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08.02.2000 15:22

Franz-Rosenzweig-Gastprofessur an Kurt Rudolf Fischer

Ingrid Hildebrand Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Kassel

    Mit der Franz-Rosenzweig-Gastprofessur betraut die Universität Gesamthochschule Kassel in diesem Jahr den Philosophen Prof. Kurt Rudolf Fischer PhD.

    Kassel. Mit der Franz-Rosenzweig-Gastprofessur betraut die Universität Gesamthochschule Kassel in diesem Jahr den Philosophen Prof. Kurt Rudolf Fischer PhD. Fischer lehrte bis zu seiner Pensionierung Philosophie an verschiedenen Universitäten der USA. Er arbeitete dort vor allem die europäischen Wurzeln der amerikanischen Philosophie heraus und verfolgte die analytische Philosophie in ihrer Entwicklungsgeschichte. Nach seiner Pensionierung an der University of Pennsylvania in Millersville, wo er auch über ein Jahrzehnt Chairman of the Department of Philosophy war, kehrte er in seine Geburtsstadt Wien zurück, brachte eine Reihe von wichtigen Arbeiten zur angloamerikanischen Philosophie und ihren österreichischen Quellen heraus und setzte sich vor allem auch philosophisch mit dem historischen Phänomen von "Auschwitz" auseinander.

    Seine Hauptforschungsziele sind seither die Philosophie um die Jahrhundertwende in Wien, die Nietzsche-Rezeption im 20. Jahrhundert, die Dialektik der analytischen Philosophie sowie die philosophische Auseinandersetzung mit dem Holocaust.

    In Kassel war Prof. Kurt Rudolf Fischer bereits zweimal zu Besuch: Einmal zu einem Gastvortrag, damals noch von den USA aus, als sein Freund und Mitstreiter, Paul
    Feyerabend, eine Gastprofessur in Kassel wahrnahm und zum andern als einer der Hauptvortragenden beim großen Kongress "Die Wiener Jahrhundertwende" 1991.

    Kurt Rudolf Fischer wurde 1922 in Wien geboren und besuchte dort das Gymnasium bis zur vorletzten Klasse. Nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich floh er zunächst zu Verwandten nach Brünn, wo er allerdings bald von den Deutschen, die die Tschechoslowakei besetzten, eingeholt wurde. Als bereits alle Grenzen für jüdische Flüchtlinge nach dem Ausbruch des II. Weltkriegs versperrt waren, gelang ihm als 18jährigem gerade noch eine abenteuerliche Flucht nach Shanghai, dem letzten Zufluchtsort, der zu dieser Zeit noch Flüchtlinge aufnahm. In Shanghai schlug er sich mit allerlei Jobs durch, u.a. auch als Übersetzer sowie als Boxer und verdiente so seinen Lebensunterhalt.

    An der St. JohnŽs University konnte er nach dem II. Weltkrieg ein Studium der Philosophie, Germanistik und Psychologie aufnehmen. Mittellos, aber mit guten Studienleistungen erhielt er 1949 eine Einreisebewilligung in die USA, wo er an der University of California in Berkeley seine Studien mit dem Master of Arts (1952) und Doctor of Philosophy (1964) abschloss. Nach mehreren Stellen als Teaching Assistent, Lecturer in Philosophy und Assistant Professor an verschiedenen Universitäten der Vereinigten Staaten wurde er 1967 als Full Professor an die University of Pennsylvania in Millersville berufen, wo er auch über zehn Jahre Chairman of the Department of Philosophy war. Er nahm Gastprofessuren in Harvard, Chicago, Wien, Klagenfurt und Berlin wahr. Die Einladungen nach Wien führten schließlich dazu, dass er nach seiner Pensionierung in den USA ganz nach Wien zurückkehrte, wo er heute noch als Honorarprofessor Philosophie lehrt.

    Die Franz-Rosenzweig-Gastprofessur wird in Erinnerung an den in Kassel geborenen Religionsphilosophen seit 1987 an Wissenschaftler vergeben, die als Deutsche geboren, aber unter dem Nationalsozialismus zur Emigration gezwungen wurden. Im vergangenen Jahr wurde Prof. Dr. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik als Initiator dieser Professur mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

    Drei Lehrveranstaltungen bietet Fischer im Rahmen seiner Gastprofessur im Sommerse-mester 2000 an: "Angloamerikanische Philosophie: Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts", "Auschwitz (Ursachen, Wesen und Folgen der Judenvernichtung 1941 - 1945)" und "Das goldene Zeitalter der österreichischen Philosophie: Von Franz Brentano bis Moritz Schlick". Seine Antrittsvorlesung hält er am 20. April, Raum 0422, Diagonale 9 zum Thema "Der Faschismus und die Verführung durch Nietzsche".

    Kontakt und Information: Prof. Dr. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, Tel. (0561) 804-3546

    jb.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Personalia, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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