Weimar/Jena (20.01.00) Ein gemeinsames Institut für Musikwissenschaft haben die Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und die Friedrich-Schiller-Universität Jena gegründet und beschreiten damit einen neuen Weg in der Kooperation. "Es liegt eigentlich nahe, dass zwei benachbarte Hochschulen ihre Ressourcen in einem solchen Projekt bündeln, um ein weitaus breiteres Spektrum an Potenzialen in Lehre und Forschung zu öffnen, als es eine alleine könnte", kommentieren die beiden Rektoren Prof. Dr. Wolfram Huschke (Weimar) und Prof. Dr. Georg Machnik (Jena) einmütig diesen in der deutschen Hochschullandschaft bislang ungewöhnlichen Schritt. Das neue Institut wird, mit fünf Professuren ausgestattet, eines der größten seiner Art bundesweit sein.
Besondere Akzente liegen künftig auf Projekten, die mit der reichen Musikgeschichte Thüringens verknüpft sind - "und das nicht nur im Bach-Jahr 2000", so der Weimarer Prof. Dr. Detlef Altenburg. So ist konkret ein größeres Vorhaben zur Geschichte der Schauspielmusiken im Umfeld der Weimarer Klassik geplant, das im nächsten Jahr in den voluminösen Jenaer DFG-Sonderforschungsbereich 482 "Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800" integriert werden soll. "Schauspielmusiken haben in der Goethe-Zeit eine viel größere Rolle gespielt, als sich der heutige Theaterbesucher vorstellen mag", so Altenburg, aber die meisten damals führenden Komponisten dieses Genres seien heute vergessen. Goethe selbst habe für sein "Faust"-Drama einen rund 20prozentigen Musik-anteil vorgesehen, der von Anton Radziwil auch ausgeführt sei, nennt Altenburg ein namhaftes Beispiel.
Solche Forschungsansätze lassen sich aber nur interdisziplinär verfolgen. "Viele der Arbeitsschwerpunkte im neuen Institut werden von den neuen umfassenden Netzwerk-Strukturen profitieren", ergänzt der Jenaer Germanist und SFB-Sprecher Prof. Dr. Klaus Manger, der sich zusammen mit Altenburg früh für die gemeinsame Initiative einsetzte. "Man denke etwa auch an die Residenzenforschung für Renaissance- und Barock-Kultur oder die Ära Liszt/Nietzsche - beide Themen haben natürlich einen Thüringer Fokus."
Rektor Wolfram Huschke: "Eine Anbindung der Musikwissenschaft an das geistes- und sozialwissenschaftliche Fächerspektrum der Universität Jena kommt uns Weimarern bei solchen Ansätzen nur gelegen." - "Andererseits wäre es in Jena kaum möglich gewesen, ein derart komplettes musikwissenschaftliches Institut allein zu etablieren", ergänzt sein Amtskollege Georg Machnik. "Wir schließen eine schmerzliche Lücke - nicht zuletzt im Lehrangebot für unsere Studenten." Zwar hat die gemeinsame Musikwissenschaft samt Bibliothek überwiegend ihren Sitz in Weimar, die Professoren und Dozenten bieten aber turnusgemäß mehrere Lehrveranstaltungen speziell in Jena an, so dass die dortigen Studenten nicht einmal die 20 Kilometer Weg auf sich nehmen müssen. Neben dem Lehramtsstudiengang Musik in Weimar und Magister-Abschlüssen an beiden Hochschulen wird ein gemeinsamer Promotionsstudiengang neu eingerichtet; dessen Absolventen erhalten ihre Urkunde von beiden Hochschulen verliehen. Die Universität Jena richtet eine fachwissenschaftliche Handbibliothek ein.
Vier der Professuren stellt die Musikhochschule Weimar, die fünfte, die der Musik des Mittelalters und der Renaissance gewidmet ist, richten die Jenaer neu ein. "Sie passt sehr gut in den Mittelalter-Schwerpunkt, der sich neu an unserer Philosophischen Fakultät gründet", erläutert der Jenaer Dekan Prof. Dr. Kurt Müller. "Inhaltlich sind wir uns eigentlich seit längerem einig. Nun haben wir auch die größten ,bürokratischen' Hürden genommen."
Ansprechpartner für Journalisten:
Prof. Dr. Detlef Altenburg (Musikwissenschaft, Weimar), Tel.: 03643/555165
Prof. Dr. Klaus Manger (Sonderforschungsbereich, Jena), Tel.: 03641/944200
Hochschule für Musik
FRANZ LISZT Weimar
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
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Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
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