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02.02.2000 14:53

Mit dem Computer ins virtuelle Wahllokal - Stimmabgabe per Mouseclick

Marietta Fuhrmann-Koch Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Osnabrück

    Wenn heute und morgen (2. und 3. Februar 2000) die rund 10.000 Studierenden der Universität Osnabrück ihre Vertreter für das Studentenparlament wählen, dann haben sie weltweit als erste Menschen die Möglichkeit, ihre Stimme rechtskräftig auch über das Internet abzugeben. Das Projekt "i-vote" wird nach zehnmonatiger Entwicklungsarbeit von der Forschungsgruppe Internetwahlen, einem Zusammenschluß von Wissenschaftlern, Studierenden und Industriepartnern unter der Leitung des Osnabrücker Soziologen Prof. Dr. Dieter Otten, durchgeführt.

    Pressemitteilung
    Osnabrück, 2.2.2000 / Nr. 20/2000

    Mit dem Computer ins virtuelle Wahllokal - Stimmabgabe per Mouseclick
    Weltweit erste rechtskräftige Internetwahl am 2. und 3. Februar an der Universität Osnabrück

    In Sekundenschnelle ist das virtuelle Wahllokal erreicht, dort kann mit Hilfe einer speziellen Software der Wahlschein in Empfang genommen und virtuell das Kreuzchen gesetzt werden: Wenn heute und morgen (2. und 3. Februar 2000) die rund 10.000 Studierenden der Universität Osnabrück ihre Vertreter für das Studentenparlament wählen, dann haben sie weltweit als erste Menschen die Möglichkeit, ihre Stimme rechtskräftig auch über das Internet abzugeben. Das Projekt "i-vote" wird nach zehnmonatiger Entwicklungsarbeit von der Forschungsgruppe Internetwahlen, einem Zusammenschluß von Wissenschaftlern, Studierenden und Industriepartnern unter der Leitung des Osnabrücker Soziologen Prof. Dr. Dieter Otten, durchgeführt. Die Bundesregierung fördert das Vorhaben mit rund 1,3 Millionen DM.

    Vor allem Sicherheitsfragen hatte die Gruppe um Prof. Otten in den vergangenen zehn Monaten zu lösen: Der User im Netz muß als wahlberechtigt erkannt, sein Wahlschein "versiegelt", das gesamte Verfahren verschlüsselt werden. Eine digitale Signatur auf einer Kryptokarte soll nun "Personenechtheit" garantieren. Für den elektronischen Wahlausweis - die Signatur wird von einem sogenannten Trustcenter vergeben - wird eine Verschlüsselungstiefe von 1.024 bit genutzt. Prof. Otten: "Nach Ansicht des israelischen Weizmann Institute of Science würde selbst eine theoretisch konstruierbare Dechiffriermaschine, die die Rechnerkapazität aller bestehenden Computersysteme übertrifft, gut 500.000 Jahre an der Entschlüsselung arbeiten."

    Ein weiteres Sicherheitsverfahren - das sogenannte Blinding - garantiert trotz der personenbezogenen Anerkennung die Anonymisierung der Stimmabgabe im Internet und versiegelt damit den virtuellen Wahlschein. "Das ist ein auch deshalb entscheidender Punkt, weil E-Mails in der Regel von jedem im Netz lesbar sind und bis zum Absender zurückverfolgt werden können", betont der Osnabrücker Wissenschaftler. Nach seinen Angaben wurde die Technologie in Zusammenarbeit mit der Secude GmbH entwickelt - dem Softwarehaus, das auch bei der Deutschen Bank für Netzsicherheit sorgt.

    Verschlüsselung und Versiegelung erfordern keinerlei Mitwirkung des Wählers. Der Wahlbrowser nimmt selbsttätig Kontakt zum Wahlamt-Rechner der Universität Osnabrück auf und führt die Wahlprozeduren automatisch durch. Wie Prof. Otten weiter erläutert, werden die abgegebenen Stimmen in einem besonderen Rechenzentrum, der virtuellen Wahlurne, gesammelt und dort sicher gelagert. Eine vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zertifizierte "Firewall"-Software soll das Eindringen von Hackern verhindern, die Computer selbst stehen in einem besonderen Tresorraum.

    Rund 500 Studierende der Universität Osnabrück wollen die neue Wahlmöglichkeit - alternativ zur nach wie vor bestehenden Urnen- oder Briefwahl - nutzen und haben dafür eine Kryptokarte, das entsprechende Lesegerät für den Computer und eine CD-ROM mit der speziellen Wahlsoftware beantragt. Noch sind Karten und Geräte kostspielig, die Anschaffung wurde zum Teil von der Industrie gesponsert. Prof. Otten sieht aber eine ganze Reihe von Einsatzmöglichkeiten, etwa bei Betriebs- und Personalratswahlen oder Urabstimmungen. Auch die Wahl von Parlamenten über das Internet hält der Osnabrücker Wissenschaftler für durchaus machbar. Der Soziologe: "Unser Ziel ist die Wahl zum Europa-Parlament 2004, die die Forschungsgruppe mit einer Reihe von Testläufen bei Kommunalwahlen in Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien und Italien vorbereiten will."

    Zunächst einmal wird aber das Wahlergebnis der i-vote-Studierenden an der Universität Osnabrück nach Ablauf der Wahlzeit auf Knopfdruck zur Verfügung stehen - Hochrechnungen und die Auszählung "per Hand" sind hier überflüssig.

    Informationen im Internet unter http://www.internetwahlen.de.

    Kontaktadresse:
    Prof. Dr. Dieter Otten
    Universität Osnabrück
    Fachbereich Sozialwissenschaften
    Forschungsgruppe Internetwahlen
    Seminarstraße 33, 49069 Osnabrück
    Tel. (0541) 969-4039, e-mail: wahl@uos.de


    Weitere Informationen:

    http://www.internetwahlen.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Informationstechnik, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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