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17.02.2000 15:34

Schnelle Analyse von Getränken - Neues Verfahren am Fachbereich Chemie Halle

Stefan Schwendtner Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Die lebensmittelrechtliche Analyse von Getränken ist aufwendig und zeitraubend. Prof. Dr. René Csuk hat am Institut für Organische Chemie der Martin-Luther-Universität jetzt ein Verfahren entwickelt, mit dem innerhalb von dreißig Minuten bis zu 384 Flüssigkeitsproben gleichzeitig analysiert werden können. Die auf diese Weise ermöglichte Kostenreduktion macht das neue Verfahren besonders für Industrie und Handel interessant.

    Wie hoch ist der Alkoholgehalt in Champagner oder Sekt? Beim Genuß der prickelnden Getränke spielt diese Frage für den Verbraucher nicht immer eine Rolle. Aber stimmt sie wirklich, die Prozentangabe auf dem Etikett der im Su-permarkt gekauften Flasche? Chemiker können das prüfen und alle Zweifel zerstreuen. Mehrere Analysemethoden sind lebensmittelrechtlich zugelassen, darunter auch die mit Hilfe von Enzymen. Ungewöhnlich schnell kann Professor Dr. René Csuk, Direktor des Instituts für Organische Chemie und Dekan des Fachbereichs Chemie der Universität Halle, eine große Zahl von Getränkeproben bestimmen. Mittels eines neu in seiner Arbeitsgruppe entwickelten Verfahrens, ist er in der Lage, innerhalb von dreißig Minuten zuverlässige Angaben über den Alkoholgehalt von bis zu 384 Flüssigkeitsproben zu erhalten. Nach der klassischen Vorgehensweise schaffte man nur eine oder zwei Proben in dieser Zeit. Bei großen Projekten bedeutete dies tagelange Laborarbeit.

    Die Besonderheit des Verfahrens: Es laufen bis zu 384 enzymkatalysierte Reaktionen gleichzeitig ab. Das heißt, über ebensoviele Proben von Wein, Korn, Bier, Saft oder anderen Flüssigkeiten kann innerhalb weniger Zeit eine Aussage getroffen werden. "Damit können Ressourcen, Substanzmengen, Zeit und Geld eingespart werden", hebt Csuk hervor. Eigentlich sei die Idee naheliegend, Bestimmungsverfahren parallel laufen zu lassen und damit zu vereinfachen, so Csuk. Bisher sei aber noch niemand darauf gekommen. Mit Hilfe sogenannter Mikrotiterplatten, das sind Kunststoffgefäße - hier mit 384 winzigen röhrenartigen Vertiefungen, werden die Proben aufgenommen. Geringe Mengen einer enzymhaltigen Substanz kommen dazu, und das vielfache Gemisch wird einem Meßgerät übergeben, das am Computer angeschlossen ist. Am Monitor kann der Reaktionsverlauf beobachtet werden. Die gleichzeitige Aufzeichnung von 384 Tabellen mit Kurven gibt rasch Aufschluß über die Sub-stanzen. Schon bald steht fest, welcher der Weine "gepanscht" war, oder ob ein eigentlich harmloser Fruchtsaft Alkohol enthält.

    Die neue Methode sei ein intelligentes Nebenprodukt der Forschungen innerhalb eines durch die Industrie gesponserten Projekts, erklärt der Wissenschaftler. Und Csuk hat vor, die Probenzahl noch zu steigern, von 384 auf 1024.
    "Theoretisch könnten wir auch Blutproben von Alkoholsündern im Straßenverkehr bestimmen", sagt Professor Csuk. In erster Linie solle aber das neue Verfahren zunächst verschiedenen wissenschaftlichen Projekten zu Gute kommen. Derzeit nutzen eine Doktorandin und drei Diplomanden das Prinzip. Auch Industrie und Handel zeigten sich bereits interessiert, erweisen sich doch manchmal Analysen größerer Mengen von Getränken als notwendig. Zum Beispiel gibt es Fruchtsäfte für Babys, die auf keinen Fall Alkohol enthalten dürfen. Es ist kein Problem, bei 50 bis 60 Säften gleichzeitig unterschiedliche Gärungsstadien herauszufinden.
    Unlängst kam die neue Methode auch zu einer ganz praktischen Anwendung: Csuk untersuchte mit seiner Arbeitsgruppe Glühweinproben vom halleschen Weihnachtsmarkt 1999 mit der Fragestellung, ob das Getränk "verwässert" wurde oder nicht. Da ja sicher auch auf dem Weihnachtsmarkt 2000 Glüh-wein in Halle angeboten wird, soll das Ergebnis kein Geheimnis bleiben: Die Proben waren ohne Ausnahme in Ordnung.
    Ute Olbertz

    Ansprechpartner: Prof. Dr. René Csuk, Direktor des Instituts für Organische Chemie und Dekan des Fachbereichs Chemie der Universität Halle,
    Tel.:0345/ 5525660,
    e-mail: csuk@chemie.uni-halle.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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