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24.01.2000 12:05

Bonner Expedition führte zu den letzten Wüstenkrokodilen im Hades der Sahara

Sabine Heine Museum Koenig Bonn, Presse und Kommunikation
Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig

    Professor Wolfgang Böhme vom Zoologischen Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig unternahm vom 4.10. bis 31.12 1999 gemeinsam mit dem Diplombiologen und Doktoranden Thomas Wilms sowie dem Biologiestudenten Hemmo Nickel und der Biologiestudentin Martina Merz eine Forschungsreise in der westlichen Sahara, um die dortige Reptilienfauna zu erforschen. Markantestes Beispiel in Süd-Mauretanien war der aufregendste Fund der Expedition, nämlich ein Großreptil, welches als tropisches Relikt nur an sehr wenigen Stellen der Sahara überlebt hat: das Nilkrokodil.

    Die Reise führte von Nord nach Süd auf einer Westroute durch Marokko und Mauretanien bis in den Senegal. Quer durch den zentralen Teil der Sahara bis in die südlich anschließende Sahel-Savanne wurden in regelmäßigen Abständen die Artengemeinschaften der Reptilien erfaßt. So konnten die Wissenschaftler feststellen, inwieweit sich die Artenzusammensetzungen auf dieser Nord-Süd-Linie verändern.

    Hauptziel der Reise waren neue Erkenntnisse und Aufschlüsse über die wechselvollen Veränderungen einer Tiergruppe in der weltgrößten Wüste zu erhalten, die in den letzten zwei bis drei Millionen Jahren mehrere Ausdehnungs- und Schrumpfungsphasen hinter sich gebracht hat. Für diese Untersuchungen sind Reptilien hervorragend geeignet, da sie besonders gut an das Leben in Wüsten, Halbwüsten und Trockensavannen angepaßt sind.

    Als "Beweis" für den "Untergang von Wüstenbereichen" in Zeiten feuchterer Klimabedingungen dienen einerseits fossile Dünen in der Savanne, in denen speziell angepaßte Wüstenreptilien bis heute überlebt haben. Diese uralten Zeugen belegen, dass die Sahara ehemals viel größer gewesen ist als heute. Andererseits gibt es inselartige Savannenrelikte inmitten der Wüste. In diesen Gebieten zeigen tropisch-afrikanische Arten, dass die heutige Sahara vor nicht allzu langer Zeit weitgehend grüne Savanne war und über weite Strecken mit einigen tausend Jahren recht jung ist .

    Markantestes Beispiel in Süd-Mauretanien war der aufregendste Fund der Expedition, nämlich ein Großreptil, welches als tropisches Relikt nur an sehr wenigen Stellen der Sahara überlebt hat: das Nilkrokodil. Es ist an das Leben in unterirdischen, fossilen Wasserstellen, sogenannten Gueltas, angepaßt, wo es sich offenbar hauptsächlich von Fröschen und Fischen ernährt. Obwohl Crocodylus niloticus hier in dieser "Unterwelt" im erwachsenen Alter nur bis zirca 2,20 Meter "kurz" wird (die weiter südlich lebenden Exemplare können bis zu sechs Meter Länge erreichen), ist es wahrlich kein Krokodil zum Küssen. Solche Sahara-Krokodile sind ansonsten nur noch aus dem Niger und dem Tschad bekannt; in Süd-Algerien ist das letzte Wüstenkrokodil bereits in den 30-er Jahren geschossen worden.

    Es ist nicht die Leidenschaft für die Wüste, die die Wissenschaftler zu ihrer Forschung motiviert. Ziel ist, nicht nur die letzten saharischen Panzerechsen, sondern auch ihr faszinierendes ökologisches Umfeld vor Bedrohung zu bewahren und längerfristig zu erhalten. Die auf dieser Expedition gesammelten Materialien bilden hierfür die beste Basis.

    In Kooperation mit der vor Ort tätigen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) wird nun versucht werden, weitergehende Forschungen über die Lebensumstände dieser letzten Sahara-Krokodile zu realisieren, wobei natürlich die gesamte Begleitfauna eine Rolle spielt.

    Ermöglicht wurde die Expedititon nur durch die private Initiative und den Enthusiasmus der Studenten und des Doktorandes, indem sie die beiden Expeditionsfahrzeuge, LKWs der Marke IFA, kauften. Mit dieser "Finanzspritze" leisteten die Nachwuchs-Forscher als "Mäzenen" entscheidenden Anteil am Zustandekommen der Reise.

    Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Wolfgang Böhme

    Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig
    Adenauerallee 160
    53113 Bonn

    tel: 0228 9122 250
    fax: 0228 216979


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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