Vor einhundert Jahren Beginn des Frauenstudiums an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Die erste Frau Deutschlands wird am 28. Februar 1900 zur
Immatrikulation zugelassen
1899 legte Johanna Kappes als eine der ersten deutschen Gymnasiastinnen überhaupt in Karlsruhe ihre Abiturprüfungen ab. Wäre sie ein Mann gewe-sen, hätte sie sich selbstverständlich an einer deutschen Universität einge-schrieben und zum Wintersemester ihr Studium aufgenommen. Frauen je-doch war dieser Weg versagt: So hatte sich der angesehene Freiburger Gy-näkologe Alfred Hegar gegen ihre Immatrikulation mit dem "Argument" ge-wehrt, er "vermöge nicht einzusehen, in welcher Weise die Bedingung der Zulassung zum Universitätsstudium von Frauen erfüllt werden kann". An-derswo wurde man deutlicher: Der Leipziger Neurologe Paul Möbius meinte noch im Jahr 1900 "den physiologischen Schwachsinn des Weibes" nach-weisen zu können.
Johanna Kappes ergriff die einzige Möglichkeit, als Frau eine Universität zu betreten: Da sie unbedingt Medizin studieren wollte, begab sie sich nach Freiburg und suchte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg diverse Pro-fessoren auf. Sie hatte Glück: Es gelang ihr, die Herren von ihren Fähigkei-ten zu überzeugen und bei ihnen den Besuch von Vorlesungen zu erwirken. Verschlossen blieb ihr allerdings - ebenso wie ihren wenigen Mitstreiterinnen - der Weg zu einem staatlich anerkannten Examen. Als sie während ihres ersten Semesters als "Hörerin" vom Verein "Frauenbildung - Frauenstudium" aufgefordert wurde, für ihre ordnungsgemäße Zulassung zu kämpfen und damit ihren Zustand des Geduldetwerdens zu beenden, wurde sie aktiv. Mit Unterstützung insbesondere der Vereinsvorsitzenden Adelheid Steinmann - als Ehefrau des Prorektors muss sie Einblick in die Universitätsstrukturen gehabt haben - formulierte Johanna Kappes eine entsprechende Petition. Diese ging über die Hochschule nach Karlsruhe und war Auslöserin des fol-genschweren Erlasses, der am 28. Februar 1900 die badischen Universitä-ten für Frauen öffnen sollte. Mehr noch: Man gestattete Johanna Kappes und ihren vier in Freiburg "hörenden" Kolleginnen die Rückdatierung der Im-matrikulation um ein Semester und erkannte damit ihre bisher erbrachten Leistungen an.
In Heidelberg, der zweiten badischen Universität, kam das Verfahren nicht zur Anwendung, obwohl auch hier Frauen bereits als Hörerinnen zugelassen waren. Vorerst blieb das Großherzogtum Baden der einzige deutsche Teil-staat, in dem Frauen "gleichberechtigt" studieren konnten. In Württemberg wartete man länger und erlaubte wissbegierigen Abiturientinnen erst 1904 den vollen Zugang zur Universität. Am meisten Zeit aber ließ sich Preußen: erst 1908 wurde dort eine Studentin zugelassen. Die Universitätsfrauenbe-auftragte der Jahre 1997 bis 1999, Professor Dr. Elisabeth Cheauré, hat das Forschungsprojekt ,100 Jahre Frauenstudium an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg, initiiert, das von der Universität Freiburg und dem Sozialministerium Baden-Württemberg finanziert wird. Ute Scherb, M.A., untersucht die Freiburger Studentinnengeschichte von ihren Anfängen bis heute. Die Ergebnisse werden in Buchform publiziert.
Kontakt:
Professor Dr. Elisabeth Cheauré
Landessprecherin der Frauenbeauftragten an den wissenschaftlichen Hoch-schulen Baden-Württembergs (LaKoF)
Universität Freiburg
Tel. 0761/203-4222
Werderring 8
79085 Freiburg
Ute Scherb, M.A
Werderring 8
e-mail: scherbu@uni-freiburg.de
79085 Freiburg
Tel.: 0761/707-9374
Tel.: 0761/203-8892 oder Tel.: 0761/2921033
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Studium und Lehre
Deutsch
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