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18.09.2006 16:54

Abschiedsfeier für Joachim Luther als Leiter des Fraunhofer ISE

Karin Schneider Kommunikation
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

    Eine Vision wurde Wirklichkeit: boomende Solarbranche zum 65. Geburtstag

    Joachim Luthers ganzes Engagement gilt seit Jahrzehnten der Solarenergie. In diesem Jahr 65 geworden, gab er zum 1. Juli die Leitung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE an seinen Nachfolger Prof. Eicke R. Weber ab. Mit großem Festakt, Symposium und einer festlichen Abendveranstaltung verabschiedet das Institut am 15. September gemeinsam mit internationalen Gästen aus Solarindustrie, Forschung und Politik Prof. Luther. Mit den Feierlichkeiten werden gleichermaßen seine großen Verdienste um die Erneuerbaren Energien geehrt.

    Vielfältig sind die Leistungen, mit denen Joachim Luther zum derzeitigen Erfolg der Solarbranche beigetragen hat: als Leiter des Fraunhofer ISE - zwölfeinhalb Jahre lang hat er das heute größte europäische Solarforschungsinstitut geführt; als Berater der Industrie - er ist in mehreren Aufsichtsräten aktiv; als unermüdlicher Anwalt der erneuerbaren Energien - in politischen und Fachkreisen ist seine Meinung hoch geschätzt; als visionärer Wissenschaftler - vier Jahre lang war er für den "Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen" tätig. Die Breite seines Wirkens würdigt der Staatssekretär im Bundesforschungsministerium Prof. Frieder Meyer-Krahmer anlässlich des Festaktes: "Prof. Luther hat in einer ganz entscheidenden Zukunftstechnologie zum richtigen Zeitpunkt der Forschung und mit der angewandten Forschung der Industrie wichtige Impulse gegeben".

    Für seine Leistungen bei der Erforschung und Markteinführung solarer Energiesysteme zeichnete die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) Joachim Luther im vergangenen Jahr mit dem Umweltpreis 2005 aus. Dabei würdigte Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Luthers Engagement für den notwendigen Wandel unserer Energiesysteme: "Wenn Deutschland heute weltweit eine der führenden Nationen in der Nutzung der Sonnenenergie ist, dann ist das seinem Wirken entscheidend zuzuschreiben". Ähnliche Worte dominieren die Festrede zur Abschiedsfeier, gehalten von Dr. Winfried Hoffmann, Generalbevollmächtigter der Schott Solar GmbH: "Prof. Luther hat stets großes Geschick und Kompetenz bewiesen, erkenntnisorientierte Grundlagenforschung, industrienahe Entwicklung und praktische Anwendung in einer überaus erfolgreichen Weise zusammenzubringen. Einen besseren Partner kann sich die Industrie nicht wünschen".

    Joachim Luther wurde am 31. März 1941 in Hannover geboren. Nach seiner Promotion in Experimentalphysik in Hannover 1970 beschäftigte er sich vor allem mit Atomphysik und Laserspektroskopie. 1974 wurde er im Alter von 33 Jahren ordentlicher Professor für Experimentalphysik an der neu gegründeten Universität Oldenburg. Dort begann er sich wissenschaftlich mit den physikalischen Grundlagen Erneuerbarer Energien zu beschäftigen. Schwerpunkte seiner Arbeiten wurden die Theorie Erneuerbarer Energiesysteme und die "Energiemeteorologie".

    1992 übernahm Luther parallel zu seiner Professorentätigkeit in Oldenburg die Geschäftsführung des "Niedersächsischen Instituts für Solarenergieforschung GmbH". 1993 wechselte er nach Freiburg. Dort übernahm er eine Professur für Festkörperphysik und Physikalische Grundlagen der Nutzung von Solarenergie an der Universität Freiburg. Gleichzeitig übernahm er 1993 als Nachfolger Prof. Adolf Goetzbergers die Leitung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE. Unter Luthers Führung hat sich das Institut auf heute über 450 Mitarbeiter mehr als verdoppelt und verfügt über einen jährlichen Betriebshaushalt von rd. 27 Mio. Euro (ohne Investitionen). 35% dieses Budgets resultieren aus Aufträgen direkt aus der Industrie. Nicht nur vor dem Hintergrund dieser Zahlen spricht Prof. Hans-Jörg Bullinger vom "Glücksfall Luther" für die Fraunhofer-Gesellschaft. "Joachim Luther hat mit seiner Innovationskraft die Zukunftstechnologie Solarenergie konsequent auf die Marktentwicklung ausgerichtet. So kann die inzwischen boomende Nachfrage nach Solartechnologien in weiten Bereichen mit Fraunhofer-Know-how bedient werden", so der Fraunhofer-Präsident anlässlich der Abschiedsfeier.

    Das Fraunhofer ISE hat vor allem im Bereich der Solarzellen mehrfach Weltrekorde aufgestellt: 20,3% Wirkungsgrad für multikristallines Silicium, 37 µm dünne hocheffiziente monokristalline Siliciumsolarzellen, 35% bei III-V Solarzellen für die optische Konzentratortechnologie. Im Bereich der netzgekoppelten Photovoltaik ist das Fraunhofer ISE an großen Projekten zur Verteilten Stromerzeugung beteiligt und es entwickelt hocheffiziente Leistungselektronik wie beispielsweise einen Wechselrichter mit 98% Wirkungsgrad. Neben der Photovoltaik betreibt das Institut Technologieentwicklung für solare und energieeffiziente Gebäude. Neben Wärmeschutz, effizienter Warmwasser- und Heiztechnik werden ausgeklügelte Sonnenschutzsysteme und innovative (solare) Kühlung immer wichtiger. Schwerpunkt des dritten Themenbereichs Wasserstofftechnologie sind die Wasserstofferzeugung sowie die Entwicklung von Mikro-brennstoffzellen. Als effiziente, umweltfreundliche, geräusch- und wartungsarme Energiewandler finden sie Einsatz in der Stromversorgung von portablen elektronischen Geräten. Mikrobrennstoffzellen und hocheffiziente Solarzellen sind wesentliche Komponenten des von Joachim Luther ins Leben gerufenen Fraunhofer-Forschungsschwerpunktes "Mikroenergietechnologie".

    An der Universität Freiburg hielt Prof. Luther nicht nur gut besuchte Vorlesungen und Seminare zu Themen der Grundlagen solarer Energiekonversion, er installierte auch eine größere universitäre Arbeitsgruppe, in der zukunftsträchtige Verfahren der photovoltaischen Energiekonversion erforscht werden: Farbstoffsolarzellen und organische Solarzellen. "Herr Luther war ein großartiger und auch für die Universität sehr aktiver Kollege. Er hat für die Zusammenarbeit zwischen Grundlagenforschung und Angewandter Forschung an der Universität Freiburg Maßstäbe gesetzt", so Prof. Josef Honerkamp, Dekan der Fakultät für Mathematik und Physik.

    Zwei Meilensteine in der Institutsgeschichte unter Joachim Luther sind besonders hervorzuheben. Ihm gelang es, in nicht immer einfachen Verhandlungen, ein institutseigenes Gebäude zu verwirklichen. Von Bund und Land jeweils zur Hälfte finanziert - Kosten damals 80 Mio. DM - konnte es 2001 bezogen werden. Jüngster Meilenstein ist die mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums BMU für insgesamt 14 Mio Euro realisierte Evaluationslinie für die Solarzellen-Produktion. Das Photovoltaik Technologie Evaluationscenter PV-TEC wurde im März im Beisein von Umweltminister Gabriel eingeweiht und bietet seither als Dienstleistungszentrum den Herstellern von Silicium-Wafern, Solarzellen und Produktionsanlagen die Möglichkeit, Produkte und neue Verfahrensschritte zu testen. Der Technologietransfer zwischen Forschung und Industrie konnte damit wesentlich beschleunigt werden. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Kostensenkung von Solarstrom.

    Joachim Luther verfügt über hohes internationales Renommee. Er engagiert sich in zahlreichen internationalen und nationalen Gremien. Zwischen 1992 und 2001 war er beispielsweise Mitglied des "Board of Directors" der "International Solar Energy Society ISES". 2000 bis Ende 2004 beriet er die Bundesregierung als Mitglied des "Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen". Von 1996 bis 1998 gehörte er der Arbeitsgruppe "Energieforschung des Wissenschaftsrats der Bundesrepublik Deutschland" an. 1997 bis 2002 war er Präsident der EUREC Agency, die 40 Forschungsinstitute aus allen EU-Ländern zusammenschließt und Beraterstatus gegenüber der EU hat. Weiterhin koordiniert Prof. Luther das Themenfeld Energie im Rahmen der Global Research Alliance GRA, in der neun anwendungsorientierte Forschungseinrichtungen von internationaler Bedeutung kooperieren. Joachim Luther war zweimal Sprecher des Deutschen Forschungsverbunds Sonnenenergie, einer Kooperation außeruniversitärer Forschungsinstitute auf dem Gebiet der Erneuerbaren Energien.

    Auch innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft, der größten deutschen Organisation für angewandte Forschung, nahm Luther als Mitglied des Senats sowie des European Advisory Board und als Vorsitzender der Hauptkommission des Wissenschaftlich-Technischen Rates zentrale Funktionen wahr. Der Wissenschaftler ist Verfasser zahlreicher Publikationen zu den Themen Energieforschung, nachhaltige Energieversorgung, photovoltaische Stromerzeugung sowie solares und energieoptimiertes Bauen.

    Auf zu neuen Ufern - so lautet das Motto der Abschiedsveranstaltung. Es bringt zum Ausdruck, dass Joachim Luther mit dem Lebensalter 65 keinesfalls das Wort Ruhestand verknüpft. Er wird weiterhin als Berater sowohl der Industrie als auch des Fraunhofer ISE und in mehreren internationalen Gremien für die Solarenergie aktiv sein. Denn Joachim Luthers Vision reicht weit in die Zukunft: "Wir müssen eine nachhaltige Energieversorgung auf der ganzen Welt installieren, das ist noch eine Aufgabe für viele Jahrzehnte. Solange ich kann, werde ich an dieser Aufgabe mit viel Freude weiterarbeiten".

    Weiteres Informationsmaterial:
    Fraunhofer ISE, Presse und Public Relations
    Tel. +49 (0) 7 61/45 88-51 50, Fax +49 (0) 7 61/45 88-93 42
    E-Mail: info@ise.fraunhofer.de


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    Prof. Joachim Luther
    Prof. Joachim Luther

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Elektrotechnik, Energie
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

    Prof. Joachim Luther


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