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28.09.2006 11:42

Depression: Hirnscan sagt voraus, ob Therapie anschlägt

Frank Luerweg Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Depressionen lassen sich in der Regel zwar sehr gut behandeln. Dazu steht Ärzten inzwischen ein ganzes Arsenal von Medikamenten und Therapien zur Verfügung. Doch was davon in einem konkreten Fall hilft, bleibt dem Prinzip "Versuch und Irrtum" überlassen. Bislang zumindest. Denn mit einem Hirnscan lässt sich voraussagen, ob bestimmte Präparate anschlagen werden oder nicht. Das haben Mediziner der Universität Bonn in einer umfassenden Studie herausgefunden. Die Ergebnisse sind gerade im "Journal of Nuclear Medicine" erschienen (Band 47, Ausgabe 8, S. 1319-1325).

    65 depressive Patienten nahmen an der Studie teil. Sie alle wurden für vier Wochen mit dem Medikament Citalopram behandelt. Das Mittel erhöht die Konzentration des so genannten Serotonins im Gehirn. Serotonin ist ein Botenstoff, der positiv auf die Stimmung zu wirken scheint. Er wird daher auch als "Glückshormon" bezeichnet.

    Dennoch half Citalopram nicht allen Patienten: Nur bei 35 von ihnen hellte sich die Stimmung deutlich auf. "Wir haben bei allen Teilnehmern zuvor die Hirndurchblutung untersucht", sagt der Bonner Nuklearmediziner Professor Dr. Hans-Jürgen Biersack. "Und das sowohl vor Beginn der Behandlung als auch während der Therapie." Dabei machten Biersacks Mitarbeiter Dr. Alexius Joe sowie die Privatdozentin Dr. Astrid Zobel aus der Psychiatrie eine interessante Entdeckung: Bei den Patienten, die auf Citalopram ansprachen, war schon vor Beginn der Behandlung eine bestimmte Hirnregion besonders gut durchblutet gewesen - das so genannte Cingulum. Während der Behandlung sank die Durchblutung in diesem Bereich ab.

    Depression ist nicht gleich Depression

    Ganz anders dagegen die Situation bei den 30 Teilnehmern, denen das Antidepressivum nicht half: Bei ihnen war das Cingulum anfangs geringer durchblutet. Im Laufe der vierwöchigen Behandlung stieg bei ihnen die Blutversorgung in dieser Region jedoch an. "Es gibt unterschiedliche Typen von Depression, die auch unterschiedlich behandelt werden müssen", deutet Biersack die Ergebnisse. "Die Hirnscans scheinen uns bereits im Vorfeld Hinweise geben zu können, welche Medikamente oder Therapien im konkreten Fall helfen könnten."

    Schon seit vielen Jahren kooperiert der Direktor der Bonner Nuklearmedizin mit der Klinik für Psychiatrie unter Leitung von Professor Dr. Wolfgang Maier. Das gemeinsame Ziel: Herauszufinden, welche Gebiete im Gehirn bei der Entwicklung einer Depression eine Rolle spielen. Das Cingulum scheint eines dieser Zentren zu sein. Normalerweise spielt es wohl bei der Erinnerung eine Rolle, aber auch bei der Entstehung von Angst. Vielleicht erklärt das auch, warum depressive Patienten oft übermäßig ängstlich sind.

    Inzwischen haben die Mediziner ein weiteres Ziel im Visier: Sie wollen herausfinden, ob es für den unterschiedlichen Therapieerfolg eine genetische Ursache gibt. "Wir vermuten, dass bei den meisten Depressiven die Andockstellen für das 'Glückshormon' Serotonin verändert sind", erläutert Professor Biersack. "Diese Serotonin-Rezeptoren können aber auf unterschiedliche Weise mutieren. Und das erklärt vielleicht, warum die Betroffenen auf Medikamente wie Citalopram so unterschiedlich reagieren."

    Kontakt:
    Professor Dr. Hans-Jürgen Biersack
    Direktor der Klinik für Nuklearmedizin
    Telefon: 0228/287-15180
    E-Mail: hans-juergen.biersack@ukb.uni-bonn.de

    Privatdozentin Dr. Astrid Zobel
    Klinik für Psychiatrie des Universitätsklinikums Bonn
    Telefon: 0228/287-15717
    E-Mail: Astrid.Zobel@ukb.uni-bonn.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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