idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
02.11.2006 14:12

MHH ehrt 120 Doktoranden

Stefan Zorn Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    Freundegesellschaft, VHV und DAAD vergeben Preise und Stipendium

    120 Gründe zum Feiern: Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) lädt für Freitag, 3. November 2006, zum zwölften Mal Doktoranden und deren Angehörige in den Hörsaal F zur Promotionsfeier ein. Präsident Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann wird die Urkunden für die Doktorarbeiten 108 jungen Ärztinnen und Ärzten, neun Zahnmedizinerinnen und Zahnmedizinern sowie drei Humanbiologen überreichen. Sieben von ihnen haben ihre Promotionen "mit Auszeichnung" abgeschlossen. Unter den 120 Doktorranden sind 56 Frauen und 64 Männer.

    Die beiden Promotionspreise gehen an Dr. med. Nele Kristin Barbro Freerksen (26), MHH-Abteilung Frauenheilkunde und Geburtshilfe, und an Dr. rer. nat. Kai Brakensiek (33), MHH-Abteilung Pathologie. Die Auszeichnungen sind mit je 2.500 Euro dotiert und werden von der Gesellschaft der Freunde der Medizinischen Hochschule Hannover e.V. vergeben - wie auch das mit 12.500 Euro dotierte Hannelore-Munke-Forschungs-Stipendium zur Förderung der Krebsforschung. Stipendiatin ist Dr. rer. nat. Cornelia Rudolph (36), MHH-Abteilung Zell- und Molekularpathologie. Den mit 2.500 Euro dotierten Promotionspreis Tumorforschung, verliehen von der Freundegesellschaft, teilen sich Dr. med. Ursula Ehmer (28) MHH-Abteilung Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie sowie Dr. med. Emrah Kati (29), MHH-Abteilung Virologie.

    Der mit 10.000 Euro dotierte Sir Hans Krebs-Preis geht an PD Dr. Martin Zenker (42) und Dr. Juli Mayerle (33), Institut für Humangenetik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Der Preis wird bundesweit ausgeschrieben, um ihn zu erhalten, gehen zahlreiche hochkarätige Bewerbungen ein. Den von der Versicherung VHV gestifteten Preis überreicht Professor Bitter-Suermann.

    Den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Höhe von 1.000 Euro überreicht Professor Bitter-Suermann an John-Paul Fobiwe (27) aus Kamerun, MHH-Medizinstudent im 9. Semester. Mit dem Preis werden ausländische Studierende für ihre akademischen Leistungen und für bemerkenswertes gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet.


    Promotionspreise

    Wenn Wehen zu früh kommen - Wie können Frühgeburten verhindert werden?

    Dr. med. Nele Kristin Barbro Freerksen konnte spezifische Mechanismen nachweisen, die vorzeitige Wehen auslösen können. Da spontane vorzeitig auftretende Gebärmutterkontraktionen für etwa die Hälfte der Frühgeburten verantwortlich sind, könnten hier ansetzende Medikamente Frühgeburten verhindern.

    Leider kommen trotz intensiver Bemühungen der Geburtsmediziner immer mehr Kinder zu früh zur Welt, das heißt vor Abschluss der 37. Schwangerschaftswoche. Es sind nur etwa 9 Prozent (Stand 2004) der Kinder in Deutschland Frühgeborene, doch sie machen etwa 75 Prozent der Todesfälle in der Neugeborenenperiode aus und verursachen etwa bei der Hälfte der Kinder schwere lebenslange Behinderungen. Die Kosten der Frühgeburtlichkeit belaufen sich langfristig auf mehrere Milliarden Euro pro Jahr. Es sind komplexe Stoffwechselwege, bis heute weitestgehend unbekannte Prozesse, die Wehen auslösen. Sie zu blockieren ist möglicherweise ein Ansatz, um Schwangerschaften verlängern zu können.

    Dr. Freerksen konnte in ihrem Forschungsprojekt einen bestimmten Rezeptor auf der Oberfläche von Gebärmutter-Muskelzellen nachweisen, den so genannten proteasen-spezifischen Rezeptor (PAR-2). Er war bisher nur in anderen Gewebearten bekannt. Die Forscherin untersuchte zudem, ob dieser Rezeptortyp durch das Zusammenspiel mit anderen Rezeptoren, die an der Entstehung von Gebärmutterkontraktionen beteiligt sind, in seiner Funktion beeinflusst werden konnte.

    Erforscht: DNA-Methylierung - ein Mechanismus, der Gene deaktiviert und Tumore anzeigt

    Dr. rer. nat. Kai Brakensiek erforschte bei verschiedenen Knochenmarkserkrankungen eine bestimmte Veränderung des Erbgutes - die so genannte DNA-Methylierung. Die DNA-Methylierung ist ein Mechanismus, der die Genaktivität reguliert. Werden Methylgruppen an bestimmte Bereiche der DNA angefügt, so wird das entsprechende Gen deaktiviert.

    Vor allem bei Krebs ist der Grad und das Muster der DNA-Methylierung verändert. Insbesondere sind Gene betroffen, die das Wachstum regulieren oder die dafür sorgen, dass keine Tumore entstehen - so genannte Tumorsuppressorgene.
    Dr. Brakensiek charakterisierte den Methylierungsstatus mehrerer Tumorsuppressorgene. Er untersuchte, welche Rolle die Methylierung dieser Gene bei der Tumorentstehung und -entwicklung bei den untersuchten Erkrankungen spielt. Durch Verwendung einer neuen Methode - der so genannten Pyrosequenzierung - konnte der Forscher erstmals die DNA-Methylierung eines ganzen Gens hochauflösend und quantitativ analysieren. Dabei identifizierte er kleine Abschnitte, bei denen sich der Methylierungsgrad von gesundem Gewebe und Tumorgewebe, sowie von verschiedenen Stadien der Erkrankung statistisch hochsignifikant unterscheidet. Diese Unterschiede bilden den Ansatzpunkt für eine verbesserte Diagnostik.

    Hannelore-Munke-Forschungs-Stipendium

    Methylierung - Inwiefern verändert dieser Mechanismus die Struktur des Erbgutes?

    Dr. rer. nat. Cornelia Rudolph wird mithilfe des Hannelore-Munke-Forschungs-Stipendiums in einem Modellsystem erforschen, wie Modifikationen der DNA, sowie der mit der DNA vernetzten Eiweiße, die so genannte Methylierung, eine genetische Instabilität induzieren. Die genetische Instabilität und das Auftreten von Chromosomenveränderungen sind typische Merkmale von Leukämien und von vielen Krebserkrankungen.

    Das Projekt von Dr. Rudolph soll den Einstieg in ein neues Forschungsfeld ermöglichen und ein grundlegend neues Verständnis der Mechanismen erarbeiten, die chromosomale Veränderungen entstehen lassen. Das verbesserte Verständnis dieser Mechanismen könnte langfristig auch neue Wege für die Prophylaxe und Therapie von Krebserkrankungen eröffnen.

    Promotionspreise Tumorforschung

    Erforscht: Veränderungen der Enzyme, die den Körper entgiften

    Dr. med. Ursula Ehmer untersuchte erstmals vollständig Gene, die die Ausscheidung giftiger Substanzen aus dem Körper ermöglichen - so genannte UGT1A-Gene. Die Gene sind für bestimmte Enzyme verantwortlich, die "UDP-Glukuronosyltransferasen" heißen. Die Forscherin konzentrierte sich darauf, Veränderungen (Polymorphismen) dieser Gene zu identifizieren.
    Sind diese Gene modifiziert, so können die betroffenen Menschen giftige Substanzen, die sie über Haut, Atemwege oder Magendarmtrakt aufnehmen, nur langsam oder gar nicht ausscheiden. Denn die Gene leisten einen hohen Beitrag zur Entgiftung des Körpers, die vor allem in der Leber stattfindet. Für eine bestimmte Genveränderung ist zuvor sogar ein erhöhtes Risiko von Leberzellkrebs beschrieben worden.

    Dr. Ehmer identifizierte zahlreiche Abweichungen der untersuchten Gene von der Norm - einige von ihnen kommen sehr häufig in der Bevölkerung vor - bei über 50 Prozent der Menschen in Deutschland. Funktionieren diese Gene nicht richtig, so können krebserzeugende Substanzen nicht schnell wieder aus dem Körper ausgeschieden werden. Zudem können die Personen, die dies betrifft, mehr Nebenwirkungen von Medikamenten spüren - da die Leber die Pharmazeutika nur langsam ausscheidet.

    Untersucht: Herpesvirus, das Krebserkrankungen auslöst

    Dr. med. Emrah Kati charakterisierte in ihrer Arbeit ein bestimmtes Protein - das so genannte latente nukleäre Antigen (LANA). Diesen Eiweißstoff bilden Körperzellen, wenn sie mit einem Herpesvirus infiziert worden sind, dem so genannten Herpesvirus 8. Das Virus kann eine bestimmte Krebserkrankung verursachen: das Kaposi-Sarkom. Bei dieser Krankheit entstehen Lymphknotenvergrößerungen sowie blasige Tumore der Haut.

    Die Forscherin konnte zeigen, welche Abschnitte des Proteins LANA in den infizierten Zellen dazu beitragen, dass sich das krankheitsbringende Virus erhalten und vermehren kann. Mit dieser Erkenntnis könnten möglicherweise Ansatzpunkte für medikamentöse Therapie von Krebserkrankungen gefunden werden.

    Dr. Kati befasste sich darüber hinaus mit weiteren Proteinen, die LANA in Bau und Funktion sehr ähneln, und über die bisher nur wenig erforscht worden sind. Die Wissenschaftlerin grenzte die Eigenschaften der Proteine voneinander ab. Dieser Vergleich könnte zukünftige Untersuchungen in Tiermodellen ermöglichen.

    Sir Hans Krebs-Preis 2006

    Johanson-Blizzard-Syndrom: Genetische Grundlagen erforscht

    Privatdozent Dr. Martin Zenker aus Erlangen und Dr. Julia Mayerle von der Medizinischen Klinik der Universität Greifswald ist es gelungen, die genetische Grundlage einer seltenen Erbkrankheit, des so genannten Johanson-Blizzard-Syndroms, aufzuklären. Diese Erkrankung kommt mit einer Häufigkeit von rund 1:250.000 in der Bevölkerung vor. Sie geht von Geburt an mit einer Störung der Bauchspeicheldrüsenfunktion einher und führt zu zahlreichen weiteren angeborenen körperlichen Anomalien - etwa zum Fehlen der Nasenflügel.

    Die Forscher untersuchten 13 betroffene Familien und identifizieren Defekte im Gen UBR1 als Ursache des Syndroms. Das Gen kodiert für ein Enzym, welches Teil eines Stoffwechselwegs ist, dessen wichtige Aufgabe darin besteht, überschüssige oder verbrauchte Eiweiße in Zellen zu erkennen und abzubauen.
    Das Johanson-Blizzard-Syndrom ist die erste menschliche Erkrankung, die auf eine Störung in diesem Stoffwechselweg, dem so genannten N-end rule-Pathway, zurückzuführen ist. Zudem erkannten die Wissenschaftler die besondere Bedeutung des Stoffwechselweges für die Bauchspeicheldrüse.

    Die genetische Grundlage des Johanson-Blizzard-Syndroms zu kennen, ermöglicht es, den betroffenen Familien eine frühzeitige - gegebenenfalls auch pränatale - Diagnostik anzubieten. Der Krankheitsmechanismus kann zum Verständnis anderer, häufigerer Erkrankungen beitragen und vielleicht auch zu therapeutischen Ansätzen führen. Der Erforschung dieser Zusammenhänge wollen die Erlanger und Greifswalder Wissenschaftler die nächsten Jahre widmen.

    DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender

    John-Paul Fobiwe überzeugt seit seinem Studienbeginn im Jahr 2002 an der MHH durch gute und sehr gute Studienleistungen. Darüber hinaus engagiert er sich für andere ausländische Studierende an der MHH - er berät und betreut sie seit langem regelmäßig - und bei der Katholischen Hochschulgemeinde, beim Studentenwerk Hannover und beim Studienbegleitprogramm für ausländische Studierende an niedersächsischen Hochschulen.

    Wir laden Medienvertreter ein, an der Promotionsfeier teilzunehmen.

    Zeitablauf der MHH-Promotionsfeier am Freitag, 3. November 2006, Hörsaal F

    15.15 Uhr
    Musikalische Einleitung

    15.20 Uhr
    Begrüßung durch MHH-Präsident Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann

    15.30 Uhr
    Verleihung der Promotionspreise der Gesellschaft der Freunde der MHH
    (überreicht durch Professor Dr. Karl Welte, Forschungsdekan und Professor Dr. Hartmut Küppers, Vorsitzender der Freundegesellschaft)

    Verleihung des Hannelore Munke-Forschungs-Stipendiums und der Promotionspreise Tumorforschung
    (überreicht durch Professor Dr. Arnold Ganser, Vorsitzender des Tumorzentrums der MHH, und Professor Küppers)

    15.45 Uhr
    Persönliche Aushändigung der Promotionsurkunden durch Professor Dr. Bitter-Suermann

    16.30 Uhr
    Vergabe des Sir Hans Krebs-Preises (überreicht durch Professor Dr. Bitter-Suermann und Professor Küppers)

    16.40 Uhr
    Vergabe DAAD-Preis

    16.45 Uhr
    Abschluss

    16.50 Uhr
    Musikalischer Ausklang


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).