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12.10.2006 15:05

Wie Depressive Schmerz empfinden: Förderpreis für Schmerzforschung an Jenaer Forscher verliehen

Meike Drießen Bundesgeschäftsstelle
Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS)

    Depressive Patienten empfinden Schmerz anders als Gesunde: Ob sie ihn stärker oder schwächer wahrnehmen, hängt von der Art des Schmerzes ab. Die Jenaer Forscher Prof. Dr. Karl-Jürgen Bär und Dr. Michael Boettger konnten erstmals belegen, dass Depressive Hitze und elektrische Reize weniger schmerzhaft empfinden als Gesunde, Schmerz durch mangelnde Durchblutung, der dem Schmerz in tiefen Körperregionen ähnelt, aber stärker empfinden. Für ihre Studie wurden die Wissenschaftler beim Deutschen Schmerzkongress in Berlin mit dem mit 7000 Euro dotierten ersten Preis der Kategorie Klinische Forschung des Förderpreises für Schmerzforschung 2006 ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich vergeben von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. Stifterin ist die Grünenthal GmbH (Aachen).

    Berlin, Deutscher Schmerzkongress, 12. Oktober 2006

    Wie Depressive Schmerz empfinden
    Förderpreis für Schmerzforschung an Jenaer Forscher verliehen

    Depressive Patienten empfinden Schmerz anders als Gesunde: Ob sie ihn stärker oder schwächer wahrnehmen, hängt von der Art des Schmerzes ab. Die Jenaer Forscher Prof. Dr. Karl-Jürgen Bär und Dr. Michael Boettger konnten erstmals belegen, dass Depressive Hitze und elektrische Reize weniger schmerzhaft empfinden als Gesunde, Schmerz durch mangelnde Durchblutung, der dem Schmerz in tiefen Körperregionen ähnelt, aber stärker empfinden. Für ihre Studie wurden die Wissenschaftler beim Deutschen Schmerzkongress in Berlin mit dem mit 7000 Euro dotierten ersten Preis der Kategorie Klinische Forschung des Förderpreises für Schmerzforschung 2006 ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich vergeben von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. Stifterin ist die Grünenthal GmbH (Aachen).

    Höhere Schmerzschwelle, mehr Klagen

    Patienten mit Depressionen klagen im Vergleich zu Gesunden mehr über Schmerzen. Umgekehrt sind chronische Schmerzkrankheiten häufig von depressiven Stimmungen begleitet. Anders als man vermuten könnte, zeigten Depressive in bisherigen Tests aber eine höhere Schmerzschwelle als Gesunde, d.h. sie tolerierten stärkere Reize als Gesunde. Die physiologische Grundlage für diese Diskrepanz war bislang ungeklärt.

    Hitze und Strom sind weniger schlimm

    Um dem Problem auf den Grund zu gehen, untersuchten die Jenaer Forscher die Wahrnehmung verschiedener Arten von Schmerz bei je 30 schwer depressiven Patienten und gesunden Kontrollpersonen auf beiden Körperseiten. Sie testeten die Schmerzschwelle und die Toleranzgrenze für Hitzeschmerz, Schmerz durch elektrischen Strom und Schmerz durch Mangeldurchblutung (ischämischen Schmerz). Es zeigte sich, dass die depressiven Patienten Hitze und Strom wie in den vorangegangenen Studien als weniger schmerzhaft empfanden als die Kontrollgruppe. Beim ischämischen Schmerz war es aber umgekehrt: Hier war die Grenze des Erträglichen bei den Depressiven eher erreicht als bei den Gesunden. Gegenüber oberflächlichem Schmerz, der an der Haut hervorgerufen wird, sind Menschen mit Depressionen also weniger empfindlich, während sie Tiefenschmerz stärker empfinden. Dazu passt z.B. dass sie häufig über Bauch- oder Rückenschmerzen klagen.

    Rechts tut es weniger weh

    Die Forscher konnten außerdem eine weitere Beobachtung machen: Bei Depressiven war die Toleranz für Hitze und elektrischen Strom auf der rechten Körperseite deutlich erhöht. Das unterstützt die Vermutung, dass bei Depressionen Schmerz auf beiden Körperseiten unterschiedlich verarbeitet wird. "Wir hoffen, die klinisch beschriebenen Schmerzbeschwerden depressiver Patienten durch diese Erkenntnisse in Zukunft besser verstehen und möglicherweise adäquat behandeln zu können", erklärten die Jenaer Wissenschaftler.

    Ansprechpartner

    Prof. Dr. Karl-Jürgen Bär, Klinik für Psychiatrie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Philosophenweg 3, 07743 Jena, Tel. 03641/935282, E-Mail: karl-juergen.baer@med.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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