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16.08.2006 16:05

DFG-Förderung für Projekte des Sozialwesens an Katholischer FH

Klaus Herkenrath Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Fachhochschule Nordrhein-Westfalen

    Erstmals in der vergleichsweise jungen Forschungsgeschichte Katholischer Fachhochschulen hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) entschieden, zwei Projekte einer Katholischen Hochschule - zudem an Fachbereichen des Sozialwesens - in ihre Förderung aufzunehmen.

    Die Förderung erstreckt sich auf das Forschungsprojekt "Sprache und induktives Denken", Forscherin ist Prof. Dr. Edeltrud Marx, Abteilung Köln der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen (KFH NW)sowie auf das Forschungsprojekt "Schizophrenie und Elternschaft. Belastungen und Bewältigungsstrategien in Familien mit einem psychisch kranken Elternteil"; die beiden Forscher sind Prof. Dr. Albert Lenz (Abt. Paderborn, KFH NW) und Prof. Dr. Johannes Jungbauer (Abt. Aachen, KFH NW).

    Prof. Dr. Edeltrud Marx untersucht den Zusammenhang von kindlichem Spracherwerb und der Entwicklung induktiven Denkens mit ihrem Forschungsvorhaben im Bereich der Entwicklungs- und Pädagogischen Psychologie: die Frage des Zusammenhangs zwischen Sprache und induktivem Denken, also Intelligenz.
    Ob sich Sprachkompetenz und Intelligenz unabhängig voneinander entwickeln, lässt sich vor dem Hintergrund früherer Befunde, u. a. ebenfalls durch Marx, bisher nicht eindeutig beantworten. Ebenfalls ist unklar, ob und wie sich der kindliche Grammatikerwerb längerfristig beeinflussen lässt. Diese Fragen werden experimentell untersucht.
    Eine der Hypothesen ist, dass über die Förderung induktiven Denkens auch der kindliche Spracherwerb gefördert werden kann. Dies ist nach Marx nahe liegend, weil wir Sprache über induktive Strategien erwerben.
    Das methodische Vorgehen: Kinder werden in einem der beiden Entwicklungsbereiche, z.B. in ihrer Intelligenz, mit einem Training induktiven Denkens gefördert. Anschließend wird überprüft, ob nicht nur die Intelligenz von dem Training profitiert hat, sondern auch die Sprachfähigkeit. Umgekehrt werden Sprachtrainings zur Förderung von Morphologie, Syntax und Semantik durchgeführt. Danach wird untersucht, ob das Sprachtraining nicht nur entsprechende Spracherwerbsdimensionen, sondern auch die kindliche Intelligenz gefördert hat. Wenn die Entwicklungsbereiche Sprache und Intelligenz unabhängig voneinander sind, dürfte die Förderung der Sprachkompetenz nur zu einer Steigerung der Sprachleistung, nicht aber der Intelligenzleistung führen. Umgekehrt dürfte die Förderung der Intelligenz ausschließlich Steigerungen der Intelligenzleistung, nicht aber der kindlichen Sprachkompetenz bewirken.
    Die (durch die KFH NW finanzierten) Vorstudien von Marx haben ihre Annahme bestätigt, dass die Entwicklungsbereiche Sprache und Intelligenz nicht unabhängig voneinander sind, sondern in der kindlichen Entwicklung interagieren. Das Training zum induktiven Denken von Klauer (1989) förderte neben der Intelligenz auch den kindlichen Spracherwerb signifikant und erheblich. Die Effekte blieben über einen Zeitraum von drei Monaten stabil. Umgekehrt scheint der Entwicklungsbereich des induktiven Denkens nicht von einer Sprachförderung zu profitieren. Es soll nun der Zusammenhang zwischen induktivem Denken und semantischer, syntaktischer sowie morphologischer Sprachentwicklung über den Nachweis von trainingsspezifischen und Transfereffekten genauer untersucht werden.

    Ziel des Forschungsvorhabens der Professoren Dr. Johannes Jungbauer und Dr. Albert Lenz ist die Untersuchung von Belastungen und Copingstrategien in Familien mit einem an Schizophrenie erkrankten Elternteil. Zum einen soll untersucht werden, wie viele psychisch Kranke innerhalb einer repräsentativen klinischen Stichprobe Kinder haben, mit Kindern und Partner zusammenwohnen, allein erziehend oder aber getrennt von ihren Kindern leben; schließlich soll ermittelt werden, welche Faktoren mit Elternschaft bzw. mit dem Zusammenleben mit Kindern positiv bzw. negativ verknüpft sind. Zum andern soll das subjektive Belastungserleben der Patienten, ihrer Kinder und ihrer Partner untersucht werden.
    Das übergeordnete Ziel der Professoren Dr. Lenz und Dr. Jungbauer ist die Untersuchung der familiären Belastungen und Copingstrategien in Familien mit einem schizophren bzw. schizoaffektiv erkrankten Elternteil. Dazu soll in einem ersten Schritt die Prävalenz von Elternschaft bei schizophrenen Patienten erfasst werden; anschließend sollen in einem zweiten Schritt die spezifischen individuellen und gemeinsamen Bewältigungsstrategien einer genauen Analyse unterzogen werden.
    Im Mittelpunkt steht dabei der Blick auf die Bewältigungsstrategien der Kinder, die adaptiven Copingreaktionen der Eltern sowie das Zusammenspiel individueller, dyadischer und familialer Copingstrategien. Die Analyse des Bedarfs an zusätzlicher sozialer und professioneller Unterstützung bei der Belastungsbewältigung der soll die dritte Untersuchungsebene der Studie darstellen.
    Es wird erwartet, dass infolge des Forschungsvorhabens bisher nicht bekannte beziehungsweise in ihrer Relevanz bisher nicht erkannte Tatsachen zutage gefördert werden, beispielsweise, dass eine bedeutsame Minderheit unter den schizophreniekranken Patienten Eltern sind bzw. mit minderjährigen Kindern im selben Haushalt zusammenleben oder dass die Bewältigung der krankheitsbedingten Alltagsbelastungen auf individueller Ebene (Patienten, Partner und Kinder) wesentlich von den dyadischen Copingstrategien der Eltern auf der Paarebene abhängt.
    Aufgrund der Untersuchungsergebnisse sollen Empfehlungen für die Konzeption professioneller Hilfeangebote erarbeitet werden, die auf die spezifischen Bedürfnisse von Familien mit einem psychisch kranken Elternteil zugeschnitten sind. Albert Lenz und Johannes Jungbauer kooperieren mit Prof. Dr. Manfred Zaumseil (FU Berlin), Prof. Dr. Elmar Brähler (Uni Leipzig) und Prof. Dr. Bernd Röhrle (Uni Marburg) sowie mit Prof. Dr. Guy Bodenmann (Institut für Familienforschung und -beratung, Uni Fribourg/Schweiz).

    Mit der Förderung u. a. verbunden sind jeweils Stellen Wissenschaftlicher Mitarbeiter(innen) und damit deren Promotionsvorhaben.

    Prof. Dr. Johannes Jungbauer:
    Dipl.-Psych., Dr. phil. (2001, FU Berlin), Professor für Psychologie im Fachbereich Sozialwesen, Abt. Aachen; Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (2002), Habilitation an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig (2005), Gesprächspsychotherapeut,
    e-mail: j.jungbauer@kfhnw.de

    Prof. Dr. Albert Lenz:
    Dipl.-Psych., Dr. phil. (1990, LMU München), Professor für Psychologie am Fachbereich Sozialwesen, Abteilung Paderborn; zahlreiche Studien, z. B. Kinder in der Erziehungs- und Familienberatung (1997-1999, BMFSFJ), Indikation zur Erziehungsberatung (2000-2001, BMFSF), Kinder psychisch kranker Eltern (2001-2003, MWF NRW) Mitherausgeber der Zeitschrift "Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie",
    e-mail: a.lenz@kfhnw.de

    Prof. Dr. Edeltrud Marx:
    Dipl.-Sozialpäd., Dipl.-Psych., Dr. phil. (1985, WWU Münster), Professorin für Psychologie am Fachbereich Sozialwesen, Abteilung Köln; Habilitation an der Universität zu Köln (1999), Kölner Universitätspreis (2001), Publikationen zu Sprache und Intelligenz seit 1999, z.B. Methoden der Erhebung von Versprecherdaten in der Sprachproduktionsforschung (2004), Bewirkt ein kognitives Training das, was es bewirken soll? (2005), Profitiert das kindliche Sprachsystem von anderen kognitiven Entwicklungsbereichen? (2006),
    e-mail: e.marx@kfhnw.de


    Weitere Informationen:

    http://www.kfhnw.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Psychologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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