Neue Ausgrabungen auf dem Tell Halaf in Syrien
Nach einer Unterbrechung von knapp 80 Jahren konnten im vergangenen Sommer die Ausgrabungen auf dem Tell Halaf durch eine gemeinsame Mission der Staatlichen Museen zu Berlin, der Eberhard Karls Universität Tübingen, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Generaldirektion der Antiken und Museen Damaskus wieder aufgenommen werden.
Der Tell Halaf gehört zu den berühmtesten Fundplätzen des Nahen Ostens. Namengebend für einen Abschnitt des keramischen Neolithikums ("Halaf-Zeit", ca. 6000-5300 v. Chr.) war der Ort unter dem Namen "Guzana" Hauptstadt eines aramäischen Fürstentums im frühen 1. Jahrtausend v. Chr. und wird als "Gosan" im Alten Testament erwähnt. Die Ausgrabungen, die der aus einer reichen Bankiersfamilie stammende deutsche Diplomat und Privatgelehrte Max Freiherr von Oppenheim 1899, 1911-13 und 1929 auf dem Tell Halaf durchführte, brachte eine Vielzahl bedeutender Bildwerke zu Tage, darunter drei als Säulen dienende Monumentalstatuen von Göttern. Ein Teil dieser Fundstücke war bis zum 2. Weltkrieg in einem eigens eingerichteten Tell Halaf-Museum in Berlin ausgestellt, welches jedoch 1943 einem Bombenangriff zum Opfer fiel. In einem groß angelegten Restaurierungsprojekt werden die Bildwerke gegenwärtig am Vorderasiatischen Museum Berlin wieder zusammengesetzt.
Im Mittelpunkt, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten neuen Ausgrabungen, stehen bisher nicht hinreichend geklärte Fragen zur Siedlungschronologie, zur Siedlungsstruktur und zur Rolle des Tell Halaf in der kulturhistorischen Entwicklung Vorderasiens. Von dem Archäologenteam, unter der gemeinsamen Leitung von Dr. Lutz Martin (Berlin), PD Dr. Mirko Novák (Tübingen), Dr. Jörg Adam Becker (Halle) und Abd al-Masih Bagdo (Hassake), konnten bereits in der ersten Kampagne wichtige Erkenntnisse zur Geschichte des Ortes und zur Bauabfolge der Monumentalbauten auf der Zitadelle gewonnen werden. So wurden Teile des aramäischen Palastes ("Hilani") und des anschließenden, nach seinen Torhüterskulpturen so benannten, "Skorpionentores" wieder freigelegt, die präzisere Beobachtungen zur Architektur erlaubten. Zu den Neuentdeckungen der Kampagne gehören zwei Räume eines bislang unbekannten größeren Gebäudes im Süden der Zitadelle, die partielle Untersuchung des Südflügels des assyrischen Gouverneurspalastes und der Nachweis eines prähistorischen Rundbaus. Anhand der geborgenen Keramik und Kleinfunde zeigte sich, dass die Zitadelle bis in die Zeit nach dem Untergang des neuassyrischen Reiches in Benutzung war. Die Ausgrabungen sollen 2007 fortgesetzt werden.
Anlässlich der Wiederaufnahme der Ausgrabungen sowie des 60. Todestages Max Freiherr von Oppenheims findet am Freitag, dem 15. Dezember 2006 ab 14:00 Uhr im Rundturm des Schlosses Hohentübingen ein Festkolloquium statt.
Weitere Informationen:
www.Tell-Halaf-Projekt.de
PD Dr. Mirko Novák
Eberhard Karls Universitaet
Altorientalisches Seminar
Schloss
D-72070 Tuebingen
Germany
Tel.: +49 (0)7071 2977148
Fax.: +49 (0)7071 295056
privat: Ursrainer Ring 83
D-72076 Tuebingen
Tel.+Fax.: +49 (0)7071 650504
Abbildungen sind unter http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/highlight.html
einzusehen, die wir auf Anforderung zusenden.
Pressemitteilung
Tübingen, 9. November 2006
EBERHARD KARLS UNIVERSITÄT TÜBINGEN
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit o Michael Seifert
Wilhelmstr. 5 o 72074 Tübingen
Tel.: 0 70 71 o 29 o 7 67 89 o Fax: 0 70 71 o 29 o 5566
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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