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20.11.1997 00:00

Arbeitsfähigkeit der Sozialhilfeempfänger weniger als 30%

Heidi Neyses Kommunikation & Marketing
Universität Trier

    234/1997 20. November 1997

    Zahlen als Grundlage der Sozialhilfe-Politik Weniger als 30 % der Sozialhilfeempfaenger sind arbeitsfaehig.

    Zwei statistische Studien, die im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums an der Universitaet Trier unter der Leitung von Prof. Dr. Walter Krug durchgefuehrt werden, geben die quantitative Grundlage fuer politische Massnahmen auf dem Gebiet der Sozialhilfe, soweit es um die Empfaenger der Hilfe zum Lebensunterhalt geht.

    Eine Untersuchung betrifft die Reformierung des an die Empfaenger monatlich auszuzahlenden Betrags der Sozialhilfe, der sich nach Regelsaetzen richtet. Diese gehen bisher davon aus, dass zunaechst das Verbrauchsschema eines Einpersonen-Haushalts zugrundegelegt wird und dann prozentuale Abschlaege fuer weitere Personen im Haushalt zur Anrechnung gebracht werden. In einer Studie wird nun versucht, das pauschale Verfahren fuer die Mehrpersonen-Haushalte auf empirische Grundlage zu stellen, indem fuer verschiedene Haushaltstypen der Sozialhilfeempfaenger die tatsaechlichen Ausgaben mit Hilfe der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 1993 der amtlichen Statistik ermittelt werden. Dabei koennte sich zeigen, dass eine ,Kostendepression" bei groesseren Mehrpersonen-Haushalten auftritt. Fuer die Sozialhilfe-Politik koennte es bedeuten, dass es sinnvoll sein koennte, die Regelsaetze der Sozialhilfe nach einer haushalts- und einer personenbezogenen Komponente aufzubauen. Waehrend diese Untersuchung erst Mitte naechsten Jahres abgeschlossen sein wird, ist die Studie ,Hilfe zur Arbeit. Eine aktualisierte Arbeitspotentialschaetzung 1994" (Bd. 90, Schriftenreihe des Bundesministeriums fuer Gesundheit) bereits veroeffentlicht. UEber die Ergebnisse soll kurz berichtet werden. Ausgehend von den politischen Massnahmen zur Foerderung der Arbeitsaufnahme von Sozialhilfeempfaengern sollen jene Empfaenger, die arbeiten gehen, mehr Geld im Portemonnaie haben, als diejenigen, die zu Hause bleiben. Damit soll ein Anreiz zur Arbeit geschaffen werden und die oeffentlichen Kassen entlastet werden. Aufgabe der statistischen Untersuchung ist es, das Arbeitspotential festzustellen, das in den Empfaengern der Hilfe zum Lebensunterhalt steht oder anders ausgedrueckt: Bei wie vielen Empfaengern kann diese Massnahme ueberhaupt greifen? Zunaechst gibt es unter den Empfaengern der Hilfe zum Lebensunterhalt Personengruppen, denen entweder aus Altersgruenden keine Arbeit anzubieten ist oder von denen angenommen werden muss, dass sie nicht dauerhaft in den Arbeitsmarkt reintegriert werden koennen. Ausgehend von der zusammengefassten Sozialhilfestatistik 1994 von 16 Statistischen Landesaemtern sind von 2.233 Tausend Empfaengern der Hilfe zum Lebensunterhalt 38% unter 18 Jahren, 14% aelter als 55 Jahre, 3% Asylbewerber/Buergerkriegsfluechtige; 4% beziehen Vorleistungen fuer andere vorrangige Sozialleistungen. Somit bleiben 970.000 Empfaenger (43%) als Bruttoarbeitspotential uebrig. Werden hausgroessenabhaengige Strukturen beruecksichtigt - etwa, dass bei Zweipersonen-Haushalten dann keine Arbeit aufgenommen werden kann, wenn das Kind unter drei Jahren ist - so reduziert sich aus diesen Gruenden das Arbeitspotential nochmals um 12%. Aus Krankheit, Behinderung oder Arbeitsunfaehigkeit koennen 3% der Empfaenger einer Erwerbstaetigkeit nicht nachkommen. Insgesamt ist das Nettoarbeitspotential damit auf 646.000 Empfaenger der Hilfe zum Lebensunterhalt geschrumpft. Es werden also nur 29% der Empfaenger der Hilfe zum Lebensunterhalt von der Massnahme ,Hilfe zur Arbeit" erreicht. Wenn davon nur jedem Haushalt ein Arbeitsplatz zur Verfuegung gestellt wird, reduziert sich der Anteil auf 26%. Das fuer die Foerderung der Arbeitsaufnahme von Sozialhilfe zur Verfuegung stehende Arbeitspotential setzt sich zu 48 % aus Erwerbs-personen zusammen, die zum groessten Teil (79%) aus Arbeitslosen bestehen. Die potentiellen Arbeitskraefte weisen eine junge Altersstruktur auf - 82% sind juenger als 45 Jahre - und Maenner sind annaehernd so stark vertreten wie Frauen. Diese Struktur gibt damit Hinweise fuer die Art der Arbeit, die durch die ,Hilfe zur Arbeit" zu finanzieren ist.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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