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28.01.2000 13:52

Karlsruher Chemiker erhält Landesforschungspreis

Dr. Elisabeth Zuber-Knost Presse und Kommunikation
Universität Karlsruhe (TH) - Forschungsuniversität.gegründet 1825

    Nr. 6 / 28. Januar 2000 / mea

    Karlsruher Chemiker erhält Landesforschungspreis
    Effektive Methode zur Berechnung großer Moleküle entwickelt

    Professor Dr. Reinhart Ahlrichs vom Institut für Physikalische Chemie der Uni-versität Karlsruhe erhält den Landesforschungspreis Baden-Württemberg im Bereich Grundlagenforschung. Den Preis, der mit 200.000 Mark dotiert ist, ver-leiht der baden-württembergische Wissenschaftsminister Klaus von Trotha heute um 16.00 Uhr in Stuttgart.

    Ahlrichs wird ausgezeichnet für seine Arbeiten zur mathematischen Berechnung chemischer Strukturen. Diese Berechnungen ersetzen aufwendige und teure Experimente, ohne dass auch nur eine einzige Chemikalie eingesetzt wird. Da-durch lässt sich eine große Zahl neuer Moleküle prüfen, neue Strategien für die Synthese, die Analyse und die Kontrolle chemischer Substanzen werden eröff-net.

    Der Rektor der Universität Karlsruhe, Professor Dr.-Ing. Dr. h. c. Sigmar Wittig, gratulierte dem Preisträger zu seinem Erfolg. "Sie haben durch Ihre Arbeiten nicht nur einen wichtigen Beitrag für die chemische Grundlagenforschung gelei-stet, sondern auch den Studierenden neue Wege gezeigt", sagte er. "Ihre Bei-träge sind richtungsweisend für viele andere Wissenschaftler weltweit. Sie ste-hen damit in einer Reihe bedeutender Chemiker und Nobelpreisträger der Uni-versität Karlsruhe seit dem ersten Internationalen Chemikerkongress hier in Karlsruhe im Jahr 1860."

    Karlsruher Programm weltweit eingesetzt
    Die von Reinhart Ahlrichs und seinen Mitarbeitern entwickelten Rechenmetho-den sind besonders gut für PCs und Work-stations geeignet. Parallel dazu setzt die Arbeitsgruppe auch Hochleistungsrechner ein. Mit seinen Rechenmethoden und -programmen hat Ahlrichs eine besonders kostengünstige Lösung für phy-sikalisch-chemische Fragestellungen entwickelt, denn ein PC kostet nur einen Bruchteil eines Massenspektrometers oder eines anderen Forschungsinstru-ments zur Bestimmung von Atomeigen-schaften.

    Der wohl größte Erfolg des Karlsruher Teams ist die Entwicklung des Pro-grammpakets TURBOMOLE, eines Rechenprogramms, mit dessen Hilfe Struk-turen, Bindungseigenschaften oder Stabilität von Molekülen mit bis zu 300 Ato-men und 3000 Elektronen berechnet werden können. Damit kann erstmals der Übergang vom Molekül zum ausgedehnten Festkörper, also die Entstehung von Materie, rechnerisch nachvollzogen werden. Dieses Programm wird weltweit von Wis-senschaftlern an Universitäten und in der Industrie eingesetzt, es ist für die rechnerische Lösung vieler chemischer Fragestellungen derzeit konkur-renzlos.

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    Computer-Chemie hilft Ressourcen sparen
    Die "Computer-Chemie" birgt zahlreiche Vorteile und übertrifft die Ergebnisse realer Experimente bei weitem. "Berechnungen sind oft einfacher durchzuführen als reale Experimente", erklärt der Forscher, "sie benötigen weniger Arbeitszeit und Per-sonal, und unsere rechnerischen Entwürfe lassen sich leicht wieder entsorgen". Neben diesen Kostenvorteilen liefert der Computer detaillierte An-gaben über Zwischenstufen beim Molekülaufbau oder Daten zum Energie-niveau der Bin-dungsverhältnisse. Zur Klärung vieler Fragen, unter anderem auch zur Umweltverträglichkeit einer neuen chemischen Substanz, können mit dem Rechenpaket TURBOMOLE viele chemische und physikalische Eigen-schaften berechnet werden - kostengünstig, ohne gefährliche Nebenprodukte und so schnell, wie es der Rechner und die benützten Algorithmen erlauben.

    Vorgänge im Reagenzglas vollständig nachbilden
    Ahlrichs' Ziel ist es, die "Computer-Chemie" so weit voranzutragen, dass Vor-gänge im Reagenzglas vollständig nachgebildet werden können. Im Ansatz wird dies bereits bei der Entwicklung neuer Medikamente praktiziert. Eingesetzt wird das Rechenpaket beispielweise in der chemischen Industrie, um nach neuen Komponenten für Kunststoffe zu fahnden, die neue Eigenschaften und einen breiteren Verwendungsbereich ermöglichen.

    Die mathematische Forschung, auch die der physikalischen Chemie, ist eine stille Wissenschaft, bedauert Ahlrichs, der in diesem Jahr noch zwei weitere wichtige Auszeichnungen erhalten wird: die "Bunsen-Denkmünze" der Deut-schen Bunsen-Gesellschaft und die "Liebig-Denkmünze" der Gesellschaft Deut-scher Chemiker. "Ich würde mich freuen, wenn die diesjährige Vergabe des Landesforschungspreises Schüler und Studierende ermuntert, sich in diesem Fachbereich stärker zu engagieren. Der Bedarf an solchen Fachleuten zeichnet sich heute deutlich ab", betont Ahlrichs.

    Der Landesforschungspreis Baden-Württemberg wird in diesem Jahr zum zehnten Mal vergeben. Er honoriert Arbeiten in den Bereichen Grundlagenfor-schung und Angewandte Forschung in Höhe von insgesamt 400.000 Mark. Den Lan-desforschungspreis für die Angewandte Forschung erhalten Wissen-schaftler der Universität Ulm.

    Weitere Informationen zum Landesforschungspreis
    unter http://www.mwk-bw.de

    Diese Presseinformation ist im Internet unter folgender Adresse abrufbar:
    http://www.uni-karlsruhe.de/~presse/Pressestelle/pi006.html


    Weitere Informationen:

    http://www.mwk-bw.de
    http://www.uni-karlsruhe.de/~presse/Pressestelle/pi006.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Mathematik, Physik / Astronomie
    regional
    Forschungsprojekte, Personalia
    Deutsch


     

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