Der Entwicklungsdienst der protestantischen Kirchen in Deutschland steht vor großen strukturellen Veränderungen: Die bisher getrennten Einrichtungen und Arbeitsfelder sollen in einen zentralen "Evangelischen Entwicklungsdienst" (EED) integriert werden. Dieser - durchaus umstrittene - Umbruch bietet allerdings auch die Chance, auf die bisherige Arbeit zurückzublicken und über neue Perspektiven nachzudenken. Gemeinsam mit der Evangelischen Akademie zu Berlin fand deshalb vom 8. - 10. Februar im Haus Schwanenwerder/Berlin-Wannsee eine Konferenz statt, die sich unter dem Motto "Kirche in der Einen Welt" mit dem entwicklungspolitischen Engagement der evangelischen Kirchen auseinander setzte.
Hierzu wurde auch Rostocker Expertise bemüht: Prof. Dr. Klaus Hock von der Theologischen Fakultät der Universität Rostock war gebeten worden, den Eröffnungsvortrag zu halten und die Diskussion anzustoßen.
"Kirche in der Einen Welt. Kirche als Teil der Zivilgesellschaft?" lautete das umfassende Thema, mit dem sich der Rostocker Religionswissenschaftler auseinander zusetzen hatte. Seine These: "Nicht der mit der Gründung des EED angezeigte Umbruch führt zu Verunsicherungen und Ängsten, sondern der Umbruch wird zur Projektionsfläche von Verunsicherungen, die schon über längere Zeit gewachsen sind." Dies habe unter anderem damit zu tun, dass die Kirche zwar Teil der Zivilgesellschaft sei, die Zivilgesellschaft aber als Ganze und als eigene Größe aufzutreten beanspruche und sich selbst zunehmend als Subjekt sozialer Gerechtigkeit begreife. Kirchliches Handeln erscheine gegenüber diesem normativen Anspruch darauf reduziert, lediglich Dienstleistungen beizutragen. Dabei könnten die Kirchen gerade im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit mit großem Selbstbewusstsein auftreten: "`GlobalisierungŽ gehört zu den ureigensten Themen der Ökumenischen Bewegung: Ökumenisches Handeln der Kirchen ist Handeln im Bewusstsein der und in kritischer Reaktion auf die Globalisierung." Es komme darauf an, dieses ökumenische Handeln in seiner Vieldimensionalität wie auch in seiner Ganzheitlichkeit neu zu entdecken und in der kirchlichen Praxis zu verwirklichen. Dies müsse so geschehen, dass die Komplementarität von christlicher Verkündigung und gesellschaftsbezogenem Dienst auch in der Wahrnehmung des entwicklungspolitischen Mandats gewahrt bleibt. Prof. Hock ist mit der Materie wohlvertraut: Von 1994 bis 1996 war er in der Planungs- und Grundsatzabteilung der "Arbeitsgemeinschaft Kirchlicher Entwicklungsdienst" tätig und hatte sich um die Koordinierung der Inlandsarbeit bemüht. Seit Ende 1996 vertritt er das Fachgebiet "Religionsgeschichte - Religion und Gesellschaft" an der Theologischen Fakultät der Universität Rostock.
PD Dr. Martin Rösel
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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