Jena. (02.02.00) Einen Ruf an die Universität Tübingen hat der Jenaer Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Hartmut Oetker (40) abgelehnt. Oetker hätte dort die Lehrstuhlnachfolge des prominenten Zivil- und Arbeitsrechtlers Prof. Dr. Wolfgang Zöllner antreten sollen.
"Ein überaus reizvolles Angebot", urteilt der versierte Jurist, "die Tübinger Rechtswissenschaft genießt bundesweit einen exzellenten Ruf, und die Kooperationsmöglichkeit mit Unternehmen und großen Anwaltskanzleien im Ballungsraum Stuttgart hätte viele neue Entfaltungsspielräume eröffnet."
Die Entscheidung stand also "auf des Messers Schneide". Dass sich Oetker dennoch in dieser Situation für die Friedrich-Schiller-Universität entschied, habe ein "ganzes Bündel von Motiven" zur Ursache: Beeindruckt hätten ihn das Bleibeangebot der Jenaer Universitätsleitung und das Votum der Studierenden, zudem könne er seine hauptamtliche Nebentätigkeit als Richter am Oberlandesgericht in Jena leichter ausüben, und schließlich seien die Arbeitsbedingungen in der Fakultät und in Jena als einer "Stadt der kurzen Wege" vorzüglich. Auch den Umzug des Bundesarbeitsgerichts von Kassel nach Erfurt führt Oetker als Beweggrund ins Feld. "Das wäre schon seltsam, wenn das höchstinstanzliche Gericht meines Rechtsgebiets nach Thüringen kommt, und ich fast zeitgleich das Weite suchte", schmunzelt er. Eine enge Zusammenarbeit mit den Erfurter Bun-desrichtern erscheint ihm von Jena aus naheliegend.
Der gebürtige Hildesheimer kam 1995 an die Friedrich-Schiller-Universität Jena auf den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Handels-, Gesellschafts- und Arbeitsrecht. In seinen Forschungsschwerpunkten des kollektiven Arbeitsrechts, des Kündigungsrechts und des Handels- und Gesellschaftsrechts sowie als Buchautor und BGB-Kommentator hat sich der versierte Wissenschaftler und Praktiker in seiner Zunft einen klangvollen Namen erarbeitet. Besonderes Augenmerk schenkt er derzeit dem strukturellen Wandel der Arbeitswelt und den daraus resultierenden Problemen für die Arbeitsrechtsordnung. Mit einem Lehrauftrages im kommenden Sommersemester an der Wirtschaftsuniversität Wien will er diesen Fragen auch grenzüberschreitend nachgehen.
Friedrich-Schiller-Universität
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