idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
31.01.2000 07:15

CO2-Minderung in der Weltstahlindustrie: Erhebliche Potentiale - ver-gleichsweise geringe Kosten

Joachim Schmidt Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

    Die energiebedingten Freisetzungen von Kohlendioxid sind weltweit seit 1990 um mehr als 8 vH auf 23 Mrd. t gestiegen. Auch für die Zukunft wird erwartet, daß die energiebedingten CO2-Emissionen vor allem aufgrund des kräftigen Wirtschaftswachstums bis zum Jahr 2020 auf fast 38 Mrd. t wachsen dürften. Gelingt es nicht, den spezifischen CO2-Ausstoß nachhaltig zu reduzieren, birgt der ungebremste Anstieg der CO2-Emissionen erhebliche Gefahren für die Stabilität des Erdklimas. Bereits das Ziel, die CO2-Emissionen auf dem Niveau des Jahres 1990 zu stabilisieren, erfordert aber nicht nur erhebliche Anstrengungen, sondern auch den Einsatz beträchtlicher finanzieller Mittel, die das ökonomische System spürbar belasten. In diesem Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie sind effiziente CO2-Minderungsstrategien zu suchen, die mit darauf abzielen, die drohende Kostenbelastung zu begrenzen.
    Zur Lösung des CO2-Problems bietet es sich an, anstelle isolierter nationaler Alleingänge die Möglichkeiten einer "gemeinsamen Verwirklichung" ("Joint Implementation") von Minderungs-potentialen zu nutzen, da es letztlich unerheblich ist, wo die Emissionen gesenkt werden. Die Grundidee solcher Konzepte ist denkbar einfach: Minderungsstrategien, die auf internationale Kooperation setzen, sind hier ökologisch wirksamer und ökonomisch effizienter als national begrenzte, wenn nennenswerte Minderungspotentiale in anderen Ländern vorhanden sind, die mit relativ geringen Kosten erschlossen werden können.
    Zu den Industriebereichen, in denen derartige Möglichkeiten besonders augenfällig werden, zählt die Stahlindustrie. Obwohl diese Branche in Deutschland in den vergangenen Jahren beachtliche Erfolge bei der Reduktion des Energieverbrauchs erzielen konnte, ist sie weltweit betrachtet außerordentlich energieintensiv und umweltbelastend. Die Herstellung einer Tonne Stahl erfordert im weltweiten Durchschnitt rund 19,8 GJ an Brennstoffen und elektrischer Energie. Bei einer Rohstahlerzeugung von 752 Mill. t ergibt sich daraus ein Energieverbrauch von 14 900 PJ (1995). Daraus errechnen sich CO2-Emissionen von 1,3 Mrd. t, mehr als 12 vH der industriellen Freisetzungen insgesamt. Eine differenziertere Bestandsaufnahme der Weltstahlindustrie nach Regionen macht deutlich, daß hinsichtlich Energieeffizienz und technischer Ausstattung insbesondere in Osteuropa und China teilweise erhebliche Defizite bestehen. Würde der Stand der Technik, wie er gegenwärtig in der deutschen Stahlindustrie eingesetzt wird, weltweit realisiert, ließen sich die mit der Produktion von Stahl verbundenen CO2-Emissionen um 642 Mill. t bzw. etwa die Hälfte reduzieren. Die Minderungspotentiale konzentrieren sich zu 73 vH auf die Stahlwerke in Osteuropa und China. Um diese Potentiale erschließen zu können, sind allerdings je nach Standortvoraussetzung erhebliche Investitionen in den Neubau bzw. die Ertüchtigung von Produktions-anlagen erforderlich. Bezogen auf die so vermeidbaren Emissionen errechnen sich in einigen Fäl-len Vermeidungskosten in Höhe von "nur" rund 140 $/t CO2.
    Hingegen erreichen die Vermeidungskosten in den westlichen Industrieländern grob gegriffen Größenordnungen von bis zu 600 $/t CO2, überschreiten also die aufgezeigten Minderungskosten in Osteuropa und China um ein Vielfaches. Wesentliche Ursache dafür ist, daß die Optimierung in den westlichen Industrieländern bereits einen hohen Stand der Technik erreicht hat. Hinzu kommt, daß sich der spezifische Energieeinsatz in vielen Bereichen der Stahlherstellung dem theroretisch-physikalischen Mindestverbrauch nähert, so daß die verbliebenen Potentiale generell enger begrenzt sind als in den betrachteten Transformations- und Schwellenländern. Selbst wenn diese Reduktionspotentiale im Rahmen einer national begrenzten CO2-Minderungspolitik erschlossen würden, wären also nur geringe Minderungserfolge zu erwarten, die zudem mit einem verhältnismäßig hohen Einsatz an Investitionsmitteln erkauft werden müßten. "Joint Implementation" würde somit helfen, die CO2-Emissionen der Stahlindustrie weltweit ökologisch und öko-nomisch effizient zu senken.
    (aus: RWI-Mitteilungen 3/1999.)
    Freigegeben für 1. Februar 2000
    Ihre Ansprechpartner zu dieser Veröffentlichung: Hans Georg Buttermann, Tel.: -247
    Joachim Schmidt (Pressestelle), Tel.: -292


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).