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21.02.2000 09:24

Geld anlegen mit gutem Gewissen

Ullrich-Eberhardt Georgi Stabsstelle für Presse, Kommunikation und Marketing
Universität Siegen

    An der Universität Siegen wird nach Geldanlagen jenseits von Rendite geforscht. In Deutschland nennt man sie gerne "grüne Geldanlagen", in den USA heißen sie "Socially Responsible Investments", auf den britischen Inseln bezeichnet man sie als "Ethical Investments" und auch in Australien und Japan sind sie bekannt: Geldanlagen, mit denen Rendite verdient und gleichzeitig einer "guten Sache" gedient wird.
    An der Universität Siegen wird seit Ende vergangenen Jahres im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften unter der Leitung von Prof. Dr. Henry Schäfer, Professur für Betriebswirtschaftslehre, insb. Finanzierung, erstmals und bisher einzigartig in Deutschland das Phänomen ethisch ausgerichteter Geldanlagen in Deutschland wissenschaftlich untersucht. Prinzipielles Ziel des privat finanzierten Projektes "Ethische Finanzdienstleistungen" ist es, zunächst die derzeitige Situation von Produkten, Anbietern und Anlegerkreisen ethischer Finanzdienstleistungen aufzuarbeiten. Anschließend sollen Faktoren analysiert werden, wie es zu einer Erhöhung des Angebots und der Nachfrage nach ethischen Geldanlagen kommen kann.

    Hierzulande bieten sich zu diesem Zweck Anlagen in Windkraftparks oder Öko-Investmentfonds an. Ethisch ausgerichtete Investmentfonds sind vor allem für Anleger in den USA von großer Bedeutung. Dort hat die "Geldanlage mit Gewissen" beinahe schon Tradition und heute findet man gut jeden zehnten gesparten US-Dollar in ethisch ausgerichteten Anlageformen. Dagegen streift der vergleichbare Anteil an der Geldvermögensbildung in Deutschland, der Schweiz und Österreich zusammen genommen gerade einmal die 1-Promille-Grenze. Dabei dürften in Deutschland wie in kaum einem anderen Industrieland die Bedingungen für eine weitverbreitete ethische, d.h. grüne Geldanlage außerordentlich günstig sein: In deutschen Einkaufskörben finden sich im internationalen Vergleich wesentlich häufiger Nahrungsmittel aus biologischem Anbau und Teile der Bevölkerung schenken einer grünen Partei ihr Vertrauen für die Regierungs(mit)verantwortung in Bund und Ländern.
    Entgegen der hohen gesellschaftlichen Akzeptanz und dem gesellschaftlichen Engagement in vielen Ethikbereichen, insbesondere der Umweltschutzbewegung, hat sich das Anlageverhalten der überwiegenden Mehrheit der deutschen Bevölkerung in Bezug auf ethische Fragestellungen kaum verändert. Andererseits scheint sich aber bei einer wachsenden Anzahl von Anlegerinnen und Anlegern ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass sie mit ihren "Spargroschen" auch ethische Verantwortung übernehmen können. Zahlreiche kirchlich geführte Finanzprojekte zeugen beispielsweise von der Vereinbarkeit zwischen Renditezielen und Moralvorstellungen. Bedeutungsvoller in Sachen "Rendite plus Ethik" sind mittlerweile angelsächsische institutionelle Investoren. Allen voran werden immer häufiger milliardenschwere ausländische Pensionsfonds von ihren Anlegerkreisen auf die Einhaltung ethischer Anlagegrundsätze verpflichtet. Noch steht in Deutschland ethisch ausgerichteten Anlagewünschen eine geringe Palette von Vermögensanlagen gegenüber. Die meisten Aktien und Anleihen mit "Ethik-Appeal" finden sich auf US-Finanzmärkten. Mittlerweile vergeben aber Rating-Agenturen auf Umwelt- und Sozialverträglichkeit geprüfte Anlage-Testate auch für deutsche Aktiengesellschaften. Bewertet mittels eines Schulnoten-Systems erlauben sie eine Einordnung von Anlagemöglichkeiten in einer Ethikanspruchs-Bandbreite von streng bis schwach.
    Weitere Informationen zum Projekt und seinen ersten Ergebnissen können bei Dipl.-Volkswirt Andreas Gülle (0271/740-4145, E-Mail: ethik.fdl@bwl.wiwi.uni-siegen.de) abgerufen werden.


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-siegen.de/~finanz


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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