17. Marz 1998
Bei Aktienoptionen fur Manager ist Vorsicht geboten
Zu den Chancen und Risiken von Stock Options
Berlin (wbs) Aktienoptionen fur Fuhrungskrafte nach dem Vorbild amerikanischer "Stock Options" gewinnen in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Sie bewirken aber nur dann Anreize zur Steigerung des jeweiligen Unternehmenswerts, wenn sie langfristig und effizient ausgestaltet werden, wie aus einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin fur Sozialforschung (WZB) hervorgeht. Es gilt, die vertraglichen Details der Aktienoptionsprogramme genau zu prufen und vorab von der Hauptversammlung festlegen zu lassen. Ansonsten dienen sie lediglich der kurzfristigen Bereicherung von Fuhrungskraften und schaden damit den Aktionarsinteressen.
Aktienoptionen ("Stock Options") berechtigen Vorstandsmitglieder und andere Manager eines Unternehmens, zu einem vorab festgelegten Bezugskurs Aktien des betreffenden Unternehmens zu erwerben. Sie gelten fur einen bestimmten Ausubungszeitraum und werden den Begunstigten kostenlos zugeteilt. Damit Aktien zur Ausubung der Optionsrechte zur Verfugung stehen, muss das Unternehmen entweder am Kapitalmarkt eigene Aktien erwerben, oder es fuhrt eine Kapitalerhohung durch. Der Gewinn der Manager aus der Ausubung gewahrter Aktienoptionen entspricht in jedem Fall gleich hohen Opportunitatskosten des Unternehmens.
Haufig wird als Ausubungspreis der Kurs der Aktie des Unternehmens am Tage der Optionsvergabe gewahlt. Die Ausubung der Option wird dann meistens daran gebunden, dass der Kurs der Aktie um einen bestimmten Prozentsatz uber den Bezugspreis gestiegen ist. Der Wert der Option ist fur den einzelnen Manager also desto grosser, je mehr der Borsenkurs steigt. Damit Aktienoptionen Manager zu wertsteigernder Unternehmenspolitik veranlassen, sind informationseffiziente Kapitalmarkte erforderlich. Nur so schlagen sich wertsteigernde Strategien auch in langfristig steigenden Borsenkursen nieder. Der deutsche Kapitalmarkt ist aber nach allen bisherigen Untersuchungen weniger effizient als der amerikanische.
Der Ausubungspreis einer Aktienoption darf prinzipiell nicht unabhangig von der Kapitalmarkt- und der Branchenentwicklung sein. Nur Wertsteigerungen, die uber den Kapitalmarkt- oder Branchentrend hinausgehen, zeigen eine wertsteigernde Strategie des entsprechenden Managements an und sollten belohnt werden. Aktienoptionen sollten zudem andere variable Vergutungen ersetzen und nicht einfach, wie es bisher in Deutschland geschieht, als Zusatzgratifikation vergeben werden. Problematisch ist auch die kurze Laufzeit der bisher in Deutschland angewendeten Aktienoptionsplane. Die begunstigten Fuhrungskrafte konnen ihre Optionen schon nach wenigen Monaten ausuben und haben so einen Anreiz, kurzfristige Kapitalmarktbewegungen fur schnelle Gewinne zu nutzen.
Die Vergabe von Aktienoptionen an die Fuhrungskrafte eines Unternehmens muss ihrer Zielsetzung nach Anreize zur dauerhaften Steigerung des Unternehmenswerts schaffen, und sie muss dem Effizienzkriterium genugen. Effizient sind Aktienoptionen nur dann, wenn ihre gewunschten Anreizwirkungen mit einem Minimum an Kosten und unerwunschten Nebenwirkungen realisiert werden. Die Beachtung der folgenden Regeln verbessert - so die WZB-Studie - die Effizienz und Anreizvertraglichkeit von Aktienoptionen:
Der Bezugskurs der Aktienoptionen muss an einen Kapitalmarktindex gekoppelt sein und etwas uber diesem Index liegen. Aktienoptionen mussen traditionelle Formen der leistungsabhangigen Vergutung ersetzen, nicht erganzen. Das Ausubungsrecht der Aktienoptionen darf erst einige Jahre nach der Begebung der Option einsetzen, um Anreize zu langfristiger Wertsteigerung zu schaffen. Die Vergutung des Managements, also mindestens die der einzelnen Vorstandmitglieder, muss in ihren fixen und variablen Bestandteilen veroffentlicht werden. Um die Wirkung von Aktienoptionen voll zu entfalten, muss die Effizienz des deutschen Kapitalmarkts verbessert werden. Der Aktienoptionsplan muss in allen relevanten Vertragsbestandteilen von der Hauptversammlung verabschiedet werden.
"Aktienoptionen fur Manager - Mehr Effizienz und Anreizvertraglichkeit notig", in: WZB-Mitteilungen, Heft 79, Marz 1998, S. 13 - 15
Wolfgang Bernhardt, Peter Witt, Stock Options und Shareholder Value", in: Zeitschrift fur Betriebswirtschaft, 67. Jg., H. 1, 1997, S. 85 - 101
Weitere Informationen: Peter Witt (Tel.: 030-20 93 56 46 [z. Zt. Humboldt-Universitat zu Berlin])
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
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Deutsch
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