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15.09.2006 16:02

Der knipsende Volkskundler - Ausstellung zum 80. Geburtstag von Hermann Bausinger

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Beim Stöbern in der Fotosammlung des Ludwig-Uhland-Instituts stießen die Empirischen Kulturwissenschaftler auf dem Tübinger Schloss vor einiger Zeit auf zwei unscheinbare rote Negativalben aus dünner Pappe. Es sich heraus, dass die rund 800 Kleinbildnegative von Hermann Bausinger stammten, dem langjährigen Leiter des Instituts. Eine Auswahl davon ist nun zusammen mit anderen Fotografien, Objekten und Dokumenten aus den fünfziger Jahren vom 17. September bis zum 29. Oktober 2006 im Haspelturm des Ludwig-Uhland-Instituts zu sehen - eine Hommage an Bausinger, der am 17. September seinen 80. Geburtstag feiert.

    Konzipiert wurde die Ausstellung "Der Knipsende Volkskundler. Fotografien aus dem Tübinger Ludwig-Uhland-Institut der fünfziger Jahre" im Rahmen eines Studienseminars unter der Leitung des Fotohistorikers Ulrich Hägele. Zu den meisten Negativen hatte Bausinger handschriftlich kurze Angaben in die Alben notiert. Von vielen Bildern musste allerdings der Entstehungszusammenhang erst rekonstruiert werden. Hierzu befragten die Studenten den Autor über seine Fotografien, seine Arbeit und die damalige Zeit. In der Ausstellung sind Bausingers Fotografien mit entsprechenden Interviewpassagen versehen, dadurch gewinnt der Besucher einen sehr persönlichen Einblick in den frühen Werdegang einer wissenschaftlichen Karriere. Zudem werden die Bilder mit Beispielen aus der Fotogeschichte konterkariert: "Hermann Bausinger operierte mit seiner Kamera ja nicht in einem luftleeren Raum", betont Hägele, "wie jeder Fotograf verarbeitete er in seinem Werk Bilder, die er im Gedächtnis gespeichert hatte."

    Bausinger fotografierte als Assistent des Ludwig-Uhland-Instituts mit der Institus-Leica zwischen 1953 und 1960 vor allem auf Forschungsreisen und Exkursionen. Die Schwarzweißfotografien zeigen volkskundliche Dinge, Architekturen, Landschaften und immer wieder - Menschen. Sie lassen einen auf das Objekt konzentrierten, wohl geschulten ethnographischen Blick erkennen, der nicht ohne Ironie Mitmenschen, Gewährsleute und so manche Artefakte des wissenschaftlichen Feldes beleuchtet. So blendet Bausinger etwa technische Dinge nicht aus, sondern hält sie als Selbstverständlichkeiten des Alltags der Zeit fest. Seine Familienbilder lassen dagegen eher den Fotoamateur erkennen, der seine Linse vor allem auf herausragende Situationen abseits des familiären Alltags richtet: auf Urlaub, Feste und den sonntäglichen Spaziergang.

    Die oftmals sozialdokumentarisch angelegten Fotografien werfen ein erhellendes Licht auf den Wissenschaftsbetrieb im ersten Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Tübinger Volkskunde befand sich damals am Beginn eines Selbstfindungsprozesses, der das Fach schließlich von den traditionellen Themen des Folklorismus hinführte zur Erforschung der Kultur und Lebensweise - zum Alltag der Menschen in der Gegenwart. Bahnbrechend in dieser Entwicklung war seit 1955 das Projekt "Neue Siedlungen" - eine Studie über die Situation der Heimatvertriebenen in Württemberg.

    Hermann Bausingers Fotografien sind denkwürdige Zeugnisse der Arbeitsweise eines noch jungen Wissenschaftlers. Sie vermitteln Einblicke in die große Zeit der studentischen Exkursionen, sie lassen biographisch-persönliche Motivationen erkennen und sind somit beeindruckende Quellen für die Geschichte der Volkskunde als universitäre Disziplin.

    "Der Knipsende Volkskundler. Fotografien aus dem Tübinger Ludwig-Uhland-Institut der fünfziger Jahre."
    17. September bis zum 29. Oktober 2006
    Haspelturm des Ludwig-Uhland-Instituts

    Öffnungszeiten:
    Montag bis Donnerstag 13-17 Uhr, Freitag 13-15 Uhr, Sonn- und Feiertags 11-17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Der Katalog zur Ausstellung kostet 10 Euro.

    Weitere Informationen:

    Dr. Ulrich Hägele
    Uhlandstraße 11, 72070 Tübingen
    Tel.: 07071/ 21444
    E-Mail: ulrich.haegele@uni-tuebingen.de

    Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft
    Burgsteige 11 (Schloss), 72070 Tübingen
    Tel.: 07071/ 29-74886, Fax: 07071/ 29-5330
    E-Mail: lui@uni-tuebingen.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
    Deutsch


     

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