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03.03.2000 11:59

Heidelberger Wirtschaftswissenschaftler Prof. Manfred Rose schreibt neues Steuergesetz

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Der Wirtschaftswissenschaftler schreibt an einem neuen Steuergesetz, das die exzessive Steuerbelastung von Geld- und Kapitalanlegern in Deutschland beseitigen soll - Rose: "Anleger, Sparer und Investoren werden im jetzigen Steuersystem massiv benachteiligt"

    Kaum ist das Manfred Lautenschläger-Haus, eine repräsentative Jugendstil-Villa im Heidelberger Norden, frisch renoviert, da beginnen in den Räumen schon wieder neue Renovierungsarbeiten. Nicht mit dem Pinsel, aber mit viel wirtschaftlichem Sachverstand geht nun Wirtschaftsprofessor Rose und sein junges Einfach-Steuer-Team dort zu Werke: Renoviert wird das deutsche Steuerrecht ( von Grund auf und nach dem Motto: "Weniger ist oftmals mehr". Hunderte von Paragrafen, Bestimmungen und Richtlinien will Rose ersatzlos "einstampfen" -zuerst auch jene Vorschriften, die Anleger und Unternehmer in Deutschland mit weit überzogenen Steuerlasten bestrafen.

    In der Heidelberger Steuer-Villa, die auch die "Forschungsstelle Bundessteuergesetzbuch" des ehemaligen Verfassungsrichters Paul Kirchhof beheimatet, stellte Rose nun das "Projekt Einfach-Steuer" vor. Als konkretes Arbeitsziel der von privaten Sponsoren finanzierten Steuer-Werkstatt nannte er die praktische Vorbereitung einer reibungslosen Einführung der "Anleger-Schutz-Steuer" in Deutschland.

    Rose weiß, wovon er spricht: Hat er doch Anfang der 90er-Jahre in Kroatien bereits ein System von Einfach-Steuern eingerichtet, das alle Anleger und Investoren umfassend vor jeder Exzessiv-Belastung schützt. Das fünfköpfige Team von Finanzbeamten der Oberfinanzdirektion Karlsruhe, das ihm damals bei der Formulierung der Gesetze zur Hand ging, ist auch im neuen Projekt wieder mit dabei. Der Kölner Steuerrechtsexperte Joachim Lang garantiert als Projektpartner dafür, dass die Einfach-Steuer juristisch wasserdicht sein wird.

    Die steuerliche Benachteiligung von Anlegern, Sparern und Unternehmern beruhe auf einem fatalen Konstruktionsfehler im deutschen Steuerrecht, sagte Rose. "Es ist grundverkehrt, bei Anlegern und Unternehmern auch jene Mindestrendite zu besteuern, die nicht mehr als die bloßen Kosten des angelegten Kapitals und damit gerade einmal das Kapitalexistenzminimum deckt", betonte der Wirtschaftswissenschaftler. Angesichts der daraus resultierenden Steuerbelastungen nähmen sich die Appelle der Politiker, die Bürger sollten mehr für die eigene Altersvorsorge tun, fast zynisch aus.

    Denn gerade bei Anlegern und Unternehmern, die ihr Geld über mehrere Jahre anlegen, habe die Besteuerung des Kapitalexistenzminimums "brutale" Folgen. Da es Jahr für Jahr immer wieder "voll erwischt" werde, schlügen schnell Steuerbelastungen von beinahe 80 Prozent zu Buche. Rose rechnete das an Beispielen vor. Eines davon zeigt etwa, dass Mittelständler selbst nach der geplanten Steuerreform mit erdrückenden Steuerlasten rechnen müssen.

    Früher seien wenigstens die Privatanleger von der Exzessiv-Besteuerung faktisch befreit gewesen, erklärte Rose. "Wer über dem Sparerfreibetrag lag, ist halt nach Luxemburg gegangen; und der Fiskus hat dabei intensiv weggeschaut." Dies sei heute anders: Mit überfallmäßigen Bank-Razzien und anderen Brutal-Methoden gingen die Steuerfahnder nun gegen die Steuerflucht vor. "Den pflichtbewussten Beamten ist da nichts vorzuwerfen. Die bekommen von oben Order, die unfaire Zinsbesteuerung auf Biegen und Brechen durchzusetzen."

    Auch bei den Unternehmen baut die jetzige Regierung nach Roses Ansicht die systematische Überbelastung sogar noch aus, indem sie sogenannte Schlupflöcher streicht. Ohne diese sei die exzessive Steuerlast vom deutschen Mittelstand aber überhaupt nicht mehr zu schultern. Steuerausnahmen seien lebensnotwendige "Atemlöcher" im heutigen Steuerbeton. "Wer sie wie die jetzige Regierung zustopft, ohne dafür die Besteuerung des Kapitalexistenzminimums abzuschaffen, der erdrosselt die deutsche Wirtschaft", warnte Rose. Solange Deutschland keine Investitionswüste werden wolle, brauche das alte Steuersystem Steuerlöcher "wie ein Trinker den Schnaps", so Rose. Die vielen Steuerausnahmen machten das Steuerrecht aber viel zu kompliziert und viel zu teuer: Millionenbeträge flössen in die Steuerberaterkanzleien, anstatt zur Herstellung von nützlichen Gütern verwendet zu werden.

    Aus dem Steuerlabyrinth gebe es nur einen Ausweg: den Systemwechsel zur Einfach-Steuer. Rose: "Statt Löcher müssen Fenster ins Steuerhaus. Das heißt: Das Kapitalexistenzminimum muss für alle Investoren steuerfrei sein. Denn Anleger muss man schützen statt schröpfen! Erst dann kann man alle Schlupflöcher aus dem Steuerrecht streichen."

    Der verwaltungstechnisch leicht vorzunehmende Schritt zur Einfach-Steuer würde laut Rose jedoch nicht nur die Steuern einfacher und gerechter machen, er würde zugleich auch die beiden größten wirtschaftlichen Probleme Deutschlands, die Arbeitslosigkeit und den Generationenkonflikt, radikal an der Wurzel packen. "Wenn Investieren attraktiver wird, gibt es mehr Arbeitsplätze; wenn Sparen sich besser auszahlt, entspannt sich die Rentenfrage." Im Standortwettbewerb würde Deutschland zudem nicht mehr den anderen hinterher rennen, sondern plötzlich an der Spitze stehen: "Warum machen wir es nicht einfach einmal besser als die Amerikaner?", fragte Rose.

    Die am Projekt beteiligten Rentenexperten Bernd Raffelhüschen aus Freiburg und Hans-Georg Petersen aus Potsdam betonten, dass die Einfach-Steuer ideale Bedingungen zur Lösung des Rentenproblems schaffe, da sie alle Alterseinkünfte nachgelagert besteure. Die beiden Wirtschaftswissenschaftler werden im Rahmen des Projektes einen Vorschlag für eine nachhaltige Altersvorsorge-Reform unterbreiten, die die drei Säulen gesetzliche, betriebliche und individuelle Alterssicherung passgenau in das Einfach-Steuer-System einfügt. Petersen schätzt zudem die Wachstums- und Arbeitsmarkteffekte der Einfach-Steuer ab. Eine umfassende Generationenbilanz der Gesamtreform wird von Raffelhüschen aufgestellt.

    Rückfragen bitte an:
    Prof. Dr. Manfred Rose, Tel. 06221 410094 oder 473180, Fax 473181

    oder: Dr. Michael Schwarz, Pressesprecher der Universität Heidelberg, Tel. 06221 542310, Fax 542317, michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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