Carola am Beispiel der Geo-Ressource Grundwasser, dass dieser Zaun oftmals gar nicht so hoch ist. Wasser ist lebensnotwendig und wird nicht nur als Trinkwasser benötigt. Auch für Reinigungszwecke aller Art oder zur Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen ist es unabdingbar. Dabei sollte es nicht nur eine bestimmte Qualität aufweisen, sondern auch in ausreichender Menge für längere Zeit zur Verfügung stehen. Das gilt für das gemäßigte Klima Mitteleuropas, aber vor allem für die semiariden bis ariden Gebiete.

    Die Physiker haben verschiedene Methoden entwickelt, um das Alter und die Herkunft eines Grundwassers zu ermitteln und daraus auf dessen Erneuerbarkeit zu schließen. Werner Aeschbach-Hertig präsentierte hierzu ein Beispiel aus Ägypten, genauer gesagt aus einem Gebiet südwestlich des Nildeltas, wo größere Bereiche durch Bewässerung landwirtschaftlich erschlossen werden. Das dafür notwendige Wasser stammt aus einem Grundwasserspeicher, der sich in bis zu 200 Metern Tiefe befindet.

    Jedes Wasser hat eine bestimmte Isotopenzusammensetzung, aus der auf die Entstehungsbedingungen des Wassers geschlossen werden kann. Für das untersuchte Grundwasser zeigten die Wasserstoff- und Sauerstoffisotopen, dass es nicht aus den lokalen Niederschlägen gespeist wird, sondern vielmehr dem Wasser des Nils entspricht. Dieses wandert über größere Entfernungen vom eigentlichen Flussbett bis in den Grundwasserspeicher hinein.

    Die Isotopen legen aber auch den Einfluss des Assuan-Staudammes offen. "Das aufgestaute Wasser des Assuan-Staudammes unterliegt einer sehr hohen Verdunstung", erläuterte der Physiker Aeschbach-Hertig. Bei der Verdunstung werden vor allem die leichteren Isotope dem aufgestauten Wasser entzogen, die schwereren bleiben zurück. Dementsprechend unterscheidet sich das Nilwasser und damit auch das aus diesem gebildete Grundwasser, welches vor der Errichtung des Staudammes 1970 entstand, von dem jüngeren Nil-/Grundwasser.

    Die Versuche in den 1950er und 1960er Jahren mit Wasserstoffbomben haben den Wissenschaftlern eine weitere Isotopensignatur hinterlassen, aus der recht schnell eine Altersabschätzung erfolgen kann. Es ist das Tritium, das als radioaktives Produkt bei den Wasserstoffbombentests entstand und sich in allen Wässern befindet, die jünger sind als die Versuche. Für das untersuchte Grundwasser südwestlich des Nildeltas zeigte sich, dass Grundwasser, welches in einer Entfernung von weniger als einem Kilometer von Bewässerungskanälen, die das Wasser des Nils im Delta verteilen, entnommen wurde, hohe Tritium-Werte aufweist. Grundwässer, die mehr als ein bis zwei Kilometer von diesen Bewässerungskanälen entfernt beprobt wurden, haben dagegen niedrige Tritium-Werte, sind also vor 1950 entstanden.

    "Das Grundwasser südwestlich des Nildeltas ist zwar erneuerbar, aber es ist ein sehr langsamer Prozess", fasste Werner Aeschbach-Hertig die Ergebnisse der Wasseranalysen zusammen. Für die Menge des zu entnehmenden Grundwassers eine wichtige Feststellung, denn wird bei der Grundwasserförderung die Menge an Wasser, die dem Grundwasserspeicher immer wieder zufließt, überschritten, ist das Wasserreservoir in der Tiefe irgendwann erschöpft. Dann wäre auch eine landwirtschaftliche Nutzung des Gebietes nicht mehr möglich.

    Die Vielfalt der Forschung im Rhein-Neckar-Raum belegten die weiteren Vorträge, die von der Zustandsüberwachung von Schmierstoffen über die neuesten Daten vom Saturn und seinen Monden bis hin zur dreidimensionalen Vermessung spiegelnder Flächen reichten. Einen Blick in die Vergangenheit gab abschließend Professor Ernst Pernicka vom Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie in Mannheim, der über den Hortfund von Nebra und die Welt der Bronzezeit in Mitteleuropa berichtete.
    Stefan Zeeh

    Rückfragen bitte an:
    Professor Werner Aeschbach-Hertig
    Institut für Umweltphysik
    Universität Heidelberg
    Im Neuenheimer Feld 229
    D-69120 Heidelberg
    Tel. 06221 546331
    aeschbach@iup.uni-heidelberg.de

    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
    http://www.uni-heidelberg.de/presse


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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