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25.09.2006 16:33

Biogemüse einen guten Start ins Feldleben geben

Stefanie Hahn Pressestelle
Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft

    EU-Projekt "STOVE" zeigt: Für die meisten im Saatgut schlummernden Gemüsekrankheiten existieren effektive und umweltschonende Methoden der Samenbehandlung. Teilergebnisse für Möhrenschwärze, Schwarzfäule der Möhre und Phoma in Feldsalat werden auf der 55. Deutschen Pflanzenschutztagung (25.-28. September/Uni Göttingen) vorgestellt.

    (25.09.06) Die Anlagen für die häufigsten von Bakterien und Pilzen hervorgerufenen Gemüsekrankheiten schlummern oft versteckt im Saatgut. Deshalb ist es üblich, das Saatgut vorbeugend chemisch zu behandeln, ein Vorgang der als Beizen bezeichnet wird. Seit 2004 darf im ökologischen Anbau jedoch nur noch ökologisch produziertes Saatgut eingesetzt werden, die chemische Beizung darf nicht mehr zum Einsatz kommen. Das stellt Saatgutproduzenten vor neue Herausforderungen. Es gilt Alternativen zu finden. Da im Ökogemüseanbau ohnehin nur sehr wenige Mittel zur Bekämpfung von Krankheiten zur Verfügung stehen, ist die hohe Qualität der Samen ein entscheidender Faktor. Im EU-Projekt "STOVE", das von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) koordiniert wurde, sind in den vergangenen drei Jahren alternative Saatgutbehandlungsmethoden getestet worden. Die ermutigenden Ergebnisse der Gewächshaus- und Feldversuche haben die Projektpartner aus sechs Ländern kürzlich auf einem Abschlussworkshop in Darmstadt vorgestellt.

    "Es ist uns gelungen, in allen untersuchten Erregersystemen alternative Behandlungsmethoden zu identifizieren, die ähnlich effizient wirken wie die chemische Behandlung", so das Fazit von Dr. Eckhard Koch vom Institut für Biologischen Pflanzenschutz der BBA. "So konnten wir beispielsweise die wichtigsten pilzlichen Erreger bei Möhre, Petersilie und Feldsalat (siehe Liste unten) ausschalten und so die Zahl der infizierten Pflanzen deutlich senken. Bei den Bakterienkrankheiten stellt sich die Situation etwas schwieriger dar", berichtet seine Kollegin Dr. Annegret Schmitt.

    Die besten Ergebnisse konnten laut dem Koordinatoren-Duo aus Darmstadt mit physikalischen Verfahren, wie der Feuchtheißluft, der Heißwasserbehandlung bzw. mit der Elektronenbeizung erreicht werden. Bei letzterem Verfahren dringen Elektronen gleichmäßig an allen Stellen des Samens in die äußere Schale ein. Durch die damit angeregten physikalischen, chemischen und biologischen Prozesse werden die Krankheitserreger, die auf bzw. unmittelbar unter der Samenschale leben, abgetötet. "Bei diesen Verfahren ist es jedoch wichtig, dass die Parameter wie Luftfeuchte, Temperatur oder Elektronenintensitäten für die speziellen Kulturen einzeln optimiert sein müssen", berichtet Dr. Koch.

    Als nicht ganz so effektiv erwies sich unter den Versuchsbedingungen die Behandlung mit biologischen Mitteln. Dazu gehören Mittel auf der Basis von Naturstoffen (Thymianöl) und antagonistischen Mikroorganismen. Allerdings, gibt Dr. Schmitt zu bedenken, "wurden sehr stark infizierte Samenchargen eingesetzt, wie sie so niemals eine Saatgutfirma vertreiben würde." Deshalb ist nicht ausgeschlossen, dass die "sanfte" Biologie unter normalen Bedingungen durchaus zum Schutz der Pflanze beiträgt. "Bei Möhre haben wir mit einer Kombination von biologischem Mittel mit physikalischer Behandlung bessere Erfolge erzielt, als mit der jeweiligen Einzelbehandlung", berichtet die BBA-Wissenschaftlerin. Es könnte sich also durchaus als vorteilhaft erweisen, wenn zugunsten der Vitalität der Samen (denn die Samen werden durch Heißwasserdampfbehandlung durchaus gestresst) ein physikalisches Verfahren niedriger Intensität eingesetzt wird und zusätzlich die biologische Behandlung erfolgt. "Letzteres könnte sogar helfen, die Pflanze zusätzlich vor bodenbürtigen Pathogenen zu schützen", erklärt Annegret Schmitt.

    "Insgesamt sind die Resultate sehr ermutigend und dürften nicht nur für Biobauern interessant sein", wagt Koch eine Prognose. Das STOVE-Projekt habe gezeigt, dass für die meisten samenbürtigen Gemüsekrankheiten effektive nicht-chemische Methoden der Samenbehandlung existieren, die zum Teil sogar schon in der Praxis angewendet werden können. Die Einzel-Ergebnisse für die Möhrenschwärze, Schwarzfäule der Möhre und Phoma in Feldsalat werden im Rahmen der 55. Deutschen Pflanzenschutztagung vom 25.-28. September in Göttingen vorgestellt.

    Hintergrundinformation zum STOVE-Projekt:

    STOVE steht für "Seed Treatments for Organic Vegetable Production". Die Projektpartner aus Deutschland, Schweden, den Niederlanden, Italien und Großbritannien haben insgesamt sechs verschiedenen Gemüsekulturen (Möhren, Kohl, Feldsalat, Erbsen, Bohnen, Petersilie) und ihre wichtigsten Erreger untersucht.

    Die Wirt-Erregersysteme waren:
    Altenaria dauci/radicina und Xanthomonas hortorum an Möhren
    Alternaria brassicicola und campestris an Kohl
    Colletotrichum lindemuthianum an Bohnen
    Ascochyta pisi an Erbsen
    Phoma valerianellae an Feldsalat
    Septoria petroselini in Petersilie (Blattfleckenkrankheit)

    Auf dem Prüfstand standen neben den drei physikalischen Methoden, Elektronenbeizung, Heißwasserbehandlung und Feucht-Heißluftbehandlung auch biologische Mittel auf der Basis von Mikroorganismen, Pflanzenextrakten sowie handelsübliche Pflanzenstärkungsmittel. Als Kontrolle wurde jeweils eine chemisch behandelte Samencharge (Thiram) mitgeführt. Weitere Infos im Internet unter: http://www.stove-project.net/

    Ihre Ansprechpartner:
    Institut für Biologischen Pflanzenschutz der
    Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft
    Heinrichstr. 243, 64287 Darmstadt

    Dr. Eckhard Koch
    Tel:: 06151 / 407 227
    E-Mail: e.koch@bba.de

    Dr. Annegret Schmidt
    Tel.: 06151 / 407 241
    E-Mail: a.schmitt@bba.de


    Weitere Informationen:

    http://www.stove-project.net/
    http://www.pflanzenschutztagung.de


    Bilder

    Behandeltes Möhrensaatgut, viele Jungpflanzen gehen auf.
    Behandeltes Möhrensaatgut, viele Jungpflanzen gehen auf.
    Foto: Schmitt/BBA Darmstadt
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    Unbehandelte Charge stirbt an Pilzinfektion im Boden. Möhrenpflänzchen treten nur vereinzelt auf.
    Unbehandelte Charge stirbt an Pilzinfektion im Boden. Möhrenpflänzchen treten nur vereinzelt auf.
    Foto: Schmitt/BBA Darmstadt
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Elektrotechnik, Energie, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Behandeltes Möhrensaatgut, viele Jungpflanzen gehen auf.


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