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20.02.1997 00:00

Wer heiratet wen? Bremer Studie untersucht Verhältnis von Bildungsstand und Partnerwahl

Kai Uwe Bohn Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    PRESSEMITTEILUNG DER UNIVERSTAET BREMEN - Nr. 032 / 20. Februar 1997 SC

    Wer heiratet wen? - Bremer Studie untersucht das Verhaeltnis von Bildungsstand und Partnerwahl

    Universitaeten sind beliebte Heiratsmaerkte - Die sozialen Gruppen bleiben unter sich

    Klaus und Heidi haben ihr Studium abgeschlossen und heiraten. Dieter und Petra gehen zum Standesamt, nachdem sie ihre Lehre absolviert haben. Solche Eheschliessungen sind nicht zufaellig. Haeufig haben Ehepartner einen gleichen oder aehnlichen Bildungsabschluss, wenn sie sich nach ihrer Ausbildung zur Heirat entschliessen. Dies ist das zentrale Ergebnis einer Studie, die vom Institut fuer empirische und angewandte Soziologie (EMPAS) der Universitaet Bremen angefertigt worden ist.

    In ihrer Untersuchung "Das Bildungssystem als Heiratsmarkt" haben Professor Hans-Peter Blossfeld, Studiengang Soziologie, und der Sozialwissenschaftler Andreas Timm erforscht, wie sich die Heiratsmuster im Modernisierungsprozess der vergangenen 50 Jahre in Westdeutschland veraendert haben. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, in welchem Verhaeltnis Personen unterschiedlicher sozialer Herkunft und mit verschiedenen Merkmalen wie etwa Bildung oder Beruf untereinander heiraten. Diese Merkmale gelten als Indikatoren fuer die Offenheit der sozialen Gesellschaftsstruktur.

    Heiratsentscheidungen sind keine isolierten Handlungen, sondern das Ergebnis eines sozialen Lebensverlaufes. Dieser Prozess beginnt schon mit den Sozialisationsbedingungen in der Familie, verzweigt sich dann an den Bildungsmoeglichkeiten und setzt sich im Berufsleben fort. Die Auswahlchancen im Alltag, bestimmten Heiratspartnern zu begegnen, sind damit schon sozial vorgegeben. Den meisten Menschen ist dies allerdings gar nicht bewusst.

    Eine besondere Bedeutung bei der Partnerwahl kommt den Bildungsinstituten zu. Die Ausbildung und eine erste Partnerorientierung finden haeufig im gleichen Lebensabschnitt statt. Durch den Auswahlprozess im Bildungssystem entstehen zunehmend homogene Gruppen mit gleichem Bildungsstand. Die einzelnen Gruppenmitglieder haben fast nur noch untereinander Umgang und heiraten Personen mit gleicher Bildung. Dieses Verhaltensmuster wird mit dem soziologischen Terminus Bildungshomogamie umschrieben. Insbesondere fuer die Hoeherqualifizierten ist das Bildungssystem ein wichtiger Heiratsmarkt geworden. Ihr Verbleiben in einem bildungshomogenen Umfeld ist meist schon vorgezeichnet. Der Einfluss der sozialen Herkunft auf die Heiratswahl ist um so staerker, je besser das Elternhaus gestellt ist. Ueber die Generationen hinweg hat sich dieser Einfluss auf eine Heirat kaum abgeschwaecht. Damit schliessen sich die sozialen Kreise.

    Es gibt aber einen bemerkenswerten Trend zur "Gegenmobilitaet" durch Heirat: Die Kinder, die das Bildungsniveau ihrer Familie uebertroffen haben, zeigen eine hohe Tendenz, einen Partner aus der Herkunftsschicht zu waehlen. Diese Neigung ist insbesondere bei Maennern ausgepraegt. Die Frauen und Maenner, die den Bildungsstatus ihrer Familie selbst nicht erreicht haben, korrigieren ihren Bildungsmisserfolg durch eine Heirat mit einem Partner aus ihrer Herkunftsschicht. Der Anteil der Kinder, denen es individuell gelungen ist, aufzusteigen und diese Position durch eine adaequate Ehe abzusichern, hat sich zwar erhoeht, ist aber mit etwa 14 Prozent noch immer erstaunlich gering.

    Bildungsspezifische Kreise mischen sich nicht, so die Bremer Sozialforscher. Vielmehr ist zu erkennen, dass die Bildungshomogamie zugenommen hat, so dass die Sozialstruktur und die sozialen Kreise sich eher geschlossen als geoeffnet haben.

    Weitere Informationen bei:

    Prof. Dr. Hans-Dieter Blossfeld Dr. Andreas Timm Institut fuer empirische und angewandte Soziologie (EMPAS) Tel. 0421/218-7403, -7402, -7480, -3033


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Informationstechnik, Psychologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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