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16.08.2006 14:05

Schlüsselqualifikation für vorausschauende Lehrer

Ingo Lohuis Medien und News
Universität Bielefeld

    Lehramtsstudierende der Universität Bielefeld führen Fallstudien im Bielefelder Verein BAJ durch und lernen dabei den Alltag von Jugendlichen kennen, die das Schulsystem aussortiert hat. Die Ergebnisse der Studien bestätigen die Arbeit des Vereins.

    An der Universität Bielefeld läuft seit dem Wintersemester 2002/2003 ein Modellversuch zur Lehrerausbildung im konsekutiven Bachelor- und Masterstudium. Eine zentrale Rolle hat dabei das Fach Erziehungswissenschaften inne, das in der Bachelor- oder in der Masterphase als Nebenfach obligatorisch ist. Studierende mit dem Studienziel Lehramt verfassen im Fach Erziehungswissenschaften gegen Ende ihres Studiums eine Fallstudie. 33 von ihnen haben diese im vergangenen Semester in Kooperation mit dem Bielefelder Verein BAJ e.V. (Berufliche Ausbildung und Qualifizierung Jugendlicher und junger Erwachsener) durchgeführt.
    Das BAJ macht jungen Menschen, die keine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt haben, Angebote, die ihnen den Einstieg in Ausbildung und Beruf ermöglichen sollen. Das BAJ bietet für Jugendliche Ausbildungsplätze sowie Berufsvorbereitungsmaßnahmen und ermöglicht es Schulabbrechern, ihre Schulabschlüsse nachzuholen.
    Initiatorin der Kooperation ist Professorin Katharina Gröning aus der Fakultät für Pädagogik (Arbeitsgemeinschaft 7: Pädagogische Diagnose und Beratung).
    "Wir möchten den angehenden Lehrerinnen und Lehrern einen Eindruck vermitteln, wie pädagogische Arbeit mit den Jugendlichen aussieht, die das Schulsystem aussortiert hat, die die Schule also ohne Abschluss und ohne Berufsaussichten verlassen müssen", erklärt die Pädagogikprofessorin. "Dazu ist das BAJ der ideale Kooperationspartner."
    Die verantwortlichen Pädagoginnen und Pädagogen im BAJ erhoffen sich durch die Kooperation Erkenntnisse, ob und wie ihre Arbeit wirkt, welche Jugendlichen sie mit ihren Maßnahmen erreichen und ob der Besuch des BAJs einen Wendepunkt in den schwierigen Biografien der jungen Frauen und Männer darstellt.
    Die 33 Bielefelder Lehramtsstudierenden haben in Arbeitsgruppen und unter Anleitung von Professorin Katharina Gröning ihre Fallstudien zu verschiedenen pädagogischen Problemen im BAJ angefertigt. So wurden beispielsweise Fallstudien zu den Problemfeldern "Umgang mit Schulschwänzern", "Jugendliche mit Vorstrafen", "Übergang von der Ausbildung in den Arbeitsmarkt" und "Umgang mit Unterrichtsstörungen" erarbeitet. Die Studien der Studierenden zeigen, wie die pädagogische Arbeit des BAJ mit schwierigen und belasteten Jugendlichen gestaltet ist und welche Veränderungen Jugendliche im BAJ durchmachen.
    "Die Ergebnisse unterstreichen, welch gute Arbeit die Pädagoginnen und Pädagogen der BAJ leisten", so die Bielefelder Professorin. "Mehr als die Hälfte dieser wirklich schwierigen Jugendlichen hat in den Befragungen angegeben, dass sich seit der Arbeit im BAJ erstens der Freundeskreis völlig verändert habe, dass zweitens die Beziehung zur eigenen Familie, vor allem zu den Eltern, besser geworden sei und dass drittens persönliche und Liebesbeziehungen aufgebaut werden konnten." Die Veränderung des sozialen Milieus sind nach Einschätzung der Pädagogin wichtige Voraussetzungen für die Integration der Jugendlichen.
    Die 33 Studierenden der Universität Bielefeld konnten mittels intensiven Interviews feststellen, wie typische Wege ins schulische Abseits aussehen - Wissen, das ihnen im Berufsleben zugute kommen kann. "Die späteren Lehrerinnen und Lehrer sollen die Probleme der Schüler früher erkennen, falsche Entwicklungen antizipieren und eventuell frühzeitig gegensteuern", erklärt Professorin Katharina Gröning die Zielsetzung, die die Kooperation für die Lehramtstudierenden hat.
    "Die Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld, speziell mit der Fakultät für Pädagogik und Professorin Gröning, ist für den Verein BAJ ein großer Gewinn", betont Irma Herrmann, Pädagogische Leiterin des BAJ. "Die gewonnenen Erkenntnisse der Fallstudien fließen in die tägliche Praxis ein und sind eine Grundlage zur konzeptionellen Weiterentwicklung unserer Arbeit mit den Jugendlichen."
    Die Kooperation wird auch im Wintersemester 2006/2007 fortgesetzt. Dann werden die Fallstudien über einen Zeitraum von zwei Semestern durchgeführt. Zudem wird Professorin Gröning gemeinsam mit ihren Studierenden Gruppenberatungen für die Jugendlichen der BAJ anbieten.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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