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07.02.2000 15:03

RUB-Studie: Existenzgründung ist mehr als graue Theorie

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Die soeben erschienene RUB-Studie zu Existenzgründung zeigt auf, wo überkommene Ansichten relativiert werden müssen und was in der Praxis wichtig ist. Nicht nur für die Wissenschaft ist dies von Interesse - für zukünftige Gründer gibt es auch handfeste Tipps.

    Bochum, 07.02.2000
    Nr. 36

    Learning by doing ist oberstes Gebot
    Existenzgründung - mehr als graue Theorie
    RUB-InWIS Studie zu Planung, Gründung und Entwicklung

    Die Flut kluger Ratgeber zur Existenzgründung in den Buchhandlungen und die Popularität des Themas in den Massenmedien sprechen für sich: Sein eigener Chef zu sein, Unabhängigkeit und Erfolg zu haben und dabei auch noch neue Arbeitsplätze zu schaffen, erträumen sich viele. Dass aber Theorie und Praxis dabei weit auseinander klaffen, zeigt Frank Schulte im Bericht Nr. 26 des Instituts für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung an der RUB (InWIS-Bericht Nr. 26): "Gründungen im unternehmensnahen Dienstleistungssektor: Was macht Gründer erfolgreich, was bereitet ihnen Probleme?" Die Studie zeigt auf, wo überkommene Ansichten relativiert werden müssen und was in der Praxis wichtig ist. Nicht nur für die Wissenschaft ist dies von Interesse - für zukünftige Gründer gibt es auch handfeste Tipps.

    Aus der Kinderzeit von Unternehmen

    Um herauszufinden, was nun in Wirklichkeit Jungunternehmern das Leben schwer macht, untersuchten die Experten zwölf junge Firmen aus der Werbebranche, dem Zeitarbeitssektor und der Informationstechnologie im Ruhrgebiet und in den Niederlanden. Dazu wählten sie Betriebe aus, die gerade ihre Gründungsplanung leisten, z. B. die Finanzierung, Firmen, die in der eigentlichen Gründungsphase mit Kundenakquise und Markteintritt operieren, oder Unternehmen, die in der frühen Entwicklungsphase das erste Wachstum bewältigen. Neben der Persönlichkeit des Gründers und unternehmensbezogener Faktoren bezogen sie auch äußere Faktoren des Marktes mit ein.

    Erfolg kann man nicht planen - aber beeinflussen

    Ein auf den ersten Blick ein wenig ermutigendes Ergebnis: Erfolg ist nicht planbar. Entgegen der oft in Büchern 'vorgekaukelten' Sicherheit durch ausgiebige Planung des Unternehmensstarts im Vorfeld haben die Wissenschaftler eher einen chaotischen Verlauf von Firmengründungen vorgefunden. Der Markt und seine Entwicklung sind so komplex, dass sie einfach nicht vorherzusagen sind. Viel wichtiger als die Dauer der Planung ist also ihre Qualität und vor allem die Fähigkeit des Gründers, auf unerwartete Wendungen flexibel reagieren zu können. Ähnliches gilt für seine Qualifikation: Theoretisches Wissen um Buchhaltung und Kostenrechnung sind zwar wichtig, aber die Bereitschaft zum "learning by doing" kann Defizite kompensieren. Erfolgversprechender als zahlreiche Seminare zu besuchen, um Wissensdefizite auszugleichen, ist es, den Markt konkret kennen zu lernen und frühzeitig Kundenkontakte herzustellen. Der ideale Gründer im unternehmensnahen Dienstleistungssektor sollte geschäftliches Grundlagenwis-sen mit kreativ-schöpferischem Talent vereinen. Was ihm fehlt, sollte er durch den Zu-sam--menschluss mit einem Partner oder die Arbeit in Netzwerken kompensieren. So gerüstet und mit vereinten Kräften kann nicht mehr so viel schiefgehen. Und ist das Unternehmen den Kinderschuhen entwachsen, darf der Chef sich auch mal ausruhen - besser gesagt, er muss: Denn für die weitere Entwicklung eines erfolgreichen Geschäfts muss er in der Lage sein, von der Rolle des "Allrounders" der Anfangsphase in die des "Delegierers" zu schlüpfen. Außerdem sollte in dieser Phase sicher sein, dass das Unternehmen nicht schneller wächst als seine Organisationsstrukturen.

    "Tante Agathe" hilft bei der Finanzierung

    Um Gründern den Start zu erleichtern, fordern die Experten eine mehr praxisorientierte Gründungsförderung. Statt "akademisierender" Angebote sollte vielmehr der Kontakt zwischen erfahrenen und zukünftigen Gründern hergestellt und die Bildung von Netzwerken gefördert werden. Auch an den Finanzierungsmög-lichkeiten gibt es einige Kritik: Statistische Auswertungen von Gewerbemeldedaten haben gezeigt, dass das Gros der Neugründungen keine so genannten "Highflyer" sind, die das Bild von Jungunternehmen in der Öffentlichkeit prägen, sondern kleine Betriebe, die beispielsweise einen eher geringen Kapitalbedarf haben. Aber gerade sie klagen über Finanzierungsschwierigkeiten. Hier könnten z. B. ausländische Erfahrungen hilfreich sein, wie das niederländische "Tante-Agathe-Modell", das es Bekannten, Freunden und Verwandten des Gründers ermöglicht, private Unterstützungsgelder in der Einkommenssteuer geltend zu machen.

    Weitere Informationen und Bezug

    Frank Schulte, Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung GmbH an der Ruhr-Universität Bochum, Springorumallee 20, 44795 Bochum, Tel. 0234/9447-722, Fax: 0234/9447-777

    Bezug über InWIS Der Bericht ist für 25 DM bei InWIS erhältlich


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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