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08.11.2006 11:16

Diabetes bereits im Mutterleib "vorprogrammiert"

Kerstin Endele GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin

    Die fetale Entwicklung beeinflusst spätere Herz- Kreislauferkrankungen
    Berlin, 08. November 2006. Insulinresistenz, ein Risikofaktor für Herz- Kreislauferkrankungen, ist bereits beim Neugeborenen vorhanden und wird nicht unbedingt im weiteren Lebensverlauf erworben. Das weist nun erstmals eine Studie von Professor Berthold Hocher, Center for Cardiovascular Research an der Charité am Campus Mitte nach, die im Oktober in der Fachzeitschrift Circulation* erschienen ist. Die Insulinresistenz ist eine Vorstufe der Typ 2- Diabetes und begünstigt Herz- Kreislauferkrankungen wie Herzmuskelschwäche und Bluthochdruck.
    Basis der Studie ist die so genannte Barker-Hypothese, die vor etwa 15 Jahren für eine Art medizinische Revolution sorgte: Es wurde ein direkter Zusammenhang zwischen einem geringen Geburtsgewicht und der Neigung zu Herz-Kreislaufer-krankungen festgestellt. Kurz gesagt: Je leichter das Baby, umso höher das Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt, Herz- Rhythmusstörungen oder aber Diabetes mellitus Typ 2. Gängiges Erklärungsmodell für diesen Zusammenhang ist der Mechanismus des "fetalen Programmierens". In der Entwicklung des Fötus gibt es sensible
    kurze Phasen, in denen bestimmte Stoffwechselfunktionen eingestellt werden. Bei einer Unterernährung etwa arbeitet der Organismus auf Hochtouren, um eine maximale Verwertung zu erreichen. Diese Adaption ist irreversibel und gilt damit lebenslang. Wenn also später eine normale Ernährung erfolgt, wird diese überpro-portional gut verwertet und sorgt damit für Übergewicht.
    Während man bisher annahm, dass eine Insulinresistenz beispielsweise erst durch eine falsche Ernährung und ungesunde Lebensweise im Erwachsenenalter erworben wird, konnte nun gezeigt werden, dass bereits im Mutterleib die Insulin-resistenz geprägt werden kann. Das führt zu einem grundlegend neuen Verständnis von Diabetes. Zukünftige Forschungen sollen untersuchen, wie dieser sensible Mechanismus genau funktioniert und ob im Krankheitsfall vielleicht sogar ein "Re-Programmieren" möglich sein könnte. "Das ist allerdings noch blanke Zukunfts-musik", äußert sich Professor Hocher dazu.
    Generell empfiehlt sich werdenden Müttern ein sehr bewusster Umgang mit Ernährung. Denn wie Professor Hochers Arbeitsgruppe in einer anderen Studie** herausfand, kann nicht nur Unterernährung, sondern generell Fehlernährung im Mutterleib zu Folgeerkrankungen im Erwachsenenalter führen. Dies wurde tierexperimentell untersucht. Nicht nur Proteinmangel, sondern auch ein Überangebot an Eiweiß kann im sehr frühen Stadium der Schwangerschaft zu einem geringen Geburtsgewicht und damit zu Herzkreislauferkrankungen der Nachkommen führen.

    * Circulation. 2006; 114: 1687-1692
    ** Am J Physiol Regul Integr Comp Physiol. 2006 Oct;291(4):R1025-30.
    Kontakt:
    Prof. Berthold Hocher
    Charité -
    Universitätsmedizin Berlin
    Tel 0172 920 8095
    berthold.hocher@charite.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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