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26.09.2006 11:14

Die biologische Vielfalt der Welt braucht eine bessere Lobby

Doris Böhme Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ

    Leipzig. Internationale Experten diskutieren vom 2. bis 4. Oktober 2006 in Leipzig über ein neues Beratungsgremium nach dem Vorbild des Weltklimarates IPCC. Weltweit nimmt die biologische Vielfalt dramatisch ab, ebenso rapide wachsen die Roten Listen gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Nach einer Berechnung der Studie "Millenium Ecosystem Assessment" betrifft dieser Prozess jedoch nicht nur die Natur, sondern mehr und mehr auch die Menschen und die Wirtschaft. Denn diese sind in vielerlei Weise von den Leistungen der Natur, den so genannten "Ökosystemdienstleistungen", abhängig - sei es in Landwirtschaft und Ernährung, im Schutz gegen Hochwasser oder Krankheiten. Aufgrund des Rückgangs der biologischen Vielfalt werden aktuell jedoch fast 60% dieser Dienstleistungen übernutzt oder sind akut bedroht.

    Trotz aller Bemühungen konnten diese Verluste bislang nicht spürbar verringert werden. In den letzten Jahren hat sich der Eindruck verfestigt, dass dies u.a. mit unzureichender oder fehlgeleiteter wissenschaftlicher Beratung zu tun hat. Damit will sich eine Gruppe international bekannter Wissenschaftler und Politiker nicht länger abfinden. In einem Brief von führenden Vertretern der Biodiversitätsforschung an das Wissenschaftsmagazin Nature beklagen sie die Zersplitterung der Forschung. Was im Bereich Biodiversität konkret fehle, sei ein geeigneter Mechanismus, um Experten weltweit zu mobilisieren, ihr Wissen zu bündeln und Wissenschaftler und Politiker an einen Tisch zu bringen, so Jeffrey McNeely, wissenschaftlicher Direktor der internationalen Naturschutzorganisation IUCN. Dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) sei es hingegen gelungen, die Klimaforschung zu integrieren, im Namen der Wissenschaft "mit einer Stimme" zu sprechen und auf diese Weise ihren Aussagen in der Politik Autorität und Gewicht zu verleihen. Ein analoges Instrument fordern Wissenschaftler nun für die Biodiversität (Nature Vol 442|20 July 2006: 246).
    Die Idee, ein entsprechendes Expertengremium einzurichten, ist nicht neu. Im Unterschied zu früheren Aktivitäten steht der Aufruf der Wissenschaftler jedoch politisch unter günstigeren Vorzeichen. Anfang 2005 hat die französische Regierung einen 18-monatigen Konsultationsprozess zu einem "International Mechanism of Scientific Expertise on Biodiversity" (IMoSEB) ins Leben gerufen. Inzwischen besteht weltweit Konsens darüber, dass im Bereich der Biodiversität Bedarf besteht, den wissenschaftlichen Austausch zu intensivieren und Vertreter der Politik dabei zu integrieren.

    In diesem Kontext steht auch die Veranstaltung in Leipzig. Unter den 30 internationalen Experten, die vom 2. bis 4. Oktober 2006 am Leipziger Umweltforschungszentrum zusammenkommen, sind wichtige Vertreter aus Politik (wie z.B. der Träger des Alternativen Nobelpreises Tewolde Berhan Gebre Egziabher aus Äthiopien), Politikberatung (wie Mohan Munasinghe aus Sri Lanka, stellvertretender Vorsitzender des IPCC), von Nichtregierungsorganisationen (neben Jeff McNeely z.B. Ashish Kothari aus Indien) sowie aus der Wissenschaft. Auf der Basis von Erfahrungen mit vergangenen und gegenwärtigen Institutionen der Politikberatung soll untersucht werden, wo tatsächlich Informations- und Beratungsbedarf besteht, welche Rolle ein entsprechendes Gremium im bestehenden internationalen Institutionengefüge einnehmen kann und soll und wie es konkret ausgestaltet werden müsste, um erfolgreich arbeiten zu können.

    Links
    Teilnehmerliste und Fotos zur Pressemitteilung:
    http://www.ufz.de/index.php?de=10382

    Nature-Artikel "Diversity without representation":
    http://www.nature.com/nature/journal/v442/n7100/full/442245a.html

    IMoSEB:
    http://www.imoseb.net

    WICHTIGER HINWEIS FÜR JOURNALISTEN:
    Die Teilnehmer des Workshops stehen Ihnen nach Ende der Veranstaltung für Interviews zur Verfügung - also am Mittwoch, den 4. Oktober ab 13.00 Uhr. Bitte übermitteln Sie uns Ihre Interviewwünsche bis zum 29. September an presse@ufz.de oder 0341-235-2278. Vielen Dank.

    Weitere fachliche Informationen:
    Dr. Christoph Görg / Dr. Heidi Wittmer / Dr. Silke Beck / Dr. Felix Rauschmayer
    Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ)
    Telefon: 0345-558-2883, -2074, -2235, -2345
    http://www.ufz.de/index.php?de=4986
    http://www.ufz.de/index.php?de=1672
    http://www.ufz.de/index.php?en=5770
    http://www.ufz.de/index.php?de=1660

    oder über:
    Doris Böhme/Tilo Arnhold
    UFZ-Pressestelle
    Telefon: 0341-235-2278, -3001
    Email: presse@ufz.de

    Das Umweltforschungszentrums Leipzig-Halle (UFZ) erforscht die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt in genutzten und gestörten Landschaften. Die Wissenschaftler entwickeln Konzepte und Verfahren, die helfen sollen, die natürlichen Lebensgrundlagen für nachfolgende Generationen zu sichern. Das UFZ ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, die mit ihren 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2.2 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands ist. Die insgesamt 24.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Helmholtz-Gemeinschaft forschen in den Bereichen Struktur der Materie, Erde und Umwelt, Verkehr und Weltraum, Gesundheit, Energie sowie Schlüsseltechnologien.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Meer / Klima, Politik, Recht, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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