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18.02.2000 13:31

Bildung und Zerfall von Superkontinenten

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Tagung zum internationalen Tiefseebohrprogramm vom 23.-25. Februar an der Uni Jena

    Jena (18.02.00) Erdinnerer Vulkanismus hat den Ur-Kontinent Pangaea seit 200 Millionen Jahren aufgesprengt und so zum Entstehen der heutigen Kontinente geführt. Diese geowissenschaftliche Theorie wird entscheidend durch neuere Bohrungen gestützt. Der andauernde Prozess der Bildung und des Zerfalls von Superkontinenten ist daher auch eines der zentralen Themen des diesjährigen Kolloquiums zum internationalen Tiefseebohrprogramm ODP (Ocean Drilling Program). Die Tagung findet vom 23.-25. Februar erstmals am Institut für Geowissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena statt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat für die begleitende Forschung ein Schwerpunktprogramm eingerichtet, an dem sich rund 200 Wissenschaftler beteiligen, die fast ausnahmslos in Jena erwartet werden.

    Das Tiefseebohrprogramm und sein Vorläufer wurde 1968 in den USA gestartet. Seitdem ist es unverzichtbarer Bestandteil der geowissenschaftlichen Erkundung der Erde geworden. Mit Hilfe des Bohrschiffs "JOIDES Resolution", das jährlich zu sechs mehrwöchigen Kampagnen startet, sind Bohrungen noch in Wassertiefen von 8.200 m möglich. Dabei werden einerseits Proben des Meeresbodens gewonnen und andererseits in den Bohrlöchern mit Messungen die physikalischen und chemischen Eigenschaften des Meeresbodens erfasst.

    Gerade in diesem Bereich der chemischen Analyse von magmatischem Gestein arbeitet auch Prof. Dr. Lothar Viereck-Götte, der die Jenaer Tagung koordiniert. Der Jenaer Geochemiker, der bereits 1985 an einer solchen Tiefseebohrkampagne teilgenommen hat, ist Spezialist für die so genannten Plateau-Basalte. Diese Schichtfolgen unvollstellbarer Volumina erkalteten Lavagesteins waren zunächst nur bekannt auf den Kontinenten. Die Tiefseebohrungen zeigen aber, dass sie ebenfalls unter Wasser an den Rändern der Kontinente und in den Ozeanen auftreten. Alle Vorkommen dieser Art werden als LIPs (Large Igneous Provinces) bezeichnet. Ihre Entstehung erklärt man sich so, erläutert Prof. Viereck-Götte, dass das heiße, aber feste Magma aus dem Erdinneren aufsteigt unter die Lithosphäre, also die kalte äußere Haut der Erde, stößt. "An den Stellen, an denen diese Basalte nach oben kommen, haben sie eine solche Kraft, dass sie die Kontinente auseinanderreißen", hat der Geochemiker miterforscht. Bewiesen wurde diese Existenz eines Mosaiks beweglicher Erdkrustenplatten durch zahlreiche Bohrungen an den ehemaligen Berührungspunkten der Kontinente ebenso wie durch die Basaltrücken, die in den Ozeanen nachgewiesen werden konnten. Aus welcher Erdtiefe das Lavagestein kommt, kann heutzutage durch moderne geochemische Analysen, wie sie inzwischen auch in Jena möglich sind, ermittelt werden. Eine - noch unbewiesene - Theorie besagt sogar, dass eine solche über eine Million Jahre andauernde Eruption vor 65 Millionen Jahren wesentlich zum Aussterben der Dinosaurier beigetragen hat.

    Noch spannender versprechen die biologischen Entdeckungen jüngster Bohrungen zu werden. In der Ozeankruste wurden bis in über 500 m Tiefe Bakterien entdeckt. Diese Bakterien, so die Forscher, können ihre Lebensfunktionen abschalten, bis ihre Umgebung wieder lebensfreundlicher geworden ist. Damit können sie selbst drastische Umweltveränderungen schadlos überleben. Weiterhin wird heute diskutiert, ob das erste Leben vor etwa 3,8 Milliarden Jahren nicht in einer imaginären Ursuppe entstand, punktförmig an den Stellen in den Ozeanen, an denen wie heute magmatische Wärme das Tiefseewasser auf 300 °C erwärmt - an den Black Smokers.

    Bei der Jenaer Tagung will man sich aber v. a. den Forschungsergebnissen des letzten Jahres widmen, als im westlichen Pazifik, im Südchinesischen Meer und südlich Australiens gebohrt wurde. Dienten die früheren Bohrkampagnen besonders der Entwicklung der globaltektonischen Modelle, so gilt es heute zunehmend, diese Modelle zu überprüfen. Ab dem Jahr 2004 werden dagegen Forschungen im Mittelpunkt stehen, die an wenigen ausgewählten Punkten dem Verständnis derjenigen Prozesse dienen, die in den Sedimenten und Gesteinen unter den Ozeanen ablaufen. Dazu versucht man bis in eine Tiefe von acht Kilometern vorzudringen.

    In Jena sind an diesem Forschungsprogramm neben Prof. Viereck-Götte auch der Mineraloge Prof. Dr. Klaus Heide, der Sedimentologe Prof. Dr. Reinhard Gaupp und der Hydrogeologe Prof. Dr. Martin Sauter beteiligt. Prof. Sauter soll sogar in die internationale Hydrogeologiekommission des ODP berufen werden.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Lothar Viereck-Götte
    Institut für Geowissenschaften der Universität Jena
    Burgweg 11
    07749 Jena
    Tel.: 03641/948720
    Fax: 03641/948602
    E-Mail: viereck@geo.uni-jena.de


    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Axel Burchardt M. A.
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931041
    Fax: 03641/931042
    E-Mail: hab@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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