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07.02.2000 15:35

Für mehr Gruppenarbeit im Gesundheitswesen

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Die Pflegedienstleitungen in immer mehr Krankenhäusern müssen sich umorientieren. In einem Forschungsprojekt haben Bochumer Psychologen die Auswirkungen der verschiedenen Pflegesysteme und Arbeitsorganisationsformen auf die Dienstleistung im Krankenhaus untersucht.

    Bochum, 07.02.2000
    Nr. 37

    Qualität der Pflege steigt bei ganzheiticher Betreuung
    Bessere Ausbildung und mehr Verantwortung macht zufriedener
    Studie zu Arbeitsorganisation und Pflegepersonal in Krankenhäusern

    Die Pflegedienstleitungen in immer mehr Krankenhäusern müssen sich umorientieren. In einem von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Hamburg, geförderten Forschungsprojekt haben Bochumer Psychologen die Auswirkungen der verschiedenen Pflegesysteme und Arbeitsorganisationsformen auf die Dienstleistung im Krankenhaus untersucht. Daraus entstanden ist die Diplomarbeit von Dagmar C. Wolf und Christoph Teichert "Gruppenarbeit im Gesundheitswesen. Einfluß von Pflegesystemen auf die Dienstleistungsqualität. Klassifikation und Konsequenz von Pflegesystemen" (betreut von Dr. Armin Windel am Lehrstuhl von Prof. Dr. Bernhard Zimolong, Arbeits- und Organisationspsychologie, Fakultät für Psychologie der RUB). Sie wurde jetzt mit dem "Preis der RUB an Studierende 1999" als beste Arbeit aus der Fakultät für Psychologie der RUB ausgezeichnet.

    Einordnung der Pflegesysteme

    Finanzierung und Qualitätssicherung - das sind zwei zentrale Themen der aktuellen Diskussion um die Gesundheitsreform in Deutschland. Auf die Arbeitsorganisation im Pflegedienst nehmen sie entscheidenen Einfluss. Die Bochumer Wissenschaftler untersuchten auf 18 Stationen in sieben deutschen Krankenhäusern, wie sich Pflegesystem und Arbeitsorganisation auf den stationären Arbeitsalltag, das Wohlbefinden der Pflegekräfte und die Dienstleistungsqualität aus Sicht der Patienten auswirken. Dazu befragten sie insgesamt 172 Pflegekräfte und 95 Patienten mit Hilfe eigens dafür entwickelter Fragebögen. Diese Ergebnisse werteten die Psychologen aus, um die Dienstleistungsqualität der verschiedenen vorgefundenen Pflegesysteme zu erfassen und zu klassifizieren.

    Von der traditionellen Funktionspflege ...

    Bei der Untersuchung zeigte sich, dass auf vielen Stationen nach dem Prinzip der traditionellen Funktionspflege gearbeitet wird. Die anfallende Arbeit auf der Station wird dabei auf das gesamte Pflegepersonal aufgeteilt. Wenn jedoch ein Pfleger nur für die Medikamentenausgabe, eine andere Schwester nur für das Messen des Blutdrucks verantwortlich ist und das Personal dabei häufig wechselt, leidet die persönliche Betreuung der Patienten: Die eindeutige Bezugsperson fehlt. Zurückzuführen ist die traditionelle Funktionspflege auf die stark ausgeprägte hierarchische Struktur im Gesundheitswesen. Während die medizinische Betreuung bei der Stationsleitung und den Ärzten liegt, werden täglich anfallende Arbeiten oftmals auf Lernschwestern und -pfleger übertragen.

    ... zum ganzheitlichen Pflegesystem

    Auf den Stationen, die hingegen ein ganzheitliches Pflegesystem praktizieren, werden den Pflegekräften Patienten zugeteilt, die sie regelmäßig und umfassend betreuen. Dadurch fühlen sich die Patienten besser versorgt: Sie haben klare Ansprechpartner und wissen, dass diese mit ihrer persönlichen Situation vertraut sind. Doch nicht nur für die Patienten, sondern auch für die Pflegekräfte hat die Einführung eines ganzheitliches Pflegesystem oder der Gruppenarbeit einen positiven Effekt: Die umfassende Betreuung einzelner Patienten bedeutet für das Personal eine Erweiterung des eigenverantwortlichen Arbeitens, da es den Hand-lungs- und Entscheidungsspielraum vergrößert. Wie die Untersuchung gezeigt hat, sind Pfleger und Schwestern durch die damit gesteigerte Effektivität ihrer Arbeit zufriedener. Allerdings müssen einige Voraussetzungen für die Einführung eines ganzheilichen Pflegesystems beachtet werden: Die einzelnen Bereiche des Krankenhauses wie Technik, Organisation und Personal müssen aufeinander abgestimmt sein und gut zusammen arbeiten. Außerdem stellt ein solches System höhere Anforderungen an die Qualifikationen der Pflegekräfte, da unzureichend ausgebildetes Personal der erweiterten Verantwortung nicht gewachsen ist.

    Wettbewerbsvorteile

    Sind diese - zum Teil auch sehr aufwendigen - Voraussetzungen der Einführung von Gruppenarbeit oder ganzheitlicher Pflegesysteme, die nicht für jede Station geeignet sind, aber erfüllt, erwarten sich die Psychologen langfristig einen positiven betriebswirtschaftlichen Effekt für Krankenhäuser, denn die gesteigerte Kun-denorientierung schafft einen Wettbewerbsvorteil. Zum anderen ergeben sich positive finanzielle Folgen: Die Zufriedenheit des Pflegepersonals verhindert die Fluktuation von Mitarbeitern und das spart z.B. ansonsten anfallende Einarbei-tungskosten.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Bernhard Zimolong, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Psychologie, Arbeits- und Organisationspsychologie, 44780 Bochum, Tel.: 0234/ 32-24607, E-Mail: bernhard.zimolong@ruhr-uni-bochum.de

    Dagmar C. Wolf, Tel. 0201/762404, Fax: 0201/764452, E-Mail: dagmar.c.wolf@ruhr-uni-bochum.de

    Christoph Teichert, Tel. 0231/51801, Fax: 0231/126620, E-Mail: christoph.teichert@ruhr-uni-bochum.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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