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17.01.2000 13:57

Erziehungswissenschaftler der Uni Essen legen Studie zu Ursachen von Fremdenfeindlichkeit vor

Monika Roegge Pressestelle Standort Essen
Universität Essen (bis 31.12.2002)

    Fremdenfeindlichkeit in Deutschland ist kein Problem gewaltbereiter junger Män-ner oder rechtsextremer Randgruppen, fremdenfeindliche Einstellungen sind vielmehr in der "Mitte der Gesellschaft" anzutreffen. So lautet die zentrale These der Essener Erziehungswissenschaftler Klaus Ahlheim und Bardo Heger in ihrer jüngsten Veröffentlichung.

    15/2000
    17. Januar 2000

    Mit "pädagogischem Blick" legen die Autoren in dem Band "Der unbequeme Fremde" empirische Befunde über die Entwicklung und Verbreitung fremdenfeindlicher Einstellungen in Ost- und Westdeutschland, über mögliche Ursachen und über den Zusammenhang von Erziehung, Schulbildung und Fremdenfeindlichkeit vor.

    Die Studie der beiden an der Universität Essen tätigen Wissenschaftler ist ein gelun-genes Beispiel für eine ebenso lesbare wie interessante empirische Untersuchung. Sie basiert auf einer Sekundäranalyse verschiedener Datenquellen, darunter als wich-tigster die "Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften" (ALLBUS) aus den Jahren 1980 bis 1998.

    Fremdenfeindliche Einstellungen, stellen die Verfasser fest, nehmen nach einem kontinuierlichen Rückgang in den achtziger Jahren seit 1994 wieder zu. 1996 waren 41 v. H. der Ostdeutschen und 27 v. H. der Westdeutschen "deutlich" bzw. "stark" fremdenfeindlich eingestellt. Eine "Belastung" durch Ausländer sei dafür nicht die Erklärung, sagen die Autoren. Denn Fremdenfeindlichkeit ist nach ihren Untersu-chungsergebnissen dort besonders hoch, wo der Ausländeranteil eher gering ist - umgekehrt ist Fremdenfeindlichkeit dort besonders gering, wo der Ausländeranteil eher hoch ist.

    Die Autoren nähern sich der Erklärung möglicher Ursachen von Fremdenfeind-lichkeit über den Rückgriff auf die klassischen "Studien zum autoritären Charakter" und zeigen, dass fremdenfeindliche Einstellungen in der Regel Ausdruck einer indi-viduellen Vorurteilsbereitschaft, einer Neigung zu autoritären und stereotypen Denkmustern, zu einfachen Erklärungen sind. Monokausale Erklärungen wie die, Arbeitslosigkeit führe zu Fremdenfeindlichkeit, weisen die Autoren zurück. Sie belegen, dass die Mehrzahl der fremdenfeindlich eingestellten Personen nie arbeits-los gewesen ist und auch nicht um ihren Arbeitsplatz fürchtet. Vielmehr sind Ar-beitslose vor allem dann fremdenfeindlich eingestellt, wenn sie überhaupt für Vor-urteile anfällig sind.

    Schließlich zeigen Ahlheim und Heger, dass sowohl ein zuverlässig-akzeptierender Erziehungsstil als auch eine höhere Schulbildung der Entstehung fremdenfeindli-cher Einstellungen entgegenwirken. Sie werten diesen Zusammenhang mit aller Vorsicht als Hinweis auf die wichtige Rolle, die schulische und außerschulische politische Bildung in der Auseinandersetzung mit fremdenfeindlichen Einstellungen und Vorurteilen spielt bzw. spielen könnte.

    Ahlheim, Klaus, und Heger, Bardo: Der unbequeme Fremde. Fremdenfeindlichkeit in Deutschland - empirische Befunde. Wochenschau-Verlag, Schwalbach/Ts. 1999. 118 Seiten, 24,80 Mark.

    Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83-20 85
    Weitere Informationen: Professor Dr. Klaus Ahlheim, Telefon (02 01) 1 83-22 10, Dr. Bardo Heger, Telefon (02 01) 1 83-22 19


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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