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31.01.2000 14:05

Akupuntur in der Psychiatrie

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Den Einfluss der Akupuntur auf psychiatrische Erkrankungen hat Dr. Helmut Eich in seiner Dissertation an der Ruhr-Universität Bochum "Experimentelle Untersuchung zum Einfluss der Akupunktur auf die allgemeine Befindlichkeit und das subjektive Beschwerdebild bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer depressiver Episode oder generalisierter Angststörung" gezeigt. Er verglich die Wirkung von Akupunktur und Plazeboakupunktur an zwei Patientengruppen. Ergebnis: Die an wirksamen Punkten behandelten Patienten erfuhren eine signifikante klinische Besserung.

    Bochum, 31.01.2000
    Nr. 30

    Akupunktur lindert Depressionen und Angst
    RUB-Mediziner gewinnt neue Erkenntnisse für die Psychiatrie
    Sicher, kostengünstig und nebenwirkungsarm behandeln

    Nachdem der Akupunktur hierzulande lange Zeit das Image der Scharlatanerie anhaftete, gewinnt sie nun durch den wissenschaftlichen Nachweis ihrer Wirksamkeit mehr und mehr Ansehen. Ihren Einfluss auf psychiatrische Erkrankungen hat Dr. Helmut Eich (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an den evangelischen Kliniken Gelsenkirchen, Chefarzt Prof. Dr. Eckhardt Klieser) nun in seiner Dissertation an der Ruhr-Universität Bochum "Experimentelle Untersuchung zum Einfluss der Akupunktur auf die allgemeine Befindlichkeit und das subjektive Beschwerdebild bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer depressiver Episode oder generalisierter Angststörung" gezeigt. Er verglich die Wirkung von Akupunktur und Pla-ze--bo-akupunktur an zwei Patientengruppen. Ergebnis: Die an wirksamen Punkten behandelten Patienten erfuhren eine signifikante klinische Besserung.

    Alte neue Heilmethode hat es im Westen schwer

    In China, dem Herkunftsland der Akupunktur, werden schon immer verschiedene, auch psychiatrische, Krankheitsbilder mit dieser Heilmethode behandelt. Im westlichen Kulturkreis gewinnt sie jedoch erst seit etwa 20 Jahren an Beachtung und wird bisher fast nur für die Linderung meist chronischer Schmerzen genutzt. Da die Methode im Vergleich zur herkömmlichen medikamentösen Therapie kostengünstiger und nebenwirkungsärmer ist, bietet sie sich aber auch für andere Bereiche an.

    Die Probe aufs Exempel : Verum vs. Plazebo

    Dr. Helmut Eich leistete auf seinem Fachgebiet Pionierarbeit: Er zeigte anhand einer Pazebokontrolle die Wirksamkeit der Akupunktur auf psychische Störungen. Dazu teilte er die 56 Teilnehmer der Studie per Zufallsprinzip in zwei gleich große Gruppen ein. Die 24 Männer und 32 Frauen zwischen 20 und 71 Jahren litten entweder an leichten bis mittelschweren Depressionen oder einer Angststörung und wurden während der Akupunktur nicht mit Antidepressiva behandelt. Der Verum-Gruppe setzte Dr. Eich die elf Akupunkturnadeln an fünf als psychisch ausgleichend beschriebenen Punkten am ganzen Körper, der Plazebo-Gruppe setzte er sie nur oberflächlich an Stellen, an denen keine Wirksamkeit beschrieben wird. Die Akupunktur dauerte je 20 Minuten und wurde 10 Mal über zwei Wochen wiederholt. Vor der ersten, nach der fünften und nach der zehnten Sitzung wurde der Zustand der Patienten untersucht und bewertet. Außerdem gaben die Probanden selbst Auskunft über ihr Befinden.

    Zehn Sitzungen sind das Minimum

    Nach fünf Behandlungen gab es noch keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Erst nach der zehnten und letzten Sitzung zeigte sich das Ergebnis: 60, 7 Prozent der Verum-Gruppe waren "Responder", d.h. ihnen ging es viel besser oder sogar sehr viel besser als vorher. In der Plazebo-Gruppe waren nur 21,4 Prozent Responder. Außerdem brachen in der Plazebo-Gruppe mit acht Probanden doppelt so viele die Behandlung vorzeitig ab. Besonders gut wirkte die Therapie bei Patienten mit Angststörungen. Das Ergebnis der Studie beweist, dass die häufig von Skeptikern geäußerten Einwände, der Erfolg der Akupunktur beruhe größtenteils auf der intensiven Arzt-Patienten-Beziehung und der ruhigen und entspannten Atmosphäre, nicht zutreffen. Außerdem war die untersuchte Punktekombination bei vielen Patienten erfolgreich, was vermuten lässt, dass es übergeordnete Punkte gibt, die bei allen Menschen wirken. Das macht es unnötig, für jeden Patienten individuell Punkte zu wählen, wie die Chinesische Diagnostik es verlangt.

    Arbeit von Serin-Stiftung prämiert

    Für seine Arbeit wurde Dr. Helmut Eich 1999 mit dem ersten Preis der Seirin-Stiftung zur Förderung des Nachwuchses in der wissenschaftlichen Akupunktur ausgezeichnet. Die Zeitschrift "Fortschritte in der Neurologie und Psychiatrie" wird demnächst ausführlicher über die Erkenntnisse der Studie berichten.

    Weitere Informationen

    Dr. Helmut Eich, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Institut für biologische Psychiatrieforschung an den Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen, Mun-ckel-straße 27, 45879 Gelsenkirchen, Tel. 0209/160-2305, Fax: 0209/160-2685


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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