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22.08.2006 18:14

Schlechte Informationslage verunsicherte die Bevölkerung

Christoph Hachtkemper Pressestelle
Fachhochschule Münster

    Erste Ergebnisse der Studie zum Schneechaos: Befragte bemängeln Versorgung nur
    zum Teil

    Münster/Steinfurt (22. August 2006). Der größte Knackpunkt: Es fehlte an
    Informationen. Zu diesem ersten Zwischenergebnis kommt die Studie der
    Fachhochschule Münster über das Schneechaos im November 2005. "Große Teile der
    Bevölkerung in der betroffenen Region bemängeln, dass es nur unzureichende
    Auskunft über die Ursachen und die Dauer des Stromausfalles gab", erklärt Ute
    Menski aus Nordwalde. Sie ist eine von fünf Studentinnen am Fachbereich
    Oecotrophologie, die gemeinsam mit Prof. Dr. Joachim Gardemann, Prof. Dr. Hertje
    Funke und Prof. Dr. Irmhild Kettschau im Auftrag des Bundesministeriums für
    Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz die Auswirkungen des
    folgenschweren Schneefalls untersuchen. Anders als erwartet spielten
    Versorgungsprobleme keine alles dominierende Rolle.
    3500 Fragebögen hatten die Studentinnen an Haushalte in den Gemeinden Ochtrup,
    Laer, Schöppingen, Borghorst und Horstmar verteilt. Erfasst wurden sowohl Häuser
    und Wohnungen in den Ortsgebieten als auch landwirtschaftliche Betriebe im
    Umland. Rund 650 dieser Bögen mit umfassenden Erläuterungen landeten schließlich
    in den vor Ort aufgestellten Sammelboxen. Die erste Überraschung: Wer mit einer
    endlosen Liste von Problemen und Unzulänglichkeiten gerechnet hätte, sah sich
    getäuscht. "In vielen Bögen finden wir Hinweise auf die hervorragende
    Nachbarschaftshilfe und auf die positiven Erfahrungen", berichtet Claudia Wilken
    aus Ochtrup. "Wieder Zeit für Gespräche mit der Familie", "Gemütliche Abende bei
    Kerzenschein und Gesellschaftsspielen", "Alle waren nett und zufrieden" -
    zitiert ihre Kommilitonin Eva Holtmann (Steinfurt) aus den Antworten. In einem
    Bogen beschrieb eine Bürgerin die Tage des Stromausfalls gar als "mystische Zeit".
    Auf der anderen Seite zeigte das Schneechaos die Verwundbarkeit der
    technisierten Gesellschaft - kein Radio, kein Telefon, kein Handy-Empfang.
    "Gerade diese Defizite in der Kommunikationstechnik verunsicherten die
    Bevölkerung in erheblichen Maße", interpretiert Lina Quartey die zahlreichen
    Hinweise. Außerdem seien die zum Teil nächtlichen Lautsprecherdurchsagen kaum zu
    verstehen gewesen. Die Studierendengruppe werde daher dem Ministerium im
    abschließenden Bericht, der Ende des Jahres vorliegen wird, die Verbesserung des
    Informationsmanagements in einer solchen Situation empfehlen. "Wir denken dabei
    beispielsweise an eine stärkere Einbindung der lokalen Radiosender", so Sarah
    Gust. Dies setze natürlich voraus, dass in den Haushalten Batterie betriebene
    Radioempfänger vorhanden sind. Sonst heißt es, wie vielfach im November
    geschehen, im Auto die Nachrichten zu hören. Als ein weiteres Problemfeld stellten sich Kühlgeräte heraus. In Haushalten und
    Geschäften verdarben Tiefkühlkost und frische Lebensmittel in großem Umfang. "Hier wäre der Einsatz von Kühltransportern zur Zwischenlagerung verderblicher
    Ware zu überlegen", nennt Gardemann ein Beispiel für ein verbessertes
    Katastrophenmanagement. Für die privaten Haushalte seien einige Konserven und
    Hilfsmittel wie Gaskocher, Kerzen und Streichhölzer für die Überbrückung der
    ersten Zeit sehr sinnvoll. Allerdings gab gerade einmal die Hälfte der Befragten
    an, künftig solche Vorräte für den Fall der Fälle anzulegen. Eine Art
    Schutzmechanismus, wie Gardemann meint. "Die Menschen wollen sich mit solchen
    Krisensituationen nicht auseinandersetzen und glauben vielmehr, dass es ein
    einmaliges Ereignis war."
    Gardemann, Leiter des Kompetenzzentrums Humanitäre Hilfe der Fachhochschule
    Münster, war in vielen Katastrophengebieten der Welt als Arzt und Helfer im
    Einsatz. Besonders erstaunt hat ihn während der Ereignisse in Ochtrup und
    Umgebung eine gewisse Hilflosigkeit bei vergleichsweise einfach zu lösenden
    Problemen. So sei eine Familie in heller Aufruhr gewesen, da der (stromlose)
    Kühlschrank das Insulin fürs zuckerkranke Kind nicht mehr ausreichend zu kühlen
    vermochte. "Dabei hätte eine Schaufel voll Schnee im Kühlschrank leicht Abhilfe
    schaffen können", so Gardemann.
    Die fünf Studentinnen arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Auswertung der
    zahlreichen Informationen. Bis alle Details und Querverbindungen ausgearbeitet
    sind, wird noch ein wenig Zeit vergehen. Eines scheint sich jedoch schon jetzt
    herauszukristallisieren: Der Hilfseinsatz der verschiedenen Organisationen ist
    vergleichsweise gut gelaufen. Details, wie beispielsweise die Betreuung und
    Versorgung älterer Menschen, sollten noch verbessert werden.
    Bildzeile
    Für den Fall, dass Strommasten erneut wie Streichhölzer knicken, will das
    Einsatzteam der FH Münster nach Befragung der Bevölkerung Vorschläge für ein
    besseres Krisenmanagement machen: (v.l.n.r.) Sarah Gust, Linda Quartey, Eva
    Holtmann, Prof. Joachim Gardemann und Claudia Wilken (nicht im Bild: Ute Menski).


    Bilder

    Für den Fall, dass Strommasten erneut wie Streichhölzer knicken, will das Einsatzteam der FH Münster nach Befragung der Bevölkerung Vorschläge für ein besseres Krisenmanagement machen: (v.l.n.r.) Sarah Gust, Linda Quartey, Eva Holtmann, Prof. Joachim Gardemann und Claudia Wilken (nicht im Bild: Ute Menski).
    Für den Fall, dass Strommasten erneut wie Streichhölzer knicken, will das Einsatzteam der FH Münster ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Für den Fall, dass Strommasten erneut wie Streichhölzer knicken, will das Einsatzteam der FH Münster nach Befragung der Bevölkerung Vorschläge für ein besseres Krisenmanagement machen: (v.l.n.r.) Sarah Gust, Linda Quartey, Eva Holtmann, Prof. Joachim Gardemann und Claudia Wilken (nicht im Bild: Ute Menski).


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