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20.09.2006 21:00

Die bedrohte Freiheit

Dr. Ute Schönfelder Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Wissenschaftler der Universität Jena dokumentieren Restriktionen gegen "Nature" im Dritten Reich

    Jena (20.09.06) Seit einiger Zeit schlagen führende Wissenschaftler in den USA Alarm. Die Bush-Regierung, so ihr Vorwurf, beschneide die Freiheit der Forschung in immer stärkerem Maße. Systematisch würden wissenschaftliche Fakten entstellt bzw. manipuliert, wenn es politischen Interessen dient. Das reiche von der Klimaforschung bis hin zur Evolutionsbiologie.

    "Diese Entwicklungen erinnern uns eindringlich daran, dass wir hierzulande heute zwar Freiheit von Lehre und Forschung haben", sagt PD Dr. Uwe Hoßfeld vom Institut für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik (Ernst-Haeckel-Haus) der Friedrich-Schiller-Universität Jena. "Doch für dieses hohe Gut muss man sich nach wie vor engagieren." Denn, so der Wissenschaftshistoriker weiter, auch in Deutschland war das nicht immer so.

    Wie neueste Erkenntnisse von Dr. Hoßfeld und seinem Kollegen Prof. Dr. Lennart Olsson jetzt belegen, begannen Wissenschaftler und Politiker in Nazideutschland vor genau 70 Jahren mit gezielten Angriffen gegen das internationale Wissenschaftsmagazin "Nature". "Diese Angriffe führten 1938 schließlich zum Verbot der renommierten Zeitschrift in Deutschland", so Prof. Olsson. Die Wissenschaftler der Universität Jena dokumentieren nun erstmals diese Ereignisse. In der morgen (21. September) erscheinenden Ausgabe von "Nature" veröffentlichen Hoßfeld und Olsson einen Artikel, der die Restriktionen gegen die Wissenschaftszeitschrift im Dritten Reich nachzeichnet.

    So wurde etwa dem Korrespondenzdienst von "Nature" vorgeworfen, seit 1933 systematisch seinen wissenschaftlichen Gedankenaustausch zu einer antifaschistischen "Spitzel- und Schnüffelorganisation" in Deutschland ausgebaut zu haben. In der "Zeitschrift für die gesamte Naturwissenschaft" wurde das Wissenschaftsmagazin mehrfach als "jüdisches Greuelblatt" bezeichnet. Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust behauptete 1937, in "Nature" seien "Abhandlungen veröffentlicht worden, die unerhörte und niedrige Angriffe auf die deutsche Wissenschaft und den nationalsozialistischen Staat enthielten."

    "Diese Beispiele belegen, dass Eingriffe in die akademische Freiheit ein gefährlicher Weg sind", ist Dr. Hoßfeld überzeugt. "Wir sollten aus der Geschichte lernen und alles daran setzen, das Allgemeingut der Freiheit von Lehre und Forschung zu bewahren."

    Originalpublikation:
    "Freedom of the spirit got Nature banned by Nazis", U. Hoßfeld, L. Olsson. Nature v. 21.09.2006.

    Kontakt:
    PD Dr. Uwe Hoßfeld
    Ernst-Haeckel-Haus - Institut für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik der Universität Jena
    Berggasse 7, 07745 Jena
    Tel.: 03641 / 949505
    Fax: 03641 / 949502
    E-Mail: uwe.hossfeld[at]uni-jena.de


    Bilder

    Dr. Hoßfeld (l.) und Prof. Olsson (r.) spürten die Vorboten des "Nature"-Verbots in Nazideutschland auf.
    Dr. Hoßfeld (l.) und Prof. Olsson (r.) spürten die Vorboten des "Nature"-Verbots in Nazideutschland ...
    Foto: Günther/FSU-Fotozentrum
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Dr. Hoßfeld (l.) und Prof. Olsson (r.) spürten die Vorboten des "Nature"-Verbots in Nazideutschland auf.


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